„Felix ist keine heilige Kuh“

Alpinchef Maier kontert die Kritik von Girardelli, fordert aber auch von Neureuther noch mehr.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Deutschlands Slalom-Star Felix Neureuther in Aktion.
Rauchensteiner/Augenklick Deutschlands Slalom-Star Felix Neureuther in Aktion.

Alpinchef Maier kontert die Kritik von Girardelli, fordert aber auch von Neureuther noch mehr.

MÜNCHEN Die Attacken waren hart. In der neuesten Ausgabe des „Skimagazin“ holte Marc Girardelli zum Rundumschlag gegen die deutschen Skifahrer aus (AZ berichtete). Der fünfmalige Weltmeister aus Vorarlberg kritisierte bei Felix Neureuther fehlenden Siegeswillen und bei den übrigen Fahrern die professionelle Einstellung. So sagte er: „Wenn ein Bundesligaspiel läuft, dann verlassen sie die Team-Besprechung.“ Die AZ fragte nach bei Alpin-Sportdirektor Wolfgang Maier.

AZ: Herr Maier, glaubt man Marc Girardelli, dann sind das ja schlimme Zustände bei den Mannschaftssitzungen.

WOLFGANG MAIER: Mich würde interessieren, wie der Marc so etwas beurteilen kann. Das ist eine ziemlich blöde Aussage. Ich weiß nicht, ob er da polemisch sein wollte oder sonst was. Wenn Sie sich auf etwas verlassen können, dann darauf, dass bei mir in der Mannschaftssitzung keiner aufsteht und geht.

Ist die Kritik an der Einstellung dennoch berechtigt?

Bezogen auf die Vergangenheit: zum Teil. Es gab Zeiten, da hatten wir Fahrer, die nie gelernt haben, was wirklich hartes Training bedeutet. Da waren auch wir als Verband schuld, dass sich solche Dinge in zehn, fünfzehn Jahren eingeschliffen haben. Aber die Defizite haben wir erkannt. Wir erziehen die Leute ganz neu.

Und wie?

Viele müssen eine Selbstbeteiligung zahlen, um dabei zu sein. Dazu haben wir eine ganz neue Leistungsdiagnostik, wo ich den Trainingszustand überprüfen kann. Mitgezogen wird niemand. Der DSV ist zum Glück keine Wohlfahrtsveranstaltung mehr.

Hart war auch Girardellis Kritik an Felix Neureuther.

Von außen betrachtet mag das so wirken, als ob dem Felix der Siegeswille fehlt. Und sicher, manchmal hat der Felix noch nicht die Ernsthaftigkeit gegenüber sich selbst. Mal zu sagen: „Weißt was, ich bin zwar megatalentiert, ich muss mich noch härter anpacken.“ Darüber kann man diskutieren, und Sie können Gift darauf nehmen, dass der Felix nicht ohne Kritik im Verband da steht und dass er keine heilige Kuh ist, die man nicht antasten darf.

Weiß Felix Neureuther das?

Ja, er wird weiter daran arbeiten. Ihm zu unterstellen, dass er zufrieden ist, wenn er Zweiter oder Dritter wird, ist falsch. Aber wenn der Girardelli das meint, das sagen zu müssen, bitte. Deswegen werde ich mich von ihm nicht vom Baum runterjagen lassen.

Hat Girardelli seit seiner einjährigen Beratertätigkeit anno 2004 überhaupt noch Einblicke beim DSV?

Nein. Ich habe damals schon nicht verstanden, was er da sollte. Gerade da hatte der Verband den Werner Margreiter, den Wundertrainer aus Österreich, eingekauft. Warum brauche ich da noch einen Berater wie den Marc, der ein paar Mal beim Training vorbeischaut? Der Marc ist ein feiner Kerl, ich schätze ihn sehr, und wenn ich ihn wieder mal sehe, dann werde ich ihn vielleicht fragen, was das jetzt eigentlich sollte. Vielleicht aber auch nicht. Heute schreit der Girardelli auf, morgen der Bittner und übermorgen der Wasmeier. So ist’s halt bei uns. Nicht weiter tragisch.

Interview: Florian Kinast

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.