Zum Sieg gequält
München - Unmittelbar vor dem Tip-off fiel das schwarze Tuch zu Boden und gab den Blick auf das neue Meisterbanner unter dem Hallendach frei. Als Souvenir für die Ewigkeit erinnert es im Audi Dome nun an das, was die Bayern-Basketballer vor 80 Tagen dort mit ihrem Triumph im entscheidenden Playoff-Finalspiel um die Meisterschaft vollbracht haben. Für die Spieler ist der Titelgewinn 2018 aber abgehakt, die Mission Titelverteidigung hat begonnen. Nach dem Auswärtssieg zum Auftakt in Ulm (83:77) gelang den Münchnern mit dem 79:66 gegen Vechta der erste Heimerfolg. Allerdings tat sich der FCBB deutlich schwerer als erwartet.
"Natürlich haben wir eine schwere Vorbereitung gehabt und hart trainiert. Aber das darf keine Ausrede sein, dass wir es nicht aufs Parkett bringen", sagte Danilo Barthel: "Wir müssen schnellstens einen Weg finden, dass wir gerade in der Verteidigung besser auftreten." Mit 23 Punkten war Bayerns Kapitän Topscorer der Partie. "Wir haben super Einzelspieler, sind aber noch keine Mannschaft. Aber man hat das Gefühl, die Spieler können jederzeit zulegen", sagte FCB-Präsident Uli Hoeneß: "Den Gegner haben wir nicht ernst genug genommen. Aber in der Euroleague kann man sich so etwas nicht erlauben."
Noch in Trainingsklamotten verfolgte Derrick Williams die Partie. Ein paar Mal erhob er sich von seinem Platz direkt hinter der Bande, um seinen zukünftigen Teamkollegen nach besonders spektakulären Punkten Beifall zu klatschen. Die Verpflichtung des Ex-NBA-Profis ist nun endgültig perfekt. Er soll Milan Macvan ersetzen, der sich zum zweiten Mal das Kreuzband gerissen hat – doch zweite Wahl ist der 27 Jahre alte US-Amerikaner, 2011 an zweiter Stelle des NBA-Drafts von den Minnesota Timberwolves ausgewählt, keineswegs.
"Keine Mannschaft kann es sich leisten, die Spielintelligenz und Präsenz eines Milan Macvan zu verlieren, da sind wir keine Ausnahme", sagte Bayerns Sportdirektor Daniele Baiesi. "Derricks enormes Talent ist offensichtlich. Wir sind einfach wahnsinnig erfreut, mit so einem guten Spieler arbeiten zu dürfen."
Williams spielte 428 Mal in der NBA (8,9 Punkte, 4 Rebounds) für Minnesota, die Sacramento Kings, die New York Knicks, Miami Heat, die Cleveland Cavaliers und die LA Lakers. Die vergangene Saison verbrachte Williams in China bei den Tianjin Gold Lions. Nur ein Infekt zögerte den abschließenden Medizincheck Williams’, der bereits seit zwei Wochen bei den Bayern weilte, hinaus.
Nun ist Williams endlich fit – und bereit für die Herausforderung: "Jeder, mit dem ich über diese Option gesprochen habe, hat mir zugeraten. Ich weiß, dass dieses Programm in München noch recht jung ist und Bayern im ersten Jahr wieder in der Euroleague spielt. Ich wollte in die Euroleague, sie ist eine großartige Bühne, eine der größten in der Welt; deswegen war Bayern München eine gute Möglichkeit für mich", sagte er. Allerdings soll Deutschland nur eine Zwischenstation sein. Denn Williams will wieder zurück in die NBA.
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