Interview

Weiler-Babb: "Wir haben jetzt etwas zu beweisen"

Der Neuzugang des FC Bayern Basketball spricht hier über seine Erwartungen an die neue Saison, seine Rolle und Ziele, deutsche Wurzeln sowie Trinchieri: "Ein Gewinner-Coach, der dich auch mal anschreit"
von  Julian Buhl
Beim Meisterturnier warf er die Bayern um Zipser (r.), Lucic (l.) und Co. noch mit Ludwigsburg raus: Nick Weiler-Babb (M.).
Beim Meisterturnier warf er die Bayern um Zipser (r.), Lucic (l.) und Co. noch mit Ludwigsburg raus: Nick Weiler-Babb (M.). © imago images/BBL-Foto

München - AZ-Interview mit Nick Weiler-Babb: Der 24 Jahre alte US-Amerikaner wechselte im Sommer von Vize-Meister Ludwigsburg nach München.

AZ: Herr Weiler-Babb, Sie haben bereits im vergangenen Jahr mit dem FC Bayern Basketball verhandelt. Warum sind Sie erst jetzt in München gelandet?
NICK WEILER-BABB: Es stimmt, dass ich in Kontakt mit Daniele (Baiesi, Bayerns Sportdirektor; d. Red) war. Ich wollte mich aber erst noch auf BBL-Level beweisen und mir einen Namen machen. Ich glaube, das habe ich in der vergangenen Saison getan. Den nächsten Schritt mit der EuroLeague will ich jetzt bei Bayern machen.

Wie sind Ihre ersten Eindrücke von Ihrer neuen sportlichen Heimat?
München ist eine schöne Stadt. Ich bin zum Beispiel schon ein bisschen im Englischen Garten herumspaziert, beim Meisterturnier im Juni auch im Olympiapark. Ich freue mich auf die neue Erfahrung bei Bayern und die neue Saison.

Weiler-Babb: "Glaube, dass wir viele Leute überraschen können"

An das Finalturnier in München, bei dem Sie mit Ludwigsburg Vizemeister wurden und im Viertelfinale die Bayern rauswarfen, dürften Sie ja ziemlich gute Erinnerungen haben, oder?
Wir hatten in Ludwigsburg ein sehr gutes Team und haben viele Leute überrascht, obwohl wir auf wichtige Spieler verzichten mussten. Dafür haben andere Verantwortung übernommen. Gegen Bayern habe ich nicht so gut gespielt - trotzdem konnten wir sie besiegen und ins Finale einziehen.

Wie sehen nun Ihre Erwartungen mit Bayern für die neue Saison aus, die am Freitag (20.30 Uhr/Magenta Sport) mit dem EuroLeague-Heimspiel gegen Mailand startet?
Wir haben jetzt etwas zu beweisen, nachdem es letztes Jahr in der EuroLeague und auch beim Meisterturnier nicht ganz so gut für Bayern lief. Wir wollen die negativen Dinge jetzt umkehren und zurück in die Erfolgsspur.

Hat das Team auch das Zeug dazu?
Wir haben viele Spieler, die wirklich gute Dinge tun können. Jeder einzelne neue Spieler bringt ein Talent mit, das Bayern letztes Jahr vielleicht gefehlt hat. Ich glaube, dass wir viele Leute überraschen können und diese Saison ziemlich gut für uns ausgehen könnte.

Weiler-Babb über Trinchieri: "Er weiß, wie man gewinnt"

Sie kamen gemeinsam mit vier weiteren US-Profis nach München. Macht es das einfacher?
Wir haben einige neue Spieler, aber vor allem auch einen neuen Coach. Es ist also für alle ein kleiner Neustart. Jeder fängt bei null an und hat die gleichen Möglichkeiten.

Wie ist Ihr Eindruck von Andrea Trinchieri?
Er weiß, wie man gewinnt, er ist ein Gewinner-Coach. Natürlich verlangt er viel von uns. Aber als Spieler willst du genau diese Herausforderungen. Er pusht dich und will das Beste aus dir herausholen.

Was unterscheidet ihn von John Patrick, unter dem Sie in Ludwigsburg spielten?

JP hat immer mit ruhiger Stimme geredet. Er ist ein sehr ruhiger Trainer. Trinchieri ist impulsiver, schreit dich auch mal an und sagt dir genau, was du falsch gemacht hast. Das darfst du nicht persönlich nehmen, sondern musst daran wachsen. Ihre Persönlichkeit ist unterschiedlich, aber beide wollen das gleiche: Gewinnen.

Weiler-Babb hat deutsche Wurzeln

Was genau verlangt Trinchieri von Ihnen?
Ein bisschen was von allem. Er glaubt, dass ich ein sehr guter und harter Verteidiger sein kann. Und auch ein Spielmacher, der Würfe für seine Mitspieler kreiert oder selbst welche nimmt.

Sein Playbook soll sehr komplex sein, stimmt das?
Wir wollen unsere Geheimnisse nicht verraten. (lacht) Wir können aber viele Dinge tun und sind immer noch dabei unsere offensiven Spielzüge zu lernen. Und da wird mit Sicherheit noch mehr dazukommen. Trinchieri weiß genau, was er tut. Und jeder von uns vertraut ihm zu einhundert Prozent, dass er uns besser macht.

Der erste Teil Ihres Nachnamens klingt deutsch. Ist er's?
Ja, Weiler ist ein deutscher Name. Die Eltern meiner Mutter stammen beide aus Deutschland und ein Teil der Familie lebt in Hamburg.

Ihr Bruder Chris, der bereits von 2015-2017 in Ulm spielte, hat nun bei Bonn unterschrieben. Freuen Sie sich schon auf das Bruderduell auf dem Court?
Und wie! Das wird das erste Mal überhaupt sein, denn wir haben noch nie mit unseren Teams gegeneinander gespielt. Ich bin sehr gespannt darauf.

Sie haben für zwei Jahre bei Bayern unterschrieben. Also bewusst einen längerfristigen Vertrag?
Ja, du willst nicht jedes Jahr an einen anderen Ort gehen, sondern einen finden, an dem du dich wohlfühlst. Bayern spielt Euroleague und in einer nationalen Topliga. Bayern München ist eine bekannte Marke als Klub. Ich kann mir schon vorstellen, eine Weile zu bleiben und hier etwas aufzubauen.

Weiler-Babb: Die Fußballer sind viel, viel weiter

Interessieren Sie sich auch für Fußball?
Mein Bruder liebt Fußball und schaut die ganze Zeit Spiele. Das hat sich irgendwie auf mich übertragen. Ich habe auch das Finalturnier der Champions League und das Endspiel der Bayern gegen PSG angeschaut. Das hat großen Spaß gemacht.

Kann das Triple der Fußballer eine Inspiration für die Basketballer sein?
Natürlich, wobei die Fußballer viel, viel weiter sind. Auch wir wollen jedes Jahr alles gewinnen. Wir sind jetzt mit der neuen Mannschaft im ersten Jahr zusammen, aber unser Kader und unser Trainer gefallen mir. Unser Ziel ist es jedenfalls, zu gewinnen - und zwar auf dem höchsten Level.

Was können Sie sich dabei von den Fußballern abschauen?
Vielleicht ihre Mentalität. Du siehst die Jungs auf dem Rasen immer mit bedingungslosem Einsatz um jeden Ball kämpfen. Und auch, wie sehr sie gewinnen wollen.

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