Wegen Pokaltermin: Bayerns Basketballer sind sauer auf die BBL
München - Andrea Trinchieri bemühte das Klischee selbst. "Ich bin Italiener. Und ich weiß, wie wir weinen. Wir tun das besser als jeder andere", sagte der Trainer am Donnerstag im Laufe der Pressekonferenz der Basketballer des FC Bayern im Vorfeld des am Wochenende in München anstehenden Top-Four-Pokalturniers.
Fürs Schimpfen gilt das Stereotyp gleichermaßen. Trinchieri und sein Landsmann Daniele Baiesi, Bayerns Sportdirektor, der neben ihm auf dem Podium Platz genommen hatte, erfüllten es gestern jedenfalls äußerst emotional.
Fragwürdige Terminierung des Pokalturniers
Denn statt Vorfreude auf die Titelchance in eigener Halle dominieren bei den Bayern aktuell eher Unverständnis und Wut aufgrund der fragwürdigen Terminierung des Pokalturniers. Die BBL hat das ausgerechnet aufs Wochenende vor Bayerns Playoff-Start in der Euroleague gelegt.
Das Pokalhalbfinale des FCBB gegen Ulm steigt am Samstag (16 Uhr/alle Spiele bei Magentasport), das Endspiel am Sonntagnachmittag (15 Uhr). Und schon am Dienstag (und Donnerstag) müssen die Münchner dann in der K.o.-Runde der Euroleague, in die sie es als erstes deutsches Team überhaupt geschafft haben, bei Olimpia Mailand antreten.
Eine vernünftige Vorbereitung auf dieses Saisonhighlight ist so "unmöglich", wie Trinchieri sagte. Deshalb habe er "in diesem Moment" auch "keine Ahnung, was Freude und Begeisterung sind. It's unglaublich", schimpfte Trinchieri in einem Mix aus Englisch und Deutsch und holte zur verbalen Ohrfeige gegen die Basketball Bundesliga (BBL) aus: "Überall ist das Team, das in der Euroleague spielt, ein Botschafter der Liga und des Landes. Wir sind es nicht." Baiesi fügte unmissverständlich an, wie "angepisst" er von der anstehenden Terminhatz sei: "Es ist eine Schande. Die Leute verstehen nicht, was dieser Klub für den deutschen Basketball macht."
Sorge um Gesundheit und Titel
67 Spiele in 193 Tagen haben die Bayern bereits in den Beinen und sorgen sich angesichts des durch den Pokal weiter verschärften XXL-Programms um die Gesundheit ihrer Spieler - und ihre sportlichen Chancen. Zuletzt waren die Bayern unter anderem nach einer Strafe gegen Trinchieri kritisiert worden. Ihm brauche aber keiner was "von Fairplay erzählen, der so eine dumme Entscheidung trifft", sagte Baiesi wütend.
Man habe der BBL Alternativen aufgezeigt, die aber abgelehnt wurden. BBL-Chef Stefan Holz hat für die deutliche Verstimmung durchaus Verständnis. "Wenn ich auf dem Stuhl des Sportdirektors säße, würde ich mich wahrscheinlich genauso äußern", sagte Holz. Der Erfolg der Bayern in der Euroleague sei der Liga wichtig. Aber: "Wir haben ungefähr 300 Mal draufgeschaut und am Ende kein anderes Wochenende gefunden." Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic sagte: "Ich kritisiere die Liga nicht, das möchte ich festhalten. Aber ich glaube, es gab auch andere Möglichkeiten."
Trinchieris Vertrag soll verlängert werden
Bei der Terminhatz bleiben zwangsläufig auch andere wichtige Dinge auf der Strecke. Pesic stellte trotzdem klar, den auslaufenden Vertrag mit Trinchieri "so schnell wie möglich" verlängern zu wollen. "Ich hoffe, dass wir spätestens in der ersten Mai-Woche mehr wissen." Bis dahin müsse er seinen Trainer "aber in Ruhe lassen". Für Baiesi, dessen Kontrakt ebenfalls nach dieser Saison endet, gelte "das gleiche wie für Andrea". Ganz so einfach werden die Gespräche für Pesic nicht. Verhandeln können die beiden Italiener nämlich genauso gut wie weinen und schimpfen.