"Was ist Training?": Bayerns Basketballer körperlich am Limit

München - Training. Ach, Training. Das wäre was. An den Schwächen arbeiten, Automatismen einstudieren, mehr Harmonie entwickeln. Aber Training, jedenfalls ein strukturiertes, das lässt der ans absurde grenzende Spielrhythmus gar nicht zu. Acht Spiele in gut zwei Wochen, das ist der Rhythmus, in dem sich die Basketballer des FC Bayern gerade bewegen. Nach dem achten am Samstag beim Bundesliga-Duell gegen die Löwen Braunschweig sind tatsächlich einmal sechs Tage Zeit. Bis dahin geht es schlicht ums sportliche Überleben.
Bayern-Trainer Trinchieri fehlen Trainingseinheiten
Wer Andrea Trinchieri zuhört, der merkt, wie sehr den Coach die fehlenden Einheiten nerven, es brodelt in dem impulsiven Italiener, wenn das Thema zur Sprache kommt. "Wahnwitzig", nennt Trinchieri den Spielplan. "Training? Was ist Training?", fragt er gleichermaßen sarkastisch wie rhetorisch: "Ich weiß gar nicht, wie das ausschaut. Aber es ist, wie es ist." Ins Spiel gegen das Starensemble von Real Madrid gingen die Münchner gar ohne eine vernünftige Übungsstunde. Ruhe war wichtiger.
Dafür schlugen sich die Bayern sehr achtbar, sie waren bis zum Schluss dran, sie gingen an ihre physischen Grenzen, sie hätten das Spiel gewinnen können. Aber es fielen zu wenige freie Würfe im letzten Viertel, womöglich auch ein Zeichen fehlender Frische. Das Spiel ging 64:68 verloren. "Ganz sicher hatten wir weniger Intensität in den letzten fünf Minuten", räumte der Coach ein.
FC-Bayern-Basketballer mit 25 Spielen seit Anfang Oktober
Aber einen Vorwurf wollte Trinchieri seinen Spielern nicht machen, zumal mit Kapitän Vladimir Lucic und Augustine Rubit zwei Spieler fehlen, die in besonderem Maß die Statik der Mannschaft beeinflussen, die in so einer Partie wie der am Dienstag den Unterschied hätten ausmachen können.
Zudem spielt Nick Weiler-Babb weiter mit einer Hüftblessur, ist sicher nicht bei vollen Kräften. Seit Saisonbeginn Anfang Oktober haben die Münchner schon 25 Pflichtspiele absolviert, personelle Ausfälle gab es dabei am laufenden Band. "Wir haben ein großartiges Spiel gezeigt gegen eines der besten Teams, wenn nicht das Beste. Wir haben mit großer Energie und Aufopferung gespielt", lobte Trinchieri.
Bayern liegen drei Siege hinter Playoff-Rängen
Die Spieler wirkten ausgelaugt, die Niederlage tat zunächst einmal weh. "Am Ende hat nur eine Kleinigkeit gefehlt", merkte Isaac Bonga an - und entschied sich zuvor, Zuversicht aus der Enttäuschung zu ziehen: "Mental wird uns diese Niederlage helfen, wir haben uns gut geschlagen."
Nun liegen die Bayern drei Siege hinter den Playoff-Rängen der Euroleague. Die Qualifikation für die Endrunde ist nicht außer Reichweite, es bleiben schließlich noch 21 Spiele. Aber vermutlich müssten die Münchner mindestens 13 davon gewinnen, um eine Chance zu haben. Machbar, aber eine Herkulesaufgabe. Anfangen sollten sie am Donnerstag gegen den Tabellenzwölften Valencia Basket (20.30 Uhr/MagentaSport) nur 48 Stunden nach dem Kraftakt gegen Real.
Hunter, mit 14 Zählern der beste Punktesammler, betonte: "Wir haben hart gespielt. Wir müssen noch Kleinigkeiten verbessern, dann kehren wir auf die Siegerstraße zurück." So schätzte es schließlich auch der Coach ein. "Ich bin nicht besorgt", erklärte Trinchieri, "im Moment fallen die offenen Würfe nicht, aber der Ball wird wieder reingehen. Wir müssen nur ruhig bleiben." Und die Zeit vor Weihnachten für ein paar Trainingseinheiten nutzen.