Von Anfang und Ende: Geht Bayern-Coach Trinchieri zu Real?

München — Es wurde die erwartet schwere Nuss, dieser knappe 79:77-Auswärtssieg der Bayern-Basketballer in der EuroLeague-Partie beim Erzrivalen Alba Berlin. Während Bayern-Coach Andrea Trinchieri danach von einer "guten Mannschaftsleistung" sprach, ätzte Alba-Boss Marco Baldi Richtung Isar: "Die haben jetzt mit ihrer ganzen Kraft, mit ihrem ganzen Selbstverständnis die letzten drei Jahre nichts gewonnen. Die wollen's wissen!" Mal abgesehen davon, dass bei Baldi die alten Reflexe noch funktionieren, hat der Mann natürlich recht: Der FC Bayern hat in dieser Saison noch etwas vor.
Holpriger Saisonstart
Es war wieder ein eher holpriger Saisonstart gewesen für die ambitionierten Korbjäger aus Bayern. Viele Neue galt es zu integrieren, viele Verletzungen zu kompensieren - business as usual, worauf die Konkurrenz aber natürlich keine Rücksicht nimmt, national nicht und international ja erst recht nicht. Und so musste der Trinchieri-Klub gleich mal eine Reihe von Niederlagen einstecken, die man in dieser geballten Form eher selten erlebt hat. Doch seit dem knappen Heimsieg Anfang des Monats gegen die hoch gewettete Star-Truppe von Anadolu Efes Istanbul scheint sich das Blatt allmählich zu wenden.
"Wir sind immer noch am Anfang"
Dreier-Spezialist Andreas Obst ordnete den Sieg bei Alba so ein: "Es war vielleicht nicht das schönste Spiel, aber wir haben es gewonnen. Ich denke, wir brauchen noch etwas Zeit. Wir haben zwar unseren Kern, aber auch ein paar neue Spieler, die nicht in Europa gespielt haben und die wir integrieren müssen. Wir sind keine Mannschaft, die seit Jahren zusammenspielt. Wir hatten ein paar enge Spiele in der EuroLeague. Jetzt kommen wir besser ins Rollen und finden uns als Mannschaft. Aber wir sind immer noch am Anfang."
Guter Auftakt für Giffey
Neu im Münchner Team ist auch der Ex-Berliner Niels Giffey, der im ersten Spiel für den FC Bayern gleich mal gegen seinen alten Klub antreten musste: "Ich bin froh, dass direkt das erste Spiel gewonnen wurde. Das war ein guter Auftakt." Coach Trinchieri verspricht sich viel von dem Zugang: "Niels ist ein schlauer Spieler, der mindestens zwei Positionen spielen kann. Er ist zweidimensional, kann werfen, gegen kleinere Spieler aufposten und einen Schlüsselrebound holen, so wie heute, deswegen war er am Ende auf dem Feld. Er hat da auch einen etwas verrückten Wurf genommen, aber das gefällt mir, denn er ist ein Schütze und wird uns viel helfen."
Wie lange Giffey und seine neuen Teamkollegen noch unter dem Coach Trinchieri arbeiten werden, ist jedoch eine andere Frage. Seit einer Weile hält sich das Gerücht, dass der Italiener im kommenden Sommer weiterziehen könnte, an die größeren Geldtöpfe.
"Er ist unser Coach"
Ob Trinchieri die Bayern in Richtung Real Madrid verlassen werde, sagte Sportdirektor Daniele Baiesi nun bei MagentaSport: "Vielleicht will er dorthin gehen und ein Spiel anschauen, denn kein anderes Team ist auf uns zugekommen, kein Real Madrid, keins der anderen Teams. Er ist unser Coach und steht bis 30. Juni unter Vertrag, wie die meisten bei uns an Bord. Er wird Bayern bis Saisonende trainieren. Danach werden wir sehen." Was Baiesi nicht sagte: Das er demnächst mit dem Coach Gespräche über eine Vertragsverlängerung führen werde.
Die Ära Trinchieri scheint sich also dem Ende zuzuneigen. Man kann aber davon ausgehen, dass er alles dafür tun wird, mit den Bayern noch das zu holen, was bislang eher selten gelang: Pokale und Titel.