Vladimir Lucic im Interview: So hat mir die Verletzung von Manuel Neuer geholfen
Vladimir Lucic (28) steht seit 2016 bei den Basketballern des FC Bayern unter Vertrag. Zuvor spielte er bei Partizan Belgrad (2008 bis 2013) und Valencia BC (2013 bis 2016).
AZ: Herr Lucic, wie wichtig war es, nach dem Pokalsieg Ihre Siegesserie mit dem FC Bayern Basketball auch in der Liga mit dem 90:73 in Ludwigsburg fortzusetzen?
VLADIMIR LUCIC: Ehrlich gesagt habe ich ein noch schwierigeres Spiel in Ludwigsburg erwartet. Die Art und Weise, wie wir aufgetreten sind, hat mir gefallen. Jetzt wollen wir im Eurocup den nächsten Schritt machen. Dort haben wir am Dienstagabend (20.30 Uhr gegen Unics Kasan; d. Red.) das vielleicht wichtigste Spiel der bisherigen Saison vor uns. Dafür müssen wir bereit sein.
Sind Sie das?
Mit Sicherheit. Ich persönlich fühle mich gut und unsere Mannschaft hat ein gutes Momentum. Trotzdem wird es hart, Kasan ist ein großartiges Team. Wir werden um den Einzug ins Halbfinale kämpfen.
"Wir sind hochmotiviert"
Das hat Bayern noch nie erreicht, schied zuletzt zwei Mal im Viertelfinale aus. Was ist jetzt anders?
Dieses Jahr ist das Jahr, in dem wir die Rekorde der Klub-Vergangenheit brechen möchten. Nach 50 Jahren haben wir den Pokal wieder gewonnen. Und ich hoffe, dass wir jetzt auch den nächsten Schritt im Eurocup machen. Wir haben jetzt eine andere Qualität, spielen zum Großteil schon im zweiten Jahr zusammen und sind hochmotiviert.
Inwieweit kann der Pokalsieg die Mannschaft für den Rest der Saison pushen?
Der Titel ist eine große Sache für uns, die uns zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Und er macht uns noch hungriger auf die anderen beiden Trophäen.
Sie sind nach Ihrem Mittelfußbruch und dreieinhalb Monaten Pause genau rechtzeitig zum Pokalturnier zurückgekommen.
Als ich mich verletzte, wusste ich, dass es zwei, drei oder vielleicht vier Monate dauern würde, bis ich zurückkommen kann. Es rechtzeitig zum Pokalturnier zu schaffen, war aber immer in meinem Kopf. Und das hat ja zum Glück auch funktioniert.
"Es war eine harte Zeit"
Wie schwierig waren diese dreieinhalb Monate ohne Basketball für Sie?
Es war eine harte Zeit. Ich konnte ja nicht beim Team sein, sondern musste in der Reha für mich alleine arbeiten. Ich habe sehr viel Zeit im Medical Park am Tegernsee verbracht, während mein Team eine großartige Saison ohne mich gespielt hat. Das war schon hart, da nicht dabei sein zu können. Dass ich am Pokalsieg wieder teilhaben konnte, hat ein bisschen dafür entschädigt. Das hilft mir, die letzten Monate zu vergessen.
Eine Sache werden Sie bestimmt nicht vergessen: Während Ihrer Verletzungsphase ist Ihre Tochter zur Welt gekommen.
Das war ein bisschen schwierig für mich, weil meine Frau zurück nach Belgrad ging, um unser Baby auf die Welt zu bringen. Die ersten anderthalb Monate konnte ich also nicht bei ihnen sein, nur mal für vier, fünf Tage nach Belgrad, um unser Baby zu sehen. Aber die meiste Zeit war ich eben hier in der Reha-Klinik.
Jetzt ist Ihre Familie aber wieder in München, oder?
Ja, meine Frau und unser Baby sind wieder hier bei mir. Alle sind gesund. Das Leben ist schön!
"Hoffe, dass auch Neuer bald zurückkommen wird"
Manuel Neuer hat sich genau wie Sie den Mittelfuß gebrochen, bei einem Comebackversuch sogar ein zweites Mal. Hatten Sie keine Angst, dass Ihnen das auch passieren könnte?
Ich bin seit über zehn Jahren im Profisport und weiß deshalb, dass es immer ein Risiko gibt, gerade bei solchen sensiblen Geschichten wie Fußverletzungen. Jeder im Klub wusste auch durch seine Situation, wie kompliziert meine Verletzung ist. Mir wurde viel Zeit gegeben, mich vollständig zu erholen. Ich hoffe, dass auch Neuer bald zurückkommen wird.
Ihr Trainer Sasa Djordjevic lobt häufig Ihre Mentalität und Ihren Charakter. Sind das Dinge, die man nicht durch Training erlangen kann?
Das bekommst du durch die Art und Weise mit, wie du basketballerisch aufwächst. Ich bin bei Partizan Belgrad, damals ein Championship-Team, großgeworden, war es schon als junger Spieler gewohnt, zu gewinnen, habe die älteren Spieler erlebt, die dafür gekämpft haben und Charakter gezeigt haben.
Djordjevic spricht von Ihnen sogar als X-Faktor im Titelkampf.
Da habe ich mit Sicherheit kein Problem damit, wenn er so etwas sagt. Es wäre großartig, wenn ich nach der Saison behaupten könnte, dass ich vielleicht der X-Faktor war.
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