"Uns ist der Kraftstoff ausgegangen": Bayerns Tritt in den Allerwertesten vor Finalspiel zwei

München - Würde es ihn nicht schon geben, diesen Mann müsste man erfinden: Andrea Trinchieri. Der Trainer der Basketballer des FC Bayern ist eine wahre Ein-Mann-Show. Die Mimik und Gestik des Italieners sind an der Seitenlinie ebenso überbordend wie seine Emotionalität. In (un-)schöner Regelmäßigkeit legt sich Trinchieri mit den Schiedsrichtern an, von denen er sich fast permanent benachteiligt fühlt. Frustabbau funktioniert bei diesem eruptiven Gefühlsmenschen über Worte, Gesten, Taten.
FC Bayern Basketball: Niederlage gegen Berlin
Auch im ersten Spiel der Best-of-five-Finalserie bei Erzrivale Alba Berlin, der ihm in der vergangenen Saison den Titel weggeschnappt hat, kassierte Trinchieri wieder ein technisches Foul, weil der Bayern-Vulkan erneut nicht an sich halten und ein bisschen Gift und Galle spucken musste.
Doch auch aller Einsatz von Trinchieri konnte die 73:86-Pleite im ersten Kräftemessen beim Titelträger, der zum Titelverteidiger werden will, nicht verhindern. Und da auch vornehme Zurückhaltung nicht das Seine ist, analysierte der 53-Jährige, der in der Bundesliga Brose Bamberg zu drei Meisterschaften geführt hat (2015, 2016, 2017), diesem Titel mit den Bayern aber weiter nachjagt, die Niederlage schonungslos. "Wir wurden in den Hintern getreten. Gratulation an Alba. Sie verdienen den Sieg, weil sie in den letzten sieben Minuten ihre beste Leistung gezeigt haben", sagte er.
"Waren wirklich schwach in der Defensive"
Da ihn der Tritt in den Allerwertesten offensichtlich schmerzte, sprach er über sein eigenes Team eher zähneknirschend. "Das war kein gutes Spiel", sagte Trinchieri: "Wir haben die Rebounds nicht kontrolliert und waren wirklich schwach in der Defensive. Aber uns ist ganz sicher der Kraftstoff ausgegangen, wir hatten jetzt drei Spiele in den letzten sechs Tagen und mussten reisen. Doch trotz dieser objektiven Fakten finde ich, dass wir besser hätten spielen können - und sollen. Wir müssen die Antwort auf dem Court geben."
Doch bis jetzt hatten die Berliner immer die besseren Antworten parat. Der Erfolg über die Bayern war der 18. Sieg in Serie, den Alba eingefahren hat. Sowohl im Viertelfinale (3:0 gegen Bamberg) als auch im Halbfinale (3:0 gegen Ludwigsburg) behielt das Team von Trainer Israel Gonzalez eine weiße Weste, die Bayern verspielten hingegen im Halbfinale gegen Bonn eine 2:0-Führung und konnten erst im entscheidenden fünften Spiel am Mittwoch den Finaleinzug klar machen. Immer wieder haben sich die Bayern in dieser Spielzeit das Leben selber schwer gemacht. "Ich hatte nicht das Gefühl, dass uns die Kraft gefehlt hat", sagte Andreas Obst, der mit 17 Punkten Topscorer der Münchner war: "Wir haben die ganze Saison schon so durchgespielt. Wir müssen einfach im Kopf ein bisschen smarter sein und das Spiel bis zum Ende spielen."
Spiel zwei steht jetzt am Dienstag (19 Uhr, Magenta Sport) in München an. Da müssen die Bayern nicht nur Emotionen, sondern eben auch Kraft und Smartness aufs Parkett bringen.