Trinchieris Ambitionen: "Es ist mein Job, den Riesen zu wecken"

Bruneck - Andrea Trinchieri nahm im Außenbereich des Majestic-Hotels Platz, grinste zufrieden und deutete auf die malerische Bergkulisse am Kronplatz sowie den strahlend blauen Himmel. "Unglaublich", sagte er auf Deutsch und lachte.
Der Bayern-Coach zeigt sich zufrieden
Mit den Rahmenbedingungen, die er mit seinem Team im Trainingslager in Bruneck, wo sich die Basketballer des FC Bayern mal wieder auf die Saison vorbereiten, aktuell vorfindet, war der Bayern-Coach sichtlich zufrieden. "Ob es der perfekte Start ist, werden wir in ein paar Wochen sehen", sagte Trinchieri.
Umfangreicher Umbruch bei den Basketballern
Hier in seinem Heimatland hatte der Italiener die Reise mit den Bayern-Basketballern, die er bis in die Euroleague-Playoffs und zum Pokalsieg führte, auch im Sommer 2020 begonnen. Nun warten neue Herausforderungen.
Der Umbruch der Mannschaft ist umfangreicher ausgefallen als erwartet. Bis auf Nick Weiler-Babb, der im Test gegen Verona (89:66) nach 133 Tagen Verletzungspause sein Comeback feierte, haben alle (fünf) US-Profis den Klub verlassen.
Zwei Stars sind gegangen
"Sie haben unsere beiden besten Spieler genommen, Jalen Reynolds und Wade Baldwin", sagte Trinchieri über die Wechsel seiner Stars zu den Euroleague-Topklubs Maccabi Tel Aviv und Baskonia Vitoria. "Wir wussten das aber und haben das Glück, weiter einen Kern mit sehr guten Spielern zu haben."
Trinchieri zählte Vladimir Lucic, Zan Mark Sisko, Weiler-Babb, Leon Radosevic und Nationalspieler Paul Zipser auf. Auch Kapitän Nihad Djedovic ist weiter mit an Bord.
Neun neue Spieler
Trinchieri betonte, dass er am liebsten alle Spieler behalten hätte, was freilich nicht möglich war. "Wenn ich nicht mit Claudia Schiffer ausgehen kann, dann gehe ich mit eben mit Heidi oder Anna", sagte der 53-Jährige.
Neun Neue hat der FCBB nun in seinem auf 17 Spieler aufgestockten Kader - in Andreas Obst, Ognjen Jaramaz, Corey Walden, Othello Hunter, Darrun Hilliard, Deshaun Thomas und Augustine Rubit auch namhafte und größtenteils in der Euroleague erprobte Akteure.
Einige Neuzugänge kennt der Coach bereits
"Ich kenne die Größe des Rahmens, habe die Farben, aber noch nicht entschieden, was für ein Bild ich malen werde", sagte Trinchieri über die Zusammenstellung seines neuen Teams: "Vielleicht wird es ein Picasso oder ein Kandinsky. Mal sehen."
Dass Trinchieri bereits in Bamberg mit Obst und Rubit sowie bei Partizan Belgrad mit Jaramaz und Walden zusammengearbeitet hat, dürfte die Entstehung des Mannschaftsbilds beschleunigen.
Andrea Trinchieri: "Die Euroleague wird furchtbar"
"Wir hatten im vergangenen Jahr ein unvollkommenes Team, das es geschafft hat, fast perfekt zu sein. Wir wollten einfach kein Spiel verlieren", sagte er und verwies auf die zahlreichen gelungenen Comeback-Siege "gegen die besten Teams der Euroleague. Genau diese Mentalität wünsche ich mir auch für mein aktuelles Team."
Auf die internationale Saison blickt Trinchieri allerdings mit großer Demut. "Die Euroleague wird furchtbar", sagte er. Schließlich hätten sich alle Teams verbessert, weshalb er sich und seine Bayern nun wieder ganz unten in der Hierarchie der Königsklasse einordnet.
Die neue Arena als Umkehrpunkt
Langfristig soll sich das ändern und die Playoffteilnahme keine Ausnahme bleiben. "Der Umkehrpunkt für diesen Klub wird die neue Arena sein", sagte Trinchieri über den SAP Garden, in den der FCBB Ende 2022 einziehen will. Ab dann gelte "the sky is the limit" ("Es gibt keine Grenzen"), führte er aus, "denn das Potenzial hier ist riesig".
Bayern könne ein "sehr spezieller Basketball-Klub" werden. "Wenn ich von außen auf den FC Bayern Basketball schaue, sehe ich einen schlafenden Riesen und eine lodernde Glut. Mein Job ist es, den Riesen zu wecken und das Feuer zu entfachen."