Spiel der Nerven: Bayern-Basketballer geraten nach Fenerbahce-Pleite unter Druck

München - High Noon ist für Bayerns Basketballer nicht zur Mittagszeit, sondern am Donnerstag, dem 1. April 2021, ab 20.30 Uhr. Da sollten sie beweisen, dass sie aus dem Stoff sind, aus dem Helden gemacht werden.
Rechenspiele sollte Trinchieri vermeiden
Wäre dieses Duell ein Western, würde der Regisseur in Großaufnahme auf die Augen zoomen, man würde sehen, wie diese zusammengekniffen werden, und langsam eine Schweißperle herunterläuft. Und man würde sehen, wie der Protagonist seine vorletzte Patrone in die Trommel schieben würde. Die zwei Kugeln davor hat er bereits danebengesetzt. Jetzt also die vorletzte aber mit Abstand beste Chance, sich in den Geschichtsbüchern ein Stück Unsterblichkeit zu sichern. Denn: Nur noch zwei Spieltage sind in der Euroleague zu absolvieren, die Bayern haben als Sechster eine scheinbar komfortable Position. Aber eben nur scheinbar. Trinchieris Team muss aber zum Abschluss der Hauptrunde beim Primus FC Barcelona ran und sollte daher mögliche Rechenspiele sowie ein "Finale" in Katalonien tunlichst vermeiden. Denn dann wäre der Druck endgültig unermesslich.
Die Bayern haben den Heimvorteil
Das Team von Erfolgscoach Andrea Trinchieri sollte jetzt schon liefern, abliefern, damit die Bayern als erstes deutsches Team überhaupt den eigentlich schon sicher geglaubten Einzug in die Playoffs der Euroleague gegen Zalgiris Kaunas aus Litauen klar machen. Sie haben Heimvorteil. Aber den hatten sie auch schon am Dienstag. Da ging es gegen das Team von Fenerbahce Istanbul. Am Ende hatten die Bayerns 68 Punkte auf der Habenseite, das Istanbuler Team um Ex-Bayern-Kapitän Danilo Barthel aber 77. Die zweite Kugel war damit verschossen, die erste hatte schon am vergangenen Donnerstag ihr Ziel verfehlt. Da unterlagen die Bayern in der Ferne bei Valencia Basket mit 76:83. Es läuft gerade nicht so ganz rund beim FCBB - auch in der Bundesliga riss die Siegesserie, man verlor bei den Hamburg Towers mit 86:91.
Große Chance - großer Druck
Jetzt also Kaunas, die große, die beste Chance - schon ziemlich maximaler Druck. Deswegen versuchte Coach Trinchieri die Niederlage schnellstmöglich aus den Köpfen und Herzen der Spieler zu verbannen. "Die Situation hat sich ja nicht verändert. Wir brauchen noch einen Sieg", sagte der Italiener, der stets unter Starkstrom-Hochspannung steht. "Wir haben es etwas gezwungen, aber ich will den Spielern nichts vorwerfen. Wir hatten keinen Mangel an Einsatz, wir haben den offensiven Rhythmus nicht gefunden. Das dritte Viertel hat den Unterschied gemacht, das hat uns etwas in der Ökonomie des Spiels geschadet. Der Rest war in Ordnung, wir haben unser Maximum gegeben. Wir haben mit all unseren Waffen alles versucht: In 45 Stunden müssen wir wieder unser bestes Gesicht zeigen." Das Gesicht des großen Helden, der den Druck seinen besten Freund nennt, und der am Ende zielwassergestärkt, die vorletzte Patrone ins Schwarze jagt in diesem Spiel der Nerven.