Pesic erklärt seine Pläne für die neue Saison

München - Marko Pesic hatte genug vom Zuschauen. Der Geschäftsführer der Bayern-Basketballer erhob sich von der Holzbank am Spielfeldrand der Trainingshalle in Bruneck und lief auf die Freiwurfposition zu. Dort stand noch Andrea Trinchieri, der die zweistündige Übungseinheit gerade beendet hatte.
Nachdem die meisten Spieler die Halle bereits verlassen hatten, nutzte Pesic die Gelegenheit und nahm - unter den strengen Blicken des neuen Headcoachs - ein paar Würfe von der Linie. Dass der 43 Jahre alte Ex-Profi fast alle davon traf, war keine große Überraschung, zumal ihm Trinchieri auch noch ein paar Tipps von der Seite zurief. Beide lachten und gingen dann gemeinsam vom Feld.
Die Bayern-Basketballer in die Zukunft führen
Dass ihm Trinchieris detailversessene Arbeit, die er in vergangene Woche im Trainingslager persönlich begutachtete, gefällt, betonte Pesic auch bei seinem ersten Zwischenfazit in Südtirol: "Er ist 24 Stunden Basketball und passt ganz gut zu Daniele Baiesi und mir." Auch der Sportdirektor und er waren in den vergangenen Monaten teilweise rund um die Uhr gefragt, um die Bayern-Basketballer durch die ungewissen Zeiten der Coronaviruspandemie in die Zukunft zu führen. Der Mannschaft, die dabei herausgekommen ist, bei der Arbeit mit ihrem Coach zuzusehen, empfindet er nun als "sehr motivierend", wie Pesic sagte.
Nach dem desolaten Viertelfinalaus als Titelverteidiger beim Meisterturnier habe man nun "Spieler, die etwas gutzumachen haben" in seinen Reihen. "Wir haben Erfahrung und Leadership, aber auch junge, entwicklungsfähige und hungrige Spieler, die sich in der Euroleague beweisen wollen", führte Pesic aus, "da haben wir den perfekten Trainer dazu."
"Langsam reicht es ohne Fans!"
Die neue Saison soll Stand jetzt am 2. Oktober mit dem Heimspiel gegen Mailand in der europäischen Königsklasse beginnen - sofern Corona das nicht verhindern wird. Der Start der nationalen Wettbewerbe ist dann Mitte Oktober mit den Pokalqualifikationsturnieren vorgesehen. Den Ligaauftakt hat die BBL auf den 5. November verschoben. Nicht ohne Hintergedanken. Denn das bundesweite Verbot von Sportgroßveranstaltungen mit Fans gilt schließlich zunächst bis zum 31. Oktober.
"Eine Frage schwebt über uns allen: Wie sieht es mit den Zuschauern aus?", sagte Pesic und gab sich die gewünschte Antwort gleich selbst: "Langsam reicht es ohne Fans!" Auf der einen Seite sei das eine "finanzielle Geschichte, auf der anderen auch eine emotionale". Normalerweise kann Bayern mit einem Jahresumsatz zwischen fünfeinhalb und sechs Millionen Euro beim Ticketing kalkulieren. "So fängst du jetzt bei null an", sagte Pesic.
Damit das nicht so bleibt, hat Bayern bei den zuständigen Behörden ein 50-seitiges Konzept eingereicht, das eine baldige Rückkehr von Zuschauern und eine sukzessive Steigerung der Kapazität im Audi Dome ermöglichen soll. Es geht um Regelungen für die Anreise, Toiletten, Kontrollen, Catering, wie Familien oder Gruppen zusammensitzen können und eine Anfangskapazität.
Auf die Mannschaftsentwicklung fokussiert
Pesic glaubt, "dass unser individuelles Konzept so gut ist, dass wir ab November mit Zuschauern spielen können" und erwartet die Genehmigung dafür bis Ende September. Er setzt auch auf die positiven Erfahrungen beim Meisterturnier in München, das die Bayern im Juni veranstaltet haben. Dabei habe man "gezeigt, dass man uns vertrauen kann". Auch die Profiverträge seien an die noch unwägbaren Erlöse aus dem Ticketing gekoppelt. Man habe "verschiedene Szenarien mit den Spielern besprochen".
Bayerns sportliche Zielsetzungen formulierte Pesic unterdessen zurückhaltend. Diese Saison sei man sehr auf den Prozess der Mannschaftsentwicklung fokussiert. Und dabei vertraut er ganz auf Trinchieri. "Unser Ziel muss es sein, das System von Andrea zu verinnerlichen und seiner Führung zu folgen", sagte Pesic, "wenn wir das gut machen, bin ich mir sicher, dass wir am Ende mit mindestens einem Titel dastehen werden."