Patrice: "Basketball ist aufregender als Fußball"
AZ: Patrice, Sie treten am Samstag (18 Uhr) im Audi Dome beim Spiel des FC Bayern Basketball gegen Ludwigsburg auf. Wie sieht es denn mit Ihrer Basketball-Affinität aus?
PATRICE: Ich habe in den letzten zwei Jahren in New York gelebt und kenne die Stimmung beim Basketball in den USA. Da sind solche Entertainment-Geschichten in der Pause üblich. So etwas werde ich jetzt auch machen, sozusagen den Pausenfüller (lacht).
Ganz so wie in den USA wird es wohl nicht werden, oder?
Ich glaube, dass hier alle daran arbeiten. Bayern München hat eine gute Mannschaft, will Basketball pushen. Und macht das eben auch mal mit einem musikalischen Event. Basketball ist hier im Gegensatz zu den USA ja kein Nationalsport. Aber solche Events unterstützen es, dass Basketball mehr zum Society-Event wird, für das sich die ganze Familie begeistern kann.
Verfolgen Sie den FC Bayern Basketball ein wenig?
Durch das Event wurde mein Interesse natürlich geweckt. Irgendwie klingt es noch skurril für mich: FC Bayern Basketball. Ich verbinde den FC Bayern noch nicht so richtig mit Basketball, sondern mit Fußball (lacht). Aber ich finde es immer gut, wenn sich Marken neu erfinden.
Wie stehen Sie grundsätzlich zum FC Bayern?
Ich bin kein Fußballfan, der mit einem Team mitfiebert. Wenn man mich überhaupt Fan nennen kann, bin ich einer ohne Prinzipien. Der, der ritterlicher kämpft, soll gewinnen. Aber wenn Bayern in der Champions League spielt, bin ich schon für sie. Wenn Bayern gegen Köln spielt, so wie am Mittwoch, eher für Köln.
"Basketball habe ich schon im Schulteam gespielt"
Weil Sie in Köln aufgewachsen sind?
Klar, das ist automatisch so, dass der FC hier das Ding ist. Aber mein Nachbar hat gegenüber eine Bayern-Flagge in seinem Fenster hängen. Das ist natürlich pure Provokation (lacht).
Der FC ist aktuell mit nur drei Punkten Letzter.
Wenn man Köln-Fan ist, was ich nicht bin, ist man darauf vorbereitet, viele Niederlagen einzustecken. Es ist schade, weil die letzte Saison so vielversprechend war und es jetzt so rasant in die andere Richtung geht.
Mit "Kings Of The Field" veröffentlichten Sie 2006 aber einen Fußballsong.
In dem Song geht es mehr um die Sportart. Ein Spiel 90 Minuten lang anzuschauen, macht mir nicht so viel Spaß. Ich mag es aber schon immer, selbst Fußball zu spielen.
Und Basketball?
Basketball habe ich schon im Schulteam gespielt und bei ein paar Streetball-Turnieren mitgemacht, als Aufbauspieler. Das macht mir heute noch viel Spaß.
Dann können Sie am Samstag beim Spiel ja als Fachmann zuschauen.
Basketball ist generell aufregender anzuschauen als Fußball, weil einfach mehr passiert. Ich Freude mich auf die Atmosphäre, mal in die deutsche Basketballkultur einzutauchen. Und in so einer Halle Musik zu machen, ist immer etwas ganz Besonderes, für einen Moment wie in einer Art Paralleluniversum.
"Trump bekommt eine viel zu große Plattform"
So wie 2008, als Sie vor mehr als 200.000 Zuschauern vor der Rede des damaligen US-Senators Barack Obama an der Berliner Siegessäule gespielt haben?
Das war historisch. Damals war er der große Hoffnungsträger und Heilsbringer, der dann zum ersten schwarzen Präsidenten wurde. Er hat mal ein anderes Bild von einem Schwarzen in der Weltöffentlichkeit repräsentiert, und gezeigt, dass man als Schwarzer nicht nur ein bekannter Sportler oder Rapper – sondern eben auch Präsident – werden kann. Ihn persönlich zu treffen, war sehr cool. Und ob man vor 60.000 oder 200.000 Leuten spielt, die Menschenmassen werden irgendwann unwirklich.
Bei einem Auftritt von Obamas Nachfolger Donald Trump würden Sie eher nicht spielen, oder?
So lange ich die Wahrheit sagen darf und mein Inhalt nicht beschnitten wird, würde ich theoretisch vor egal wem auftreten. Wenn ich dadurch die Möglichkeit bekäme, ihn direkt zu beschimpfen, würde ich das auf jeden Fall tun. Peace and Love würde ich da sicher nicht singen.
Mit seiner ablehnenden Haltung zum Hymnenprotest, der gegen Rassismus und Polizeigewalt gerichtet ist, hat Trump in den USA auch viele Sportler gegen sich aufgebracht.
Trump bekommt eine viel zu große Plattform. Er ist überbewertet, auch was sein Intelligenzlevel angeht. Es ist absurd: Ihn nervt jede Form des Protests, wenn Schwarze auf die Straße gehen, und sogar stiller Protest. Das ganze Patriotismus-Ding in Amerika ist etwas, das einem extrem negativ auffällt, vor allem, wenn man in Deutschland aufgewachsen ist. Jeden Tag in der Schule salutieren, der Flagge huldigen und die Hymne singen – da bekomme ich immer ein komisches Gefühl. Ich stehe zu einhundert Prozent hinter dem, was Colin Kaepernick (Football-Profi, d. Red.) mit seinem Hymnenprotest angestoßen hat.
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