Interview

Neuzugang Isaac Bonga: "FC Bayern kann etwas richtig Tolles für mich sein"

FCBB-Neugang Isaac Bonga (22) ist zwar wieder im Training, braucht nach einer Fuß-OP aber noch etwas Zeit. Im AZ-Interview erzählt er von seinern Jahren in der NBA und den Zielen mit Münchens Basketballern.
von  Thomas Becker
Isaac Bonga
Isaac Bonga © IMAGO / foto2press

AZ-Interview mit Isaac Bonga (22): Mit 18 war er der jüngste Debütant in der deutschen Nationalmannschaft in den vergangenen 40 Jahren.

AZ: Herr Bonga, Sie haben in den letzten vier Jahren 148 NBA-Spiele bestritten, für die L.A. Lakers, Washington Wizards und Toronto Raptors. Wie ist das, wenn man als 18 Jahre alter Nobody die Kabine mit LeBron James teilt?
ISAAC BONGA: Am Anfang realisiert man das gar nicht, ist mit ihm im Training, er ist ein ganz normaler Mensch, zieht seine Schuhe genauso an wie du und ich. Er ist schon in seiner eigenen Liga, man versucht einfach, so viel wie möglich von ihm zu lernen, alles aufzusaugen. Seine größte Stärke liegt in der Mentalität. Das habe ich gelernt: Um in der NBA durchzustarten, kommt es zu 80 Prozent auf mentale Stärke an.

Isaac Bonga spielte mit LeBron James

Wo haben Sie gewohnt?
Manhattan Beach.

Da waren Sie Nachbar von Blake Griffin, Steve Nash, Landon Donovan, Mia Hamm, Maria Sharapova, Victoria Azarenka und Owen Wilson!
Moritz Wagner lebte auch da, wir waren fast Nachbarn. War für einen 18-Jährigen natürlich eine große Stadt,. Es war LeBrons erstes Jahr bei den Lakers, da war viel Spannung. Als ich da war, habe ich das gar nicht realisiert, aber wenn ich jetzt zurückschaue, denke ich: 'Oh!' Die Erinnerungen daran sind jedenfalls schön.

Wie sehr verfolgt man als NBA-Spieler die Euroleague oder gar die BBL?
Man schaut sich schon die Highlights an, ich habe ja viele Freunde, die hier spielen, und denen folgt man schon, auch wenn das durch die Zeitverschiebung nicht einfach war.

Isaac Bonga über den Wechsel zum FC Bayern: "Ich glaube, es war die richtige Entscheidung"

Wie kam es zum Wechsel nach Europa?
Ich habe mir nach der letzten Saison ein paar Gedanken gemacht über meine weiteren Schritte, über meine Familie – und mir gedacht: Okay, ich will jetzt diesen Schritt nach Europa machen. Was irgendwo neu, aber zugleich auch alt ist. Ich glaube, für mich war es jetzt die richtige Entscheidung.

Und warum der FC Bayern? Sie wären ja auch für andere, betuchtere Klubs in Europa interessant gewesen.
Man kennt das Team ein bisschen, und ich hatte einfach das Gefühl, dass der FC Bayern etwas richtig Tolles für mich sein kann.

Sie sind in Neuwied bei Koblenz geboren und aufgewachsen, haben zwei Jahre bei den Skyliners Frankfurt gespielt. Wie gut kennen Sie München?
Von den Spielen mit Frankfurt gegen Bayern kannte ich zunächst nur Hotel und Halle. Aber man hörte und hört ja von jedem, wie schön die Stadt ist. Inzwischen bin ich schon etwas herumgekommen und kann das nur bestätigen.

Sie haben ja als Fußballer angefangen – Ihr Lieblingsklub?
Mein Bruder war Barcelona-Fan – und ich dann auch. In der Bundesliga dann so ein bisschen München – wegen meiner Schwester. Die hat für Bad Neuenahr Fußball gespielt, war aber Bayern-Fan.

"Am Ende des Tages will ich nur Basketball spielen"

Sie haben sechs Geschwister, der ältere Bruder Tarsis ist Stürmer beim VfL Bochum, der jüngere Bruder spielt Basketball bei Kaunas in Litauen.
Papa hat früher gekickt, meine Mutter hat Tennis gespielt – ist schon eine sportliche Familie irgendwie.

Ihre Eltern wanderten aus dem Kongo ein, aus Kinshasa. Schon mal dort gewesen?
Bis jetzt nicht. Mein Bruder war vor einem Jahr erstmals dort und hat erzählt, wie schön es war. Sobald ich im Sommer Gelegenheit habe, will ich auf jeden Fall mal runterfliegen.

Zurück zum Sport: Wie stark schätzen Sie die BBL im europäischen Vergleich ein?
Sie wird von Jahr zu Jahr besser und interessanter, auch weil viele Spieler zurückkommen, die sich woanders gut entwickelt haben, und so entwickelt sich auch der ganze Basketball der Liga immer weiter.

Als Nationalspieler, der aus der NBA kommt, werden Sie bald ziemlich im Fokus stehen. Erzeugt das Druck?
Da habe ich noch gar nicht drüber nachgedacht. Am Ende des Tages will ich nur Basketball spielen und bald wieder richtig eingreifen. Ein Kumpel hat früher mal zu mir gesagt: "Hey, du machst mit deinem Hobby Geld!" So sehe ich das auch. Mein Hobby ist meine große Liebe geworden, und nun habe ich die große Möglichkeit, meine Familie und meine Freunde damit zu unterstützen. Druck ist dann gar nicht mehr eine so große Sache.

Ihre Ziele mit dem FC Bayern?
Mein größtes Ziel ist es nach der Sprunggelenks-OP im Juli erstmal wieder gesund zu werden. Der FC Bayern ist ein sehr ambitioniertes Team, bei dem Titel immer ganz oben auf der Liste stehen. Ich will auch etwas gewinnen, deswegen bin ich hier.

Sie sind erst 22, eine Rückkehr in die NBA dürfte sicher auch ein Ziel sein, oder?
Die NBA ist immer noch mein Traum. Ob das jetzt ein, zwei, drei oder vier Jahre dauert: Da muss man halt durch. Ich habe jetzt schon Erfahrungen gesammelt, um zu wissen, was mir helfen könnte. Aber jetzt konzentriere mich erst mal auf meine Zeit hier in Europa.

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