Maik Zirbes im AZ-Interview: "Den größten Druck macht sich jeder selbst"

Im AZ-Interview spricht FCBB-Center Maik Zirbes über den neuen Trainer Dejan Radonjic, das große Ziel Meisterschaft und Konzentrationsschwächen im Eurocup.
von  Julian Buhl
"Wir können uns eigentlich nur selbst schlagen", sagt Zirbes.
"Wir können uns eigentlich nur selbst schlagen", sagt Zirbes. © Rauchensteiner/AK

Der Maik Zirbes wechselte vor der Saison von Maccabi Tel Aviv zum FC Bayern. Von 2014 bis 2016 spielte er bei Roter Stern Belgrad unter dem jetzigen Bayern-Trainer Dejan Radonjic. Wir haben mit ihm gesprochen.

AZ: Herr Zirbes, Sie haben mit dem FC Bayern Basketball drei Siege in den drei ersten Spielen unter Dejan Radonjic gefeiert. Haben sich Ihre Erwartungen an Ihren neuen Coach also erfüllt?
MAIK ZIRBES: Ich wusste, was mit Radonjic auf uns zukommt. Stefan Jovic und ich haben ja bei Roter Stern Belgrad schon unter ihm gespielt. Deshalb wurden wir auch von unseren Mitspielern ständig gefragt, wie oft und hart er trainieren lässt. Im Prinzip ist es genauso wie bei Roter Stern: ein sehr hartes, durchdachtes und intensives Training.

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Härter und intensiver als davor unter Sasa Djordjevic?
Das möchte ich nicht vergleichen. Das, was davor war, ist Vergangenheit.

Radonjic ist also ein Trainer vom richtigen Belgrader Verein?
Jetzt haben wir einen Trainer aus meiner Familie, so könnte ich es vielleicht empfinden, aber das ist wirklich nur ein Randaspekt.

Wird jetzt, ganz nach der alten Roter-Stern-Schule, wieder mehr Basketball gearbeitet?
Radonjics Spielsystem ist schon eher oldschool. Man hat zum Beispiel noch einen richtigen Fünfer, also Center. Und der Point Guard ist dafür da, das ganze Spiel zu organisieren. Mir persönlich kommt diese alte Schule sehr entgegen.

Kann man denn den Trainerwechsel und die vier Niederlagen in Folge jetzt so einfach hinter sich lassen, sozusagen per Knopfdruck
Letztendlich muss man so professionell sein und das so machen. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Die letzten Spiele der regulären Saison sind extrem wichtig für uns, wir wollen unseren ersten Platz verteidigen. Und Anfang Mai gehen ja dann schon die Playoffs los. Wir müssen nach vorne schauen und wollen deutscher Meister werden. Dafür müssen wir dahin kommen, jedes Spiel so zu spielen, wie wir uns das vorstellen.

Der Druck war Schuld am Europacup-Aus

War das unter Djordjevic, mit dem Sie Pokalsieger wurden, nicht der Fall?
Wie gesagt, das liegt alles in der Vergangenheit. Natürlich war eine Entwicklung erkennbar, wir hätten zum Beispiel nicht mal zum Pokal-Top-Four-Turnier fahren dürfen. Im Viertelfinale gegen Bamberg sind wir ja doch mit viel Dusel weitergekommen, hatten auch im Finale Glück. Im Eurocup war unser großes Ziel das Endspiel. Dann führen wir im ersten Halbfinale mit 23 Punkten und im zweiten zu Hause mit 15 – und scheiden noch aus. Ich glaube, der Druck in diesen Situationen war da ausschlaggebend.

Warum?
Wir haben sehr viel Qualität auf dem Feld, sind aber unkonzentriert geworden und haben uns teilweise zu sicher gefühlt. Ich glaube, dass wir uns eigentlich nur selbst schlagen können. Wenn die Playoffs beginnen, müssen wir unser Maximum erreichen.

Ist der Druck, die Meisterschaft gewinnen zu müssen, nach dem Trainerwechsel jetzt noch größer geworden?
Wir wollen jetzt genauso den Titel gewinnen wie vorher auch schon. Wir haben sowieso Druck, den größten macht sich ja eh jeder selbst. So ist das zumindest bei mir.

Unter Radonjic erlebten Sie bei Roter Stern von 2014 bis 2016 die besten Jahre Ihrer Karriere.
Da ging es um einfach alles. In Belgrad habe ich mich so wohl wie noch nirgendwo anders gefühlt. Der Fokus auf Basketball ist in der Stadt ein ganz anderer. Und das System von Radonjic war perfekt für mich. Ich habe mich dort hochgearbeitet, um meine Rolle zu bekommen. Und dazu bin ich hier in München jetzt genauso bereit. Ich weiß aber, dass ich nichts geschenkt bekomme, nur weil ich schon mal mit Radonjic zusammengearbeitet habe. Ich möchte einfach nur eine faire Chance haben, mich hochzuarbeiten. Unter Radonjic hatte und habe ich die, und ich Freude mich riesig darauf.

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Wie hat Radonjic Sie damals besser gemacht?
Er hat Sachen aus mir rausgeholt, von denen ich nicht wusste, dass ich sie habe – zum Beispiel im Defensivspiel. Dafür hat er mich manchmal auch richtig zur Sau gemacht und mich stundenlang extra trainieren lassen. Er weiß genau, wie er welchen Spieler zu behandeln hat. Kommunikation ist sehr wichtig. Wir sind auch außerhalb der Halle sehr gut befreundet.

Apropos Kommunikation. Bei seiner Vorstellung trat Radonjic mit einem Übersetzer auf. Wie läuft das im Training?
Wenn er mit Lucic unter vier Augen redet, sprechen sie eben Serbisch. Reggie (Redding; d. Red.) redet mit Cunningham natürlich Englisch. Jeder spricht die Sprache, die er und sein Gegenüber am besten können. Das ist ein bisschen wie in der Bar.

Radonjics Ansprachen ans Team sind auf Englisch, oder?
Klar, da müssen ja alle auf einer Wellenlänge sein. Ich verstehe zwar auch Serbisch, aber die meisten anderen nicht. (lacht)

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