Hart, härter, Hunter: Bayerns Hoffnungsträger gegen Barcelona
München - Wer wissen will, wer oder was den Basketballern des FC Bayern Hoffnung für den Showdown am Dienstagabend (20 Uhr/Magenta Sport) bei Euroleague-Titelfavorit FC Barcelona macht, der muss nur Othello Hunter ins Gesicht schauen. Genauer gesagt: auf den Cut über seinem linken Auge.
Othello Hunter: Mit dem Kopf voraus in Richtung Ball
Der dient dem US-Center und seinen Bayern vor dem entscheidenden fünften Spiel der mit 2:2 ausgeglichenen Playoff-Viertelfinalserie als kleines Andenken ans zweite Duell, bei dem ihnen vor zwölf Tagen der 90:75-Coup bei Barça gelungen war.
Die Erinnerung an die Szene, die dazu führte, hat sich auch bei Marko Pesic ins Gedächtnis eingebrannt. "Wenn man in der dritten Minute sieht, wie Othello Hunter, der mit seinen bald 36 Jahren in seiner Karriere alles gewonnen hat, sich Kopf voraus nach einem Ball wirft, raus muss, mit vier Stichen genäht wird - und wieder zurück aufs Feld kommt", sagte der Geschäftsführer des FCBB im AZ-Interview über den Veteran, "dann sagen sich auch die Mitspieler: 'Wenn der das tut, dann mach ich das auch!'"
Marco Pesic: "Wir hatten noch nie so einen Spieler wie Othello"
Hunters Einsatz steht für Pesic sinnbildlich für die große Opferbereitschaft, mit der sich die Bayern dem Topfavoriten entgegenstellen. Ganz nach dem Motto: Hart, härter, Hunter!

"Er ist ein Vorbild, und zusammen mit Vladimir Lucic der Leader der Mannschaft", sagte Pesic: "Je länger die Saison dauert, desto besser wird er. Das ist bei ihm wie bei einem guten Rotwein." Pesic betont: "Wir hatten noch nie so einen Spieler wie Othello." Auch Chefcoach Andrea Trinchieri sagte vor Spiel fünf: "Wir haben das Glück, dass wir Othello haben, der schon viele dieser Spiele in seiner Karriere gespielt hat."
Othello Hunter ist Stammgast im Final Four
Bei den früheren Stationen des 2,03 Meter großen Ex-NBA-Profis (23 Einsätze für Atlanta), reiht sich ein europäischer Topklub an den nächsten: Olympiakos Piräus (2014-2016), Real Madrid (2016/17), ZSKA Moskau (2017-2019), Maccabi Tel Aviv (2019-2021). Mit seinen Teams gehörte Hunter stets zu den Stammgästen im Final Four.
Hunter: "Ich habe von Anfang an gesagt, dass wir ein Final-Four-Team sind"
Mit Piräus schaffte er es 2015 erstmals ins Endspiel, wo er 2019 mit Moskau den Titel gewann. Seit Sommer ist er nun der einzige Spieler - und nach KC Rivers der zweite überhaupt - im Bayern-Kader, der die Euroleague-Trophäe schon mal in seinen Händen hielt.
Eine Erfahrung, die er mit dem FCBB gerne noch einmal machen würde. "Ich habe von Anfang an gesagt, dass wir ein Final-Four-Team sind und es dahin schaffen werden", sagte Hunter, als er nach dem 59:52-Heimsieg, der den 2:2-Ausgleich brachte, lässig am Spielfeldrand auf der Bande saß. Tatsächlich hatte er schon im Vorbereitungstrainingslager in Bruneck zur AZ gesagt: "Zu 100 Prozent würde ich gern in der Euroleague in die Playoffs und ins Final Four - und ich will einfach alles gewinnen."
Am Anfang wirkte US-Center Hunter einschüchternd auf die Kollegen
Hunter, der Titeljäger! Mit ähnlich forschen Ansagen verdutzte er damals bei den ersten Teammeetings so manchen Teilnehmer. Ognjen Jaramaz habe etwas eingeschüchtert reagiert, wie Hunter verriet. Obwohl "wir am Anfang der Saison nicht gut ausgesehen haben", habe er ihm gesagt: "Mach dir keine Sorgen, wir werden es schaffen und das Final Four erreichen. Wir müssen nur weiter daran glauben und dafür kämpfen."
Hunter: "Ich will ihnen helfen, diese Erfahrung zu machen"
Seine Mannschaftskollegen genau dorthin zu pushen, darin sieht Hunter seine Rolle, darin, genau jetzt dafür in München zu sein, gar "meine Bestimmung".
Auch der Center weiß, dass die Aufgabe im Palau Blaugrana nun "nicht einfach" wird. "Es ist in ihrer Halle, mit ihren Fans. Aber sie haben auch viel zu verlieren", sagte er: "Für uns ist es ein Privileg, dieses Duell überhaupt haben. Und wenn wir unser Spiel und unsere Gameplan durchziehen, werden wir zum Final Four fahren."
Er persönlich fühle sich "nie als Underdog. Ich spiele, um zu gewinnen", sagte Hunter, dem aber bewusst ist, dass sein Team nach wie vor als solcher gesehen wird: "Jeder erwartet, dass Barça gewinnt. Und wir wollen ihnen beweisen, dass sie damit falsch liegen."
In seiner Mannschaft seien schließlich "viele Jungs, die noch nicht beim Final Four waren", sagte Hunter und rückte seine Brille, die seinen Cut etwas verdeckte, zurecht: "Und ich will ihnen dabei helfen, dass sie diese Erfahrung bald machen können."