Fehlstart mit Ansage der Bayern-Basketballer: "Wir müssen den Moment überleben"

Andrea Trinchieri hatte sich seines schwarzen Anzugs bereits entledigt und erschien im schwarzen Trainings-Shirt zur Pressekonferenz. Der obligatorische Schluck aus der Cola-Light-Flasche durfte dort natürlich auch nicht fehlen. Der Trainer des FC Bayern Basketball sah erschöpft aus, Schweißtropfen sammelten sich auf der Stirn.
Ganz unzufrieden wirkte der Italiener aber nicht - trotz der vorangegangenen Auftaktniederlage gegen Ulm. Nach hartem Kampf und Verlängerung hatte sich seine Mannschaft am Ende knapp mit 83:86 geschlagen geben müssen.
"Ein Spiel der Fehler"
"Wir haben gekämpft und sind zurückgekommen. Wir haben eine Verlängerung erzwungen, obwohl wir todmüde waren, aber wir müssen smarter agieren", sagte Trinchieri und analysierte: "Wir haben 32, 33 Minuten das Spiel kontrolliert, dann aber die Konzentration verloren, auch das Selbstvertrauen und so schlimme Fehler in der Defensive gemacht. Das hat uns das Spiel gekostet." So sei es schließlich "ein Spiel der Fehler geworden. Aber wenn du Spieler hast, die 41 Minuten spielen müssen, kannst du nicht mehr verlangen."

Damit umschrieb der 53-Jährige das Dilemma, in dem er und seine Mannschaft beim Saisonauftakt steckten, noch freundlich. Er musste nämlich aufgrund von Verletzungen, Sperren und mehrerer positiver Coronatests auf acht (!) Profis verzichten und konnte so nur ein echtes Notaufgebot am Sonntag aufs Parkett schicken. Das trotzte lange den schwierigen Umständen und steuerte - angeführt von Topscorer Darrun Hilliard (26 Punkte) und Augustine Rubit (18) - im dritten Viertel (50:39) und auch in der Verlängerung (83:77) zwischenzeitlich sogar auf den Sieg zu. "Die Mentalität war gut", lobte Trinchieri und mahnte gleichzeitig, "aber das hätten wir um mehr Konzentration ergänzen müssen." Das Spiel definiere sich schließlich über Details, "und die haben wir in den entscheidenden Momenten nicht richtig gemacht und nicht clever gespielt".
FCBB: Die Zeit drängt
Trinchieri war dennoch darum bemüht, das Positive in der misslichen Lage, in der er sich derzeit mit seinem Team befindet, zu sehen. Nach dem Fehlstart mit Ansage habe man am Anfang der Saison schließlich noch "viel Zeit und viele Spiele, um zurückzukommen", führte er aus: "Früher oder später werden wir die fehlenden Spieler zurückhaben. Wir müssen diesen Moment überleben - und da irgendwie durchkommen."
Die Zeit drängt allerdings schon ein wenig. Denn bereits am Donnerstag (20.05 Uhr/Magentasport) steht für den FCBB der Euroleague-Auftakt bei Maccabi Tel Aviv auf dem Programm.
Von den fehlenden Spielern erwarte er bis dahin höchstens Othello Hunter, der als siebter Ausländer pausierte, und möglicherweise Corey Walden zurück. Immerhin.
Die beiden US-Amerikaner verfolgten die Heimpremiere der Bayern, bei der knapp 3100 Zuschauer in den Audi Dome zurückkehrten, hinter der Bande am Spielfeldrand. Die gute Stimmung in der Halle, die das Basketballspektakel begleitete, gefiel nicht nur ihnen. "Es war ein großartiges Derby", sagte Ulms Chefcoach Jaka Lakovic: "Ein sehr schöner Saisonauftakt für die Fans und die Liga. Die Fans zurück in der Halle zu haben, hat auch den Spielern viel bedeutet." Umso mehr schmerzte die Heimniederlage aufseiten der Bayern.