FCBB-Sportdirektor Daniele Baiesi: Wir sind wie Darth Vader und Luke Skywalker

Daniele Baiesi, Sportdirektor der Basketballer des FC Bayern, spricht in der AZ über sein Verhältnis zu Geschäftsführer Marko Pesic und verrät sein Geheimrezept beim Spielerscouting: "No Dickheads".
von  Julian Buhl
"Man kann es sich vorstellen wie bei Star Wars", sagt Daniele Baiesi (r.) über die Kommunikation mit Marko Pesic (l.).
"Man kann es sich vorstellen wie bei Star Wars", sagt Daniele Baiesi (r.) über die Kommunikation mit Marko Pesic (l.). © imago

München - Daniele Baresi kam im Sommer aus Bamberg nach München und ist nun Sportdirektor beim FC Bayern Basketball. Am Sonntag (17:30 Uhr) trifft der FCBB daheim auf Tübingen. Wir haben mit ihm gesprochen.

AZ: Herr Baiesi, bis Sommer arbeiteten Sie noch für Bamberg, und Bayern war Ihr großer Rivale. Wie hat sich Ihr Blickwinkel als neuer Sportdirektor des FCBB verändert?
DANIELE BAIESI: Letzte Saison habe ich mir etwa 50 Spiele von Bayern angesehen. Ich musste ja überlegen, wie man diese Mannschaft am besten schlagen kann. Heute ist meine Perspektive eine komplett andere. Ich muss zusehen, dass wir ein Team formen, das gegen jeden Gegner konkurrenzfähig ist.

Haben Sie Ihre Rolle in München schon gefunden?
Meine Rolle, was die Leute von mir erwarten und wofür ich verpflichtet wurde, war von Anfang an klar. Die Frage ist, wie ich meine Rolle in einem anderen Umfeld erfülle, mit Leuten, mit denen ich noch nie zusammengearbeitet habe. Marko (Pesic, d. Red.) und ich waren Konkurrenten, haben zuvor noch nie tiefgründig miteinander gesprochen. Jetzt ist das anders, jetzt haben wir gemeinsame Ziele. Ein Fazit können wir erst am Ende der Saison ziehen, wenn man sieht, wo wir dann stehen werden.

Teilen Sie sich immer noch ein Büro mit Marko Pesic?
Er teilt sein Büro mit mir. Wir sprechen sehr, sehr viel miteinander und diskutieren intensiv. Man kann es sich vorstellen wie bei Star Wars, wenn Luke Skywalker und Darth Vader mit dem Laserschwert kämpfen.

"Könnten mich auch Abstiegsmanager nennen"

Und wer ist dabei wer?
(lacht) So gut kenne ich Star Wars dann doch nicht.

Aus Ihrer Zeit in Bamberg eilt Ihnen ein anderer Spitzname voraus: Der Meistermanager.
Wenn es Respekt und Anerkennung ausdrücken soll, kann ich mich nur dafür bedanken. Die Medien könnten mich aber auch Abstiegsmanager nennen. So etwas ist mir nicht wichtig.

Sie haben immer wieder zuvor unbekannte Spieler gefunden, die danach zu Stars wurden, gelten unter anderem als Entdecker des ehemaligen Liga-MVPs Brad Wanamaker. Was ist Ihr Geheimrezept?
Scouting ist ein sehr komplexer Prozess, wobei nicht nur zählt, was im Scouting-Report steht. Was ein Spieler kann und was er nicht kann, sind objektive Kriterien. Diesbezüglich braucht man bei der Verpflichtung oft auch ein bisschen Glück. Was aber wirklich zählt, ist schwer zu beschreiben. Ich versuche, mir selbst immer folgende Frage zu beantworten: Wie würde der Spieler performen, wenn er morgen früh mit unserem Team trainieren würde?

Andererseits geht es darum, ein möglichst umfassendes Bild des Spielers als Mensch zu bekommen. Es reicht nicht aus, wenn du die besten basketballerischen Fähigkeiten hast. Ich ziehe hier gerne ein Mantra der All Blacks (neuseeländische Rugby-Nationalmannschaft, d.Red.) heran, das lautet: No Dickheads, also keine Schwachköpfe!

Das bedeutet: Jeder talentierte Spieler kann einem Team helfen, aber nicht jeder wird dies auch tun. Es geht darum, wie ein Spieler mit seinen Teamkollegen und seinem Umfeld interagiert. Manche Spieler stehen sich selbst mit ihrem schlechten Benehmen im Weg. Wenn sich ein Spieler seinen Teamkollegen gegenüber öffnen kann, kann ihn das auch auf dem Court weiterbringen.

Der FC Bayern spielt aktuell nur Eurocup statt Euroleague. Erschwert das die Position bei Verhandlungen mit Spielern?
Auf jeden Fall. Wenn du das meiste Geld hast, gehst du nicht ins billigste Restaurant. Heutzutage macht Geld im Basketball zwar viel, aber nicht alles aus. Spieler wollen den Wettbewerb, sie wollen sich auf höchstem Level messen. Grundsätzlich versuche ich Spielern aber immer Folgendes zu erklären: Wenn du auf niedrigerem Niveau überzeugst, kannst du dich für höhere Aufgaben empfehlen.

Spielst du im Eurocup gut, wirst du Angebote aus der Euroleague erhalten. Kannst du dich auch dort beweisen, öffnet sich vielleicht die Tür zur NBA.

In diesem Sommer konnten Sie und der FC Bayern ja gleich mehrere potenzielle Euroleague-Spieler davon überzeugen, im Eurocup anzutreten.
Der FC Bayern ist für mich eigentlich ein Euroleague-Klub, der gerade zufällig im Eurocup gelandet ist. Aber es geht nicht darum, jemanden zu etwas zu überreden. Ich frage Spieler, was sie möchten. Warum sie nach München kommen wollen. Wenn mir ein Spieler sagt, dass er möglichst viel Geld verdienen möchte, soll er lieber wegbleiben.

Dann ist er bei Bayern falsch. Dafür muss er in China oder wo anders unterschreiben. Ein Spieler muss bereit sein, sich uns anzuvertrauen. Ziel muss es immer sein, dass beide Seiten einen Nutzen daraus ziehen. Der Verein, wenn der Spieler gut spielt – und der Spieler, wenn er sich durch seine guten Leistungen für höhere Aufgaben empfehlen kann.

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