FCBB-Kapitän Vladimir Lucic in der AZ: "Zweiter zu sein, ist für mich wie Letzter zu sein"

Kapitän Vladimir Lucic spricht über die gerade titellos beendete Saison des FC Bayern Basketball und äußert deutliche Kritik an der BBL: "Wir bekommen hier in der Liga nicht genug Respekt."
von  Julian Buhl
"Ich würde mir endlich wieder normale Playoffs wünschen, von denen wir wissen, was wir erwarten können", sagt Vladimir Lucic
"Ich würde mir endlich wieder normale Playoffs wünschen, von denen wir wissen, was wir erwarten können", sagt Vladimir Lucic © imago images/Oryk Haist

München - Mit gesenktem Kopf saß Vladimir Lucic da und sprach über die für ihn allerschlimmste Erfahrung, die er in den Finalspielen um die Meisterschaft gerade machen musste. Damit meinte er nicht, dass er und seine Kollegen vom FC Bayern Basketball schon zum dritten Mal in Folge Alba Berlin dabei zuschauen mussten, wie der große Rivale ausgerechnet in ihrer Halle die Trophäe entgegennahm.

Lucic: "Es ist immer der härteste Part, dem Team nicht helfen zu können" 

"Dieser Part ist nicht schwierig", sagte der 33-Jährige im Gespräch mit der AZ: "Sie haben den Titel wirklich verdient, waren im Finale mehr dazu bereit, ihn zu gewinnen als wir."

Was Lucic so umtreibt, ist die Tatsache, dass er selbst verletzungsbedingt nach den ersten beiden Finalspielen nicht mehr mitwirken konnte. "Es ist immer der härteste Part, dem Team nicht helfen zu können und tatenlos hinter der Bande zuschauen zu müssen - egal, ob wir gewinnen oder verlieren."

Lucics Ziel: Schmerzhafte Erfahrungen in Extra-Kraftstoff für die nächste Saison umwandeln

Und so litt der Serbe am Spielfeldrand mit seiner Mannschaft mit. Das Fehlen des unumstrittenen Anführers des Teams, der nach Nihad Djedovics Abschied nun bald auch offiziell vom Co zum richtigen Kapitän aufrücken wird, machte sich freilich deutlich bemerkbar. "Diese harten und schmerzhaften Erfahrungen sollten wir alle in Extra-Kraftstoff für die nächste Saison umwandeln und noch motivierter zurückkehren", sagte er über die mit 1:3 verlorengegangene Meisterfinalserie, die die titellose Saison der Münchner besiegelte.

Ein für deren eigene Ansprüche unzureichendes Ergebnis. "Die Mentalität von Bayern als gesamter Verein ist es, immer der Beste sein zu wollen", sagte Lucic, "und für mich ist Zweiter zu sein, wie Letzter zu sein." Für ihn sei diese Einstellung "eine gute Sache, so bin ich basketballerisch großgeworden".

Lucic: "Wir tun nicht nur Gutes für den Klub, sondern auch für den deutschen Basketball"

Völlig unzufrieden sind die Bayern mit der Gesamtentwicklung allerdings auch nicht. "Wir wachsen als Klub immer noch", sagte Lucic, der in der europäischen Königsklasse mit dem FCBB zum zweiten Mal in Folge bis in die Playoffs vorgedrungen ist, "und die Leute fangen an, über uns zu reden und uns auf Euroleague-Level ernst zu nehmen".

"Wir tun nicht nur Gutes für den Klub, sondern auch für den deutschen Basketball", sagte Lucic, bevor sein Blick ernster und seine sonore Stimme lauter wurde: "Ich habe aber das Gefühl, dass wir hier in der Liga nicht genug Respekt dafür bekommen."

Lucic über den Spielplan: "Ich dachte wirklich, dass es nicht noch schlimmer werden könnte"

Was Lucic mit seiner Kritik genau meint? "Der Spielplan hat alles ziemlich schwierig und ungewohnt gemacht", sagte Lucic. "Nach 80 Saisonspielen hast du im Juni plötzlich fünf Tage Pause zwischen den Spielen. Das habe ich in meiner gesamten Karriere noch nie erlebt." Da sei es "schwierig, in Form, Rhythmus und auch mental im Playoff-Modus zu bleiben". Lucic erwähnte unter anderem auch die unglückliche Ansetzung verlorenen Pokalviertelfinalspiels in Chemnitz nicht mal 48 Stunden nach Bayerns Euroleague-Auswärtsspiel in Monaco.

Er erinnerte an das Corona-Bubble-Meisterturnier vor zwei Jahren, das in der K.o.-Runde nur mit Hin- und Rückspiel ausgetragen wurde. "Letzte Saison hatten wir nach 90 Saisonspielen dann in den Finals vier Spiele innerhalb von fünf Tagen", sagte Lucic: "Ich dachte wirklich, dass es nicht noch schlimmer werden könnte. Aber dann sind sie dieses Jahr mit diesem Spielplan gekommen."

Deshalb erwartet Lucic nun "für nächstes Jahr, dass die Liga eine klare Idee hat. Ich würde mir endlich wieder normale Playoffs wünschen, von denen wir wissen, was wir erwarten können." Die Erwartungshaltung der Bayern ist schon jetzt klar: Ein viertes Mal wollen sie Berlin definitiv nicht beim Feiern zuschauen müssen.

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