FCBB-Geschäftsführer Marko Pesic: "Wir haben gezeigt, dass wir jeden schlagen können"

München - AZ-Interview mit Marko Pesic: Der 44-Jährige ist seit 2013 Geschäftsführer des FC Bayern Basketball. Zuvor arbeitete er bereits seit 2011 als Sportdirektor für den Klub.
AZ: Herr Pesic: Nach dem Sieg gegen Zenit St. Petersburg (82:80) und dem nur knapp verpassten Coup gegen Real Madrid (76:81 n.V.) dürfte das Gesamtfazit der vergangenen Euroleague-Woche positiv ausfallen, oder?
MARKO PESIC: Nicht ganz, wir haben ja trotzdem gegen Real verloren. Großen Respekt trotzdem an unsere Mannschaft, die sehr gut gekämpft hat. Am Schluss hat ein bisschen die Kraft gefehlt. Dass wir überhaupt in die Verlängerung gekommen sind, ist aber eine Riesen-Leistung. Gefühlt sind die Spiele bei all unseren Niederlagen in der Euroleague immer mit einem Ball entschieden worden.
Noch nie hat eine deutsche Mannschaft eine derart erfolgreiche Hinrunde in der Euroleague absolviert. Mit zwölf Siegen kämpft Bayern weiter um die Playoffs.
Wenn wir bei 18 Siegen sind, können wir vielleicht über die Playoffs sprechen, denn die wird man mindestens brauchen. Es sind aber noch 14 Spiele in der Euroleague zu spielen, also noch fast eine halbe Saison. Aber was wir bis jetzt erreicht haben, ist natürlich enorm, keine Frage.
Welchen Anteil hat Chefcoach Andrea Trinchieri an dieser Entwicklung?
Einen sehr großen. Der Trainer hat die Mannschaft vor allem in der Euroleague so hinbekommen, dass sie jetzt dort steht, wo sie steht. Das ist sein Verdienst.
Sein Vertrag gilt nur bis Saisonende. Gab es schon eine Annäherung bezüglich einer Vertragsverlängerung?
Bisher noch nicht, weil wir noch nicht wissen, wie die nächste Saison aussehen wird. Wir müssen erst mal ein paar Hausaufgaben im wirtschaftlichen Bereich machen. Wenn das getan ist, werden wir mit ihm und vielen anderen Angestellten sprechen. Aber wir haben ein Gentlemen's Agreement, dass wir uns dann zusammensetzten, wenn es so weit ist.
Trinchieri langfristig an den FC Bayern Basketball binden?
Ist es Ihr Wunsch, dass er langfristig beim FCBB bleibt?
Wenn das auch sein Wunsch sein sollte und alles passt: ja.
Mit dem Spiel gegen seinen Ex-Klub in seiner Heimatstadt Mailand steht heute Abend (20.45 Uhr) ein sehr spezielles für ihn und den FC Bayern an. War die knappe Niederlage im Hinspiel zum Saisonstart so etwas wie die Initialzündung für den folgenden Bayern-Lauf?
Das kann man so sagen, das war schon der Ausgangspunkt. Vor dem Spiel war vieles unbekannt - doch danach war klar, dass wir das Potenzial haben, mindestens wettbewerbsfähig zu sein. Dieses Spiel hat der Mannschaft das Selbstvertrauen gegeben, dass man mit den stärksten Mannschaften mithalten kann. Das Rückspiel in Mailand ist jetzt wieder ein sehr wichtiges für uns. Wir haben diese Saison gezeigt, dass wir jeden schlagen können und wollen. Unsere Mannschaft ist heiß.
Wie ordnen Sie den Dämpfer ein, den es kürzlich etwas unerwartet mit der 72:85-Niederlage in der BBL gegen Alba Berlin gab?
Unerwartet war das nicht, wir haben schließlich gegen den Champion gespielt.
Der allerdings nur ersatzgeschwächt ohne vier Starting-Five-Spieler und nur mit einem Zehnerkader spielen konnte.
Bei uns haben auch ein paar wichtige Spieler gefehlt. Und wir sind dort unmittelbar nach dem Spiel gegen Barcelona angetreten. So etwas passiert eben mal innerhalb einer Saison. Das war das einzige Spiel, in dem die Mannschaft ihr Potenzial nicht abgerufen hat. Wir werden noch einige Male gegen Alba Berlin spielen. Ich gehe davon aus, dass es dann anders ausgehen wird.
Übernimmt der FC Bayern Basketball die A-Lizenz in der Euroleague?
Vergangene Woche gab es noch eine wichtige Nachricht für den FCBB: Die Euroleague hat Bayern eine offizielle Einladung zur A-Lizenz ausgesprochen.
Dieses Angebot ehrt uns natürlich. Sportlich steht es außer Frage, dass wir solche Highlight-Spiele vor vollem Haus haben wollen. Wir benötigen aber noch ein paar mehr Informationen, um zu verstehen, was die Lizenzübernahme alles mit sich bringt. Es geht ja nicht um eine Saison, sondern um einen Zehnjahresvertrag. Da müssen wir ganz genau hinschauen, dass wir das auch wirtschaftlich stemmen und vertreten können. Nicht nur die Organisation, sondern auch die Mannschaft muss sich weiterentwickeln, wir müssten weiter ins Team investieren. Ich glaube aber, dass die Grundpfeiler gelegt sind, dass beide Seiten den Willen zur Partnerschaft haben. Jetzt müssen wir uns das im Detail anschauen: Ob und wie das alles zu finanzieren ist, natürlich auch, was wir verdienen können, wo die Vorteile für uns in diesen zehn Jahren wären. Das ist ein normaler, notwendiger Prozess.
Wie bedeutend wäre dieser Schritt für die Entwicklung des FCBB?
Es steht außer Frage, dass er von großer Tragweite wäre. Ich sehe auf den ersten Blick keine Hürden, die dagegen sprächen. Die Grundatmosphäre und Stimmung bei den Verhandlungen waren und sind sehr positiv. Aber in einer Partnerschaft muss es eben für beide Seiten passen, man muss sich überprüfen.
Welche Rolle spielt Bayern-Präsident Herbert Hainer bei den Verhandlungen? Hat er nahtlos die seines Vorgängers Uli Hoeneß übernommen?
Absolut. Herr Hoeneß hat sich ganz genau überlegt, wen er da als seinen Nachfolger vorgeschlagen hat. Natürlich ist Herr Hainer ein anderer Typ, mit einem etwas anderen Stil und eigenem Charakter. Doch es gab überhaupt keinen Bruch, alles ging nahtlos ineinander über. Und beide tauschen sich ja auch weiter häufig über Basketball aus. Herr Hainer war schon früher immer ein Unterstützer von uns und ist jetzt eine unglaublich große Hilfe, auch jetzt bei den Treffen mit der Euroleague. Er hat ja in seiner beruflichen Karriere schon die ein oder andere Verhandlung wie diese geführt und kann eine enorme Erfahrung und viel Wissen einbringen.
Hoeneß dürfte den Schritt zur A-Lizenz sicher ebenfalls befürworten, oder?
Das war vor gut einem Jahr auch ein Thema bei der Übergabe. Wir hatten schon davor gemeinsame Meetings mit Jordi Bertomeu (Euroleague-Chef; d.Red.) und Herrn Hoeneß. Ich bin mir also zu einhundert Prozent sicher, dass das auch ganz in seinem Sinne ist.