FC Bayerns Basketball: Nach dem Aus überwiegt der Stolz

Die Basketballer des FC Bayern müssen sich im entscheidenden fünften Spiel dem FC Barcelona geschlagen geben - und verpassen das Final Four. "Ich war noch nie so stolz auf meine Spieler."
von  Julian Buhl
Ein "Kernstück" bei Bayerns Basketballern: Vladimir Lucic (r.).
Ein "Kernstück" bei Bayerns Basketballern: Vladimir Lucic (r.). © Augenklick

Die Schlussminuten liefen bereits, und für die Basketballer des FC Bayern war längst klar, dass sie das Entscheidungsspiel ums Final Four beim FC Barcelona verlieren würden. Nur einer wollte und wollte das einfach noch immer nicht akzeptieren. Also nahm sich Othello Hunter, dessen Arbeitsplatzprofil als Center ihn eigentlich eher für die gröberen Aufgaben unter den Körben und nicht gerade für Distanzwürfe vorsieht, den Ball und versenkte ihn von jenseits der Dreierlinie im Korb.

Im nächsten Angriff wiederholte er dieses Kunststück. Kurz danach warf er sich bei einem Fast-Break-Angriff noch einmal Ball und Gegenspieler in den Weg - und landete unsanft in der Bande. Aber auch sein erneut aufopferungsvoller Einsatz und die insgesamt 18 Punkte, die er als Bayerns Topscorer einsammelte, konnten das 72:81 und damit das Ausscheiden des FCBB im Playoff-Viertelfinale nicht mehr abwenden.

Besonders Othello Hunter hat alles gegeben

Geschlagen und sichtlich gezeichnet verließ der 35 Jahre alte US-Amerikaner das Parkett: humpelnd und mit einem Cut überm linken Auge, der sein Gesicht seit Spiel zwei der nun mit 2:3 verloren gegangenen Serie ziert. "Wir haben die ganze Saison gekämpft, und ich würde den ganzen Tag gemeinsam mit diesem Team kämpfen. Schreibt uns niemals ab!", postete Hunter am Morgen danach bei Twitter.

"Ich habe meinem Team gesagt, sie sollen nach diesem Spiel nichts mehr im Tank haben", sagte FCBB-Chefcoach Andrea Trinchieri und stellte fest: "Sie haben alles gegeben." Speziell bei Hunter gab es daran nicht den geringsten Zweifel. "Othello ist ein großartiger Profi, ein echter Veteran. Mit Vladimir Lucic zusammen ist er unser Kernstück."

Angeführt von dieser Achse hatte es Bayern im Palau Blaugrana, wo der FCBB laut Trinchieri "im Rachen des Hais" zum finalen und Showdown angetreten war, geschafft, den großen Favoriten erneut ins Taumeln zu bringen.

Herzliche Umarmung: Trinchieri (l.) und Barcelona-Coach Jasikevicius.
Herzliche Umarmung: Trinchieri (l.) und Barcelona-Coach Jasikevicius. © IMAGO/NurPhoto

Trainer Trinichieri: "Wir sind heute Abend über unser Limit gegangen"

Dank einer starken Defensivleistung und eines wie entfesselt aufspielenden Ognjen Jaramaz (17 Punkte) führten die Münchner zur Halbzeit sogar mit 37:31 und durften von der großen Sensation träumen.

"Ich war noch nie so stolz auf meine Spieler wie heute. Sie haben heute Abend wieder drei unglaubliche Viertel hingelegt und sind dabei über unser Limit gegangen - so weit, wie es eben ging", sagte Trinchieri und musste feststellen: "Nur ein kompliziertes Viertel nach der Pause hat es verhindert, ein ganz enges Spiel zu haben." Der Abschnitt nach dem Seitenwechsel war mit 15:29 verlorengegangen und der Rückstand zwischenzeitlich auf 13 Zähler (48:61) angewachsen, wovon sich die Münchner dann auch nicht mehr erholten.

"Wir waren richtig drin in dieser Serie und sind hierhergekommen, um zu gewinnen", sagte Trinchieri trotzdem: "Ich bin nicht deprimiert - ich bin stolz wie nie zuvor auf mein Team."

Leistung des Teams ist trotz allem ein Erfolg

FCBB-Geschäftsführer Marko Pesic sagte: "Wir sind natürlich jetzt alle riesig enttäuscht. Aber: Von ganzem Herzen Glückwunsch an die Trainer, an das Team für diesen Charakter, diese Einstellung, niemals aufzugeben." Im zweiten Jahr in Folge einen höher gehandelten Gegner - nach Olimpia Mailand diesmal mit Barça sogar den absoluten Topfavoriten - ins entscheidende fünfte Spiel um die Teilnahme am Finalturnier zu zwingen, verbuchte der FCBB aber natürlich trotzdem als großen Erfolg.

Es tatsächlich dorthin zu schaffen, "das wäre natürlich schon ein wahnsinniger Schritt, weil wir in unserer Planung eigentlich noch nicht so weit sind", hatte Bayern-Präsident Herbert Hainer vor dem Showdown zur AZ gesagt: "Wir wollen in die europäische Spitze und bauen das sukzessive auf."

Nun fährt allerdings doch Barcelona nach Belgrad, wo in diesem Jahr (19.-21.5.) der Champion ermittelt wird.

Spieler wie Hunter "werden mit den Jahren noch besser"

Und Bayern wird in der nächsten Saison einen neuen Anlauf nehmen. Ob Hunter, dann noch mit dabei ist? "Ich hoffe, dass ich ihn ein weiteres Jahr vom Rücktritt abhalten kann", sagte Trinchieri, der übrigens keineswegs überrascht war über dessen erfolgreiche Distanzwürfe. Hunter, der Ende des Monats 36 wird, habe schließlich mit Bayerns Individualtrainer Emilio Kovacic begonnen, gezielt "an seinem Dreier zu arbeiten, das war das Resultat".

Trinchieri fasste Hunters Entwicklung ähnlich, wie es vor ihm schon Pesic tat, zusammen: "Solche Spieler sind wie ein guter Rotwein: Sie werden mit den Jahren noch besser."

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