Interview

FC-Bayern-Präsident Hainer: "Spiele im SAP Garden haben Rauschzustände erzeugt"

Vor dem K.o.-Spiel der Bayern-Basketballer gegen Roter Stern Belgrad spricht Präsident Herbert Hainer in der AZ über die bisherige Saison, den nun ganz harten Weg ins Viertelfinale und die NBA Europe.
von  Ruben Stark
Mit Begeisterung auch beim Basketball dabei: Bayern-Präsident Herbert Hainer (r.) umarmt Weltmeister Niels Giffey und gratuliert zu einem der Euroleague-Siege im SAP Garden.
Mit Begeisterung auch beim Basketball dabei: Bayern-Präsident Herbert Hainer (r.) umarmt Weltmeister Niels Giffey und gratuliert zu einem der Euroleague-Siege im SAP Garden. © IMAGO/kolbert-press

München – Wie wichtig am Dienstag der Euroleague-Showdown gegen Roter Stern Belgrad für den FC Bayern ist, verdeutlichen schon die Reisepläne des Präsidenten. Herbert Hainer wird erst am Mittwoch für das Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League bei Inter Mailand zu den Fußballern reisen, am Dienstag steht er den Basketballern bei.

AZ: Herr Hainer, welche Schulnote würden Sie der Euroleague-Saison des FC Bayern Basketball bisher geben und wie fällt Ihr Hauptrunden-Resümee vor dem alles entscheidenden Play-In-Spiel gegen Roter Stern Belgrad aus?
HERBERT HAINER: Wir sind nicht in der Schule, sondern in der stärksten Liga neben der NBA. Leider haben wir die beiden letzten Spiele der Hauptrunde verloren, wobei die unnötige Niederlage gegen Tel Aviv am meisten schmerzt. Da sind wir leider am Ende etwas nervös geworden. Wir haben 19 Siege geholt, nur in der Corona-Saison 2020/2021 waren es mit 21 zwei mehr, wir sprechen also von der zweitbesten Runde der Vereinsgeschichte – trotz langer Verletzungen von Schlüsselspielern wie Lucic, Giffey, Booker und aktuell noch da Silva. Ein "Gut" ist da bei allem Ärger über die verpasste Chance – speziell gegen Tel Aviv – vertretbar.

Herbert Hainer: "Magische Nächte" im SAP Garden

Der Weg ins Playoff-Viertelfinale wird nun äußerst hart, denn der entscheidende Schritt muss entweder bei Real Madrid oder in Paris gelingen. Wie tief sitzt vor diesem Hintergrund der Stachel der Enttäuschung, dass es nach der glänzenden Ausgangslage vor der letzten beiden Spieltagen nicht auf dem direkten Weg geklappt hat und wie beurteilen Sie nun die Chancen der Mannschaft?
Über die Play-Ins wird es sehr schwierig, unbestritten. Aber die Chance, in die Playoffs zu kommen, ist weiter da, und man darf nicht vergessen, in welchem Umfeld wir uns als FC Bayern Basketball in der Euroleague befinden: Spieler wie ein Shane Larkin, der uns in einem weiteren Schlüsselspiel gegen Efes Istanbul fast allein besiegt hat, freuen sich über ein Nettogehalt, mit dem wir fast unser halbes Team finanzieren könnten. So weit sind wir eben noch nicht. Andere Klubs mit großen Ressourcen wie Real Madrid oder Barcelona haben nur ein einziges Spiel mehr gewonnen oder wünschten sich sicher sehnlichst die Play-Ins, wie Mailand. In der BBL sind wir außerdem trotz der enormen Belastung Erster. Die Doppelbelastung wird früher oder später wegfallen – und dann soll es ganz klar die Meisterschaft werden, das ist ebenfalls unstrittig.

Der SAP Garden war sicher mitentscheidend für die ausgezeichnete Heimbilanz, es gab dort teilweise magische Nächte wie etwa jene gegen Barcelona. Wie blicken Sie auf die ersten Monate im neuen Wohnzimmer des FC Bayern und wie groß kann der Faktor Arena nach den ersten Erfahrungen auch für die perspektivische Entwicklung des Klubs werden?
Magische Nächte, das trifft es gut. Die Spiele im SAP Garden haben tatsächlich Rauschzustände erzeugt, das Münchner Publikum hat die neue Halle und unser neues Team großartig angenommen. Alle 17 Spiele waren ausverkauft, wie auch die zwei BBL-Spiele dort. Ich bin zuversichtlich, dass der SAP Garden weiter eine Festung mit einer besonderen Atmosphäre bei unseren Spielen bleibt, schon in den BBL-Playoffs ab Mai.

FCB-Präsident Hainer über Herbert: "Das attraktive, offensive Spiel trägt seine Handschrift"

Wie beurteilen Sie das Wirken von Trainer Gordon Herbert bisher. Haben sich die Erwartungen des Klubs an ihn und seine Arbeit erfüllt?
Dieser Spielemarathon ist ja für ihn neu, denn beim Nationalteam war er die letzten Jahre nur in intensiven Turnierphasen gefordert. Am Dienstag ist unser 65. Pflichtspiel seit Oktober, das ist ein unglaubliches Pensum. Man kann immer Dinge verbessern und daran werden wir im Team, also mit ihm und Marko Pesic und Dragan Tarlac (Geschäftsführer und Sportdirektor/d.Red.), weiter arbeiten. Wir sind froh, ihn zu haben. Das attraktive, offensive Spiel unseres Teams mit vielen deutschen Nationalspielern trägt seine Handschrift.

Übergeordnet wird über das Projekt einer NBA Europe diskutiert, das möglicherweise 2026 zur Umsetzung kommen soll. Wie groß ist aus Ihrer Sicht das Bedrohungspotenzial für die Euroleague vor dem Hintergrund, dass die A-Lizenzen der Anteilseigner noch vor der Verlängerung stehen? Wie attraktiv wäre diese Liga, der Interesse am Standort München nachgesagt wird, für den FC Bayern?
Es wird da gerade sehr viel spekuliert. Man muss dazu allerdings sagen, dass dieses mutmaßliche Projekt sehr vage im Raum steht. Der FC Bayern Basketball ist A-Lizenz-Inhaber der Euroleague, die von vielen sogar als die beste Liga der Welt angesehen wird. Wir glauben fest an die Euroleague und sind überzeugt, dass sie sich stetig weiterentwickeln wird. 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.