FC Bayern München: Uli Hoeneß im AZ-Interview über die Finalserie der Basketballer gegen Alba Berlin

Der Bayern-Präsident spricht über die Finalserie der Basketballer gegen Alba Berlin, die Saisonbilanz der Fußballer – und er sagt: "Ich gebe immer noch das Beste, der soziale Uli Hoeneß zu sein."
von  Julian Buhl
Uli Hoeneß: "Playoff-Basketball ist ein anderer als der während der Saison: Jede Niederlage kann das Aus bedeuten. Dementsprechend hektisch und aggressiv wird von allen Seiten gespielt. Das tut dem Unterhaltungswert extrem gut."
Uli Hoeneß: "Playoff-Basketball ist ein anderer als der während der Saison: Jede Niederlage kann das Aus bedeuten. Dementsprechend hektisch und aggressiv wird von allen Seiten gespielt. Das tut dem Unterhaltungswert extrem gut." © Rauchensteiner/Augenklick

München - Uli Hoeneß (66), einst Weltklasse-Fußballer beim FC Bayern, baute den Verein im Anschluss als Manager auf und ist mittlerweile Präsident des Klubs.

AZ: Herr Hoeneß, am Sonntag (15 Uhr) startet der FC Bayern Basketball in die Finalserie um die deutsche Meisterschaft gegen Alba Berlin. Wie groß ist die Vorfreude darauf?
ULI HOENESS: Diese Best-of-five-Runde gegen Berlin ist etwas Besonderes, besser geht’s nicht: Jetzt kommt die beste Rückrunden-Mannschaft auf uns zu. Wir haben eine schwere Niederlage gegen sie in München kassiert und haben da etwas gutzumachen.

Welche Erwartungen haben Sie an die Finalserie?
Playoff-Basketball ist ein anderer als der während der Saison: Jede Niederlage kann das Aus bedeuten. Dementsprechend hektisch und aggressiv wird von allen Seiten gespielt. Das tut dem Unterhaltungswert extrem gut.

Berlins Akeem Vargas sagte, Alba sei sogar der Titelfavorit.
Ach, wenn endlich mal einer die Favoritenrolle gegen Bayern München übernimmt, dann finde ich das großartig. Da wollen wir auch nicht dagegen sprechen. (grinst)

Uli Hoeneß: "Mit drei Heimsiegen wären wir Meister"

Gefällt es Ihnen, dass die alte Rivalität mit Berlin auflebt?
Früher war das ja teilweise ziemlich bösartig, als zum Beispiel das Trikot unseres Spielers Heiko Schaffartzik von Fans in Berlin symbolisch ans Kreuz gebracht wurde. Jetzt ist es wirklich eine gute sportliche Rivalität.

Schon zu Saisonbeginn sagten Sie: "Mit dieser Mannschaft müssen wir Meister werden."
Das sehe ich jetzt noch so. Wir haben den unschätzbaren Vorteil, dass wir das erste, das dritte und gegebenenfalls das fünfte Spiel zu Hause spielen dürfen. Mit drei Heimsiegen wären wir Meister. In diesem Hexenkessel in Berlin gewinnen zu müssen, wäre schwierig.

Sind Sie überrascht, wie schnell das junge Alba-Team herangerückt ist?
Das mache ich schon sehr am neuen Trainer Aíto fest. Ich habe das Gefühl, dass er jeden einzelnen Spieler besser gemacht hat. Wenn ich auch im Fußball immer höre: „Jetzt brauchen wir noch den Star und den Star...“ – nein, ein Trainer ist ein Fußballlehrer, der seinen Spielern etwas lehren muss!

Uli Hoeneß: "Es geht nicht immer nur um das Ergebnis"

Wäre der Titel vergleichbar mit dem Gewinn der Meisterschaft im Fußball?
Das ist noch mal eine andere Sache, aber von der Leistung der Mannschaft dasselbe. Man darf nicht vergessen, dass wir vor sieben Jahren noch gar nicht da waren. Wir haben gemeinsam aus einer Abteilung, die irgendwo in der Zweiten Liga dahindümpelte, einen Spitzenklub geschaffen. Und neben dem Fußball eine zweite Sportart gesellschaftsfähig gemacht, die in München fast schon ihren festen Platz hat.

Die Basketballer könnten nach dem Pokalsieg das Double holen. Würde das für die "Single-Saison" der Fußballer ein wenig entschädigen?
Für die Basketballer wäre das eine tolle Saison. Um es aber zum Fußball noch einmal zu betonen: Es geht nicht immer nur um das Ergebnis, sondern auch um die Performance. In den beiden Halbfinalspielen gegen Real Madrid waren wir eigentlich zweimal die bessere Mannschaft. Und als ich das Champions-League-Endspiel gesehen habe, habe ich mir gedacht: "Das hätten wir ja wohl auch gewinnen können." Insofern bin ich mit der Bilanz im Fußball mehr als zufrieden, das lasse ich mir auch nicht nehmen.

Die Fußballer kommen jetzt auffällig häufig in die Halle zu den Basketballkollegen.
Das ist ja schon immer mein Traum, dass immer die halbe Mannschaft zum Basketball geht und umgekehrt. Ich möchte, dass das alles eine große Familie ist.

Karl-Heinz Rummenigge gehört im Audi Dome nicht zu den Stammgästen.
Er war auch schon mal da, aber das ist nicht seine Welt. Seine Söhne sind dafür regelmäßig da. Zu den wichtigen Spielen gegen Berlin werde ich ihn mal wieder mitnehmen und bitten, mitzukommen.

Uli Hoeneß: "Ich bin ja über dem Zenit meines Lebens"

Ist es etwas Besonderes für Sie, diese Finalserie gegen Berlin jetzt hautnah mitzuerleben, weil Sie das im Meisterjahr 2014 aufgrund Ihrer Gefängnisstrafe nicht konnten?
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wo ich damals lag und die Finalspiele gegen Alba verfolgt habe. Mich hat das damals unheimlich aufgebaut, dass wir den Titel gewonnen haben.

Welche Bedeutung hatten die Besuche im Audi Dome damals als Freigänger für Sie?
Ich hatte ja von der Gefängnisleitung eine Art Auflage, keine Fußballspiele im Stadion anzuschauen, weil das zu viel Aufmerksamkeit erregt hätte. Beim Basketball konnte ich mich in die dritte, vierte Reihe setzen, da wurde ich nicht so plakativ wahrgenommen. Das war ein Schritt zurück ins normale Leben und für mich sehr wichtig, zu erfahren, wie die Leute auf mich reagieren. Der positive Empfang im Audi Dome und viele Dinge dort haben letztlich auch dazu geführt, dass ich mich doch noch einmal dazu entschlossen habe, wieder als Präsident zu kandidieren. Die Reaktionen haben mich bestärkt.

Im letzten AZ-Interview sagten Sie, Sie seien durch diese schwierige Zeit demütiger geworden. Sind Sie mittlerweile wieder der alte Uli Hoeneß?
Nein, ich gebe immer noch das Beste, der soziale Uli Hoeneß zu sein. Das hat sich nach dem Gefängnisaufenthalt eher noch verstärkt. Ich bin ja über dem Zenit meines Lebens. Ich habe viel erlebt, sehr viel erhalten. Jetzt bin ich dabei, der Gesellschaft etwas zurückzugeben.

Uli Hoeneß: Basketballer "körperlich in einem sehr guten Zustand"

Zurück zu den Playoffs. Wie ist das ständige Auf und Ab der Bayern dort zu erklären?
Viele unserer Spieler haben solche wichtigen Spiele eben noch nicht erlebt, diesen nervlichen Druck sind die Spieler nicht gewohnt. Unsere Fußballprofis, die schon sieben, acht Titel gewonnen haben, können damit eher umgehen.

Hatten Sie das Gefühl, dass die Mannschaft Ihre Unterstützung brauchte, als Sie beim Playoff-Stand von 1:2 vor dem Spiel in Frankfurt in die Kabine gingen?
Ich wollte ihnen die Unterstützung des Klubs und des Präsidiums zusichern, dafür bin ich nach Frankfurt gefahren. Ich habe ihnen gesagt: "Schaut nicht zurück, was war. Wir fangen heute an zu gewinnen und dann beginnen die Playoffs richtig." Und so haben sie es auch gemacht.

Wäre so etwas vor einem wichtigen Spiel im Fußball auch mal vorstellbar?
Da ist das nicht notwendig, es gibt ja auch noch Karl-Heinz-Rummenigge und Hasan Salihamidzic. Jeder weiß ja auch, dass ich mit dem ein oder anderen Spieler mal eine Tasse Kaffee trinke, wenn mir was nicht passt. Da wissen die schon auch, woran sie sind.

Uli Hoeneß: Radonjic "ein ruhiger Vertreter"

Sind Sie an den Basketballern noch enger dran als an den Fußballern?
Nein, bei den Fußballern bin ich nach jedem Spiel in der Kabine, beim Basketball nicht. Dort ist das situativ bedingt. In Frankfurt war so eine spezielle Situation. Wenn wir verloren hätten, wäre die Saison ja fast zum Wegschmeißen gewesen. Da hätte auch der Pokalsieg nichts mehr genutzt.

Wie bewerten Sie rückwirkend den Rauswurf von Sasa Djordjevic, der für viele überraschend kam?
Verständlich. Die Geschäftsführung und der Sportdirektor waren geschlossen bei mir und erachteten die Ablösung als unbedingt erforderlich.

Ist man mit der Entlassung auch ein Risiko eingegangen?
Natürlich, wir waren Tabellenführer und Pokalsieger. Entscheidend ist aber, was der Trainer der Mannschaft vermitteln und ob er sie weiterbringen kann. Diese Fragen wurden mit Nein beantwortet. Am Anfang war das natürlich kritisch, weil wir zunächst schlechter gespielt haben und eine gewisse Verunsicherung bei der Mannschaft erkennbar war. Jetzt sehe ich aber ganz deutlich, dass wir zum Beispiel körperlich in einem sehr guten Zustand sind.

Wie ist Ihr Eindruck von Djordjevics Nachfolger Dejan Radonjic?
Ein ruhiger Vertreter, der sehr nach innen arbeitet und, wie ich höre, seine Sache gut macht. Er hat die Mannschaft offensichtlich in Form gebracht, das hat man jetzt auch in Bamberg gesehen: Denn dieses Spiel wurde auswärts nach 20 Punkten Rückstand vor allem über die Energie gewonnen.

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