FC Bayern München Basketball: Marko Pesic blickt im AZ-Interview auf die neue Saison

Bayerns Geschäftsführer Marko Pesic spricht in der AZ über die Vorfreude auf die Saison, die Herausforderung durch die Dreifach-Belastung in der EuroLeague – und die neue Halle.
von  Interview: Thomas Becker
Sprung ins kalte Wasser: Bayerns Basketballer (hier beim Trainingslager am Gardasee) stehen heuer vor ihrer ersten Saison in der EuroLeague.
Sprung ins kalte Wasser: Bayerns Basketballer (hier beim Trainingslager am Gardasee) stehen heuer vor ihrer ersten Saison in der EuroLeague. © Rauchensteiner/Augenklick, dpa

Marko Pesic (41) ist seit fünf Jahren Geschäftsführer der Bayern-Basketballer.

AZ: Herr Pesic, fährt man eigentlich als Double-Gewinner nach der erfolgreichsten Saison der Vereinsgeschichte anders in Urlaub?
MARKO PESIC: Mit einem besseren Gefühl als wenn man nichts gewonnen hat. Das Feedback, das wir alle erhalten haben, tut schon richtig gut. So viele haben sich für uns Freude! Das ändert aber nichts an der Arbeit, die getan werden muss. Aber man geht schon zufriedener in den Sommer.

Gerade nach dieser sensationellen Final-Serie!
Es waren interessante Playoffs. Die Art, wie wir gewonnen haben, wird uns in der Zukunft sicher als Erfahrung sehr viel nutzen. Die schwierigen Phasen in den Playoffs, die wir überstanden haben, stärken uns für die nächste Saison. Es war wichtig, auch so zu siegen.

Marko Pesic: Titelverteidigung das Ziel

Heuer spielt Bayern erstmals die EuroLeague. Mit wie viel Vorfreude sehen Sie der Dreifach-Belastung entgegen?
Mit sehr viel Vorfreude! Ich glaube, dass die neue Saison für uns in zweierlei Hinsicht eine Herausforderung ist. Einmal durch das, was uns in der Saison 2014/15 verwehrt geblieben ist: die Titelverteidigung. Das muss unser Ziel sein, und es ist eine große Motivation. Und die EuroLeague ist für uns und unsere Fans etwas Neues und Großartiges. Es wird spannend sein, wie wir diese beiden Herausforderungen stemmen.

Hinzu kommt ein Wettkampfkalender, der Länderspiele mit EuroLeague-Spielen kollidieren lässt.
Wir versuchen, das nicht als Problem anzusehen. Ein Problem ist immer etwas Negatives. Der Kalender ist voll, aber wir wollen das stemmen! Wir sind ja nicht todunglücklich, dass wir in dieser Situation sind – wir wollten das ja, und nun müssen wir uns auch logistisch so organisieren, dass wir das hinkriegen. Wir reden jeden Tag darüber und müssen uns etwas einfallen lassen.

Marko Pesic: Entspannt in Sachen Zipser und Cunningham

Der Verein ist ja nicht verpflichtet, Spieler abzustellen.
Ich kenne keinen, der nicht Nationalmannschaft spielen will. Während der Saison wird das schwierig, aber Stand jetzt werden wir das tun, was für den Verein das Wichtigste ist.

Zum Kader: Macvan fällt lange aus, Zipser und Cunningham hoffen auf einen NBA-Job.
Das ist momentan kein Thema für uns, wir planen nicht mit ihnen. Wir suchen Ersatz für Milan. Da sind wir dran.

Wann entscheiden sich die NBA-Hängepartien?
In sieben Tagen beginnt die Preseason, Anfang November die Saison. Dann wird man sehen, was passiert.

Marko Pesic: Radonjic ist ein harter Arbeiter 

Kapitän ist Danilo Barthel. Gibt ihm das einen Schub?
Danilo ist keiner, der das braucht, um so zu spielen. Das hat er letztes Jahr gezeigt. Er hat sich das verdient. Klar, hat er jetzt mehr Verantwortung, aber die soll ihn nicht hemmen, sondern ihm helfen, noch besser zu spielen. Das war eine ganz bewusste Entscheidung, weil Danilo auch ein guter Repräsentant des Vereins ist, nicht nur auf dem Spielfeld.

Coach Dejan Radonjic kam erst spät in der Saison, hatte als Bundesliga-Neuling Startschwierigkeiten. Hat er sich akklimatisiert?
Er war ziemlich schnell drin, hat einen super Job gemacht, obwohl es für ihn auch schwierig war. Jetzt sieht man schon eine gewisse Stabilität. Er ist definitiv angekommen, ist ein harter Arbeiter, der morgens um acht im Büro ist und erst abends um neun heimgeht.

Ein Blick auf die Liga: Wer sind die stärksten Konkurrenten?
Wie jedes Jahr Alba und Bamberg. Frankfurt wird eine gute Rolle spielen, ebenso Ulm. Oldenburg hat einen sehr starken Kader, spielt diesmal nicht international. Würzburg hat mit Denis Wucherer einen jungen Trainer, der ein gutes Team zusammengestellt hat.

Marko Pesic: Mit Honeß ständig im Austausch

Sie sind seit sieben Jahren bei Bayern, haben viel erlebt, zuletzt auch wieder die kräftige Unterstützung von Uli Hoeneß. Kriegt er in der neuen Halle einen Ehrenplatz?
Den hat er ja jetzt schon. Auch in der Zeit, in der er nicht da war, war sein Platz bei uns im Audi Dome immer frei, ganz bewusst. Auch Bernd Rauch hat einen Ehrenplatz. Herr Hoeneß ist einer, der nicht jeden Tag anruft oder in der Halle ist, aber einer, der immer an uns denkt. Wie das komplette Präsidium, es unterstützt uns. Wir haben momentan eine super Situation im Verein.

Hoeneß hat mit Blickrichtung EuroLeague schon verstärkte Unterstützung angekündigt.
Wir sind im ständigen Austausch. Es ist klar, dass ihm das alles nicht egal ist, dass er hilft, wo er kann. Basketball hat sich so etabliert, dass es auch gesellschaftlich eine wichtige Rolle in München spielt. Auch für den Gesamtverein spielt Basketball eine immer größere Rolle, was uns freut. Das ist in erster Linie Hoeneß' Verdienst.

Marko Pesic: Wiedersehen mit Vater Svetislav

Wissen Sie schon, wie die neue Halle aussehen wird?
Grundsätzlich schon. 2021 soll sie stehen. Jetzt geht alles in die Architektenwettbewerbe und dauert eine Weile. Der Audi Dome ist super, bleibt uns zunächst erhalten, aber wir haben jetzt wieder eine Million Euro investieren müssen. Es ist eine altehrwürdige Halle, die viel Pflege bedarf. Die neue Arena kann für uns einen riesengroßen Schritt bedeuten.

Dann geht’s vor 10.000, 12.000 Fans gegen die Großen. Das wird super!
Dazu der Standort Olympiapark: Das hat ja fast etwas Sport-Romantisches. Auch von Verkehrsverbindung und Parkplätzen ist das was ganz anderes.

Auf dem Spielplan steht auch der FC Barcelona, den Ihr Vater Svetislav trainiert.
Am dritten Spieltag der EuroLeague spielen wir dort – und werden versuchen, ihn zu schlagen. Es wird schwer, weil er sicher hochmotiviert sein wird. Als Spieler habe ich früher oft gegen ihn gespielt, aber jetzt bin ich außen vor. Trotzdem ist es was Besonderes, er hat viel für den Klub gemacht, den ersten Titel gewonnen. Aber nicht nur für mich und uns alle, sondern auch für ihn wird es ein besonderes Spiel.

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