FC Bayern Basketball: Stefan Djordjevic - "Wir sind langsam erwachsen"

Vor dem Topduell der Bayern gegen Bamberg spricht der Trainer über sein Team, seine Auszeit vom Basketball und sein neues Heimatgefühl.
von  Julian Buhl
Aleksandar Djordjevic instruiert Stefan Jovic.
Aleksandar Djordjevic instruiert Stefan Jovic. © dpa

Für die Basketballer des FC Bayern steht am Sonntag der Pokalkracher gegen Brose Bamberg an. Wir haben im Vorfeld mit Trainer Aleksandar Djordjevic gesprochen.

AZ: Herr Djordjevic, Sie treffen am Sonntag (19 Uhr) mit dem FCBB im Pokal auf Bamberg. Hängt der Scoring-Zettel Ihres ersten Duells mit Bamberg, das Sie dort 2016 verloren (59:90), noch in Ihrem Büro?
Nicht mehr an der Wand, der Zettel ist aber immer noch in meiner Schreibtischschublade.

Warum?
Weil er mich antreibt, weiterzumachen. Er erinnert mich daran, in welche Liga ich gekommen bin und wer der Champion ist. Wir waren damals am Anfang, unsere Art Basketball zu spielen zu entwickeln - und sind nicht mit der Einstellung aufgetreten, die nötig ist, wenn du einem Champion begegnest. So etwas existiert in meinem Verständnis von Basketball eigentlich nicht. Wir sind langsam gewachsen, erwachsen geworden, gehen diese Spiele jetzt mit der richtigen Haltung an und werden solche Enttäuschungen nicht mehr erleben.

Liga-Sieg "nur ein kleines Detail"

Kann der FC Bayern die Kräfteverhältnisse nun umkehren?
Das ist unser Ziel. Wir sind weiter der Herausforderer und müssen Bamberg etwas wegnehmen. Und das musst du dir verdienen.

Bayern ist aber Tabellenführer der Liga, schlug Bamberg im Hinspiel 77:68.
Das ist nur ein kleines Detail. Noch haben wir nichts erreicht. Du darfst den Charakter eines Champions niemals unterschätzen - und den hat Bamberg definitiv.

Im Sommer aber auch wichtige Spieler verloren. Müssen Sie auch den Namen und Vergangenheit des Klubs besiegen?
Sie sind schon seit langer Zeit in Deutschland die Besten. Es ist auch eine mentale Sache, das zu überwinden. Als ich hierher kam, hat jeder über Bamberg geredet, dass sie die Titel gewinnen. Jetzt liegt es an uns, zu zeigen, dass wir sie besiegen können und werden. Wir arbeiten darauf hin, dass dieser Tag so schnell wie möglich kommen wird.

Am Sonntag?
Vielleicht. Dann ist es aber noch lange nicht vorbei, sondern nur ein nächster Schritt, unsere Saisonziele zu erreichen.

Ist Bayern gegen Bamberg mit Barcelona gegen Real Madrid vergleichbar?
Ja, es fühlt sich wie diese großen Spiele an: Real gegen Barcelona, Olympiakos gegen Panathinaikos, Roter Stern gegen Partizan Belgrad. Alle Länder, die solch große Rivalität haben, hegen und pflegen diese. Sie ist gut für alle und treibt uns an.

Noch keine Gespräche über Vertragsverlängerung

Haben Sie Ihren Bayern-Trainerkollegen Jupp Heynckes eigentlich schon mal getroffen?
Bisher leider nicht, ich würde mich aber sehr gerne mal mit ihm unterhalten. Jeder schwärmt davon, wie positiv sich seine Persönlichkeit auf sein Team auswirkt. Ich würde gerne davon lernen, wie er als großer, erfolgreicher Trainer arbeitet und das vielleicht auf mein Team übertragen.

Genau wie bei Heynckes läuft auch Ihr Vertrag im Sommer aus. Gab es schon Gespräche?
Nein. Ich bin hier, um meinen Job zu machen und mein Bestes zu geben - und nicht, um mir über solche Dinge Gedanken zu machen. Wenn die Verantwortlichen glauben, dass es an der Zeit ist, darüber zu reden, werde ich bereit dazu sein.

Sie sagten mal, sich vorstellen zu können, noch zehn Jahre Bayern-Coach zu sein.
Ich glaube, dass dieser Gedanken der einzig mögliche Weg ist, ein Team zu coachen.

"Sobald ich auf den Court trete, schlägt mein Herz höher"

Ihre Familie ist im Sommer nun nach München gezogen.
Ja, meine jüngere Tochter, die in Starnberg zur Schule geht, und meine Frau. Meine ältere Tochter studiert in London. Alle drei lieben München.

Fühlt sich München nun mehr wie Ihr Zuhause an?
Definitiv. Meine Familie ist ein wichtiger Teil meines Lebens, der Grund, weshalb ich jeden Tag aufwache. Eine große Motivation und Unterstützung.

Auch in der schwierigen Zeit nach Ihrer aktiven Karriere?
Ich war damals einfach satt vom Basketball. Es war mir damals alles zu viel. Ich wollte viel Zeit mit meiner Familie verbringen und meine Kinder großwerden sehen. Das war für fast vier Jahre so und großartig. Ich bin dem Basketball aber immer verbunden geblieben. So wie Wasser für einen Fisch die natürliche Umgebung bildet, ist es mit dem serbischen Nationalteam bei mir. Das ist mein basketballerisches Zuhause. Diese große Mission habe ich dann übernommen.

Und parallel den Trainerposten bei Bayern. Haben Sie keine Angst, dass Ihnen das eines Tages wieder zu viel werden könnte?
Ich habe eine große Leidenschaft für Basketball. Sobald ich auf den Court trete, schlägt mein Herz höher. Deshalb weiß ich, dass mein Platz auf dem Feld ist, Coach zu sein ist wunderschön.

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