FC Bayern Basketball: Im Duell mit dem verlorenen Sohn

München - Wenn die Basketballer des FC Bayern heute (19 Uhr) die Hinrunde in der Euroleague beschließen, kommt es beim Kräftemessen mit Baskonia Vitoria-Gasteiz zu einem besonderen Wiedersehen. Mit dem Tross des spanischen Topklubs wird auch ein gewisser Wade Baldwin in den Audi Dome zurückkehren. Vergangene Saison entwickelte sich der Amerikaner dort noch zu einem der Stars der Münchner.
FC Bayern Basketball: Baskonia Vitoria-Gasteiz im Audi Dome zu Gast
Mit ihm schaffte es der FCBB als erster deutscher Klub überhaupt in die Playoffs und hätte Baldwin noch einen entscheidenden Wurf mehr im Korb versenkt, hätte er die Bayern bis ins Final-Four-Turnier geführt. Baldwin hatte mit durchschnittlich 15,3 Punkten pro Spiel entscheidenden Anteil an der Fabelsaison, die der FCBB international hinlegte. Im Sommer trennten sich die Wege trotzdem, Baldwin schloss sich Baskonia an. Mit Jalen Reynolds, der eine Vertragsoption nutzte und zurück zu Maccabi Tel Aviv ging, verließ eine weitere Säule der so erfolgreichen Mannschaft den Klub.
Mit Baskonia kehrt Baldwin in die Starfabrik zurück
"Ob sie bessere Verträge unterschrieben, weiß ich nicht, vielleicht mit mehr Geld", sagte Bayern-Präsident Herbert Hainer damals: "Das zeigt, dass Bayern eine Mannschaft ist, die Stars machen kann, die von anderen Mannschaften umworben sind." Nun kehrt Baldwin mit Baskonia zurück in die Münchner Starfabrik.
Ob sich der Wechsel nach Spanien für Baldwin aus sportlicher Sicht bezahlt gemacht hat? In der Hinserie kommt er mit bislang durchschnittlich 10,6 Punkten pro Spiel bislang jedenfalls nicht annähernd an seine Topwerte aus der Vorsaison bei Bayern heran.
Baldwin war für Bayern Fluch und Segen zugleich
FCBB-Chefcoach Andrea Trinchieri verstand es, Baldwin und dessen ausgeprägtes Temperament großteils in die richtigen Bahnen zu lenken. Für Bayern war er dennoch stets Fluch und Segen zugleich. Die Mannschaft war sehr abhängig von den Launen ihres Spielmachers. War er gut drauf, führte er sein Team teils zu großen Siegen. War das nicht der Fall, litt nicht selten auch die Leistung des gesamten Teams darunter.
Die Verantwortung beim Scoring ist auf mehrere Schultern verteilt
Ein Umstand, aus dem die Verantwortlichen offenbar ihre Schlüsse bei der Kaderzusammenstellung gezogen haben. In dem aktuell verletzten Darrun Hilliard (15,8 Punkte), Vladimir Lucic (13,4), Augustine Rubit (10,8) und Deshaun Thomas (10,7) haben sie nun gleich vier Spieler, die im Schnitt zweistellig in der Euroleague punkten. Und in Corey Walden einen weiteren, der an dieser Marke kratzt (9,9). Die Verantwortung beim Scoring ist nun auf deutlich mehr Schultern verteilt, als das in der vergangenen Saison der Fall war. Formschwankungen und Ausfälle fallen so nicht ganz so schwer ins Gewicht. Mit beidem hatten die Bayern trotzdem vor allem zu Saisonbeginn, als sich unter anderem Co-Kapitän Vladimir Lucic mit Corona infizierte und weitere Schlüsselspieler fehlten, zu kämpfen. Nach einem 0:4-Start meldete sich der FCBB zurück, konnte seine Bilanz zwischenzeitlich wieder ausgleichen (7:7) und steht nach den Niederlagen bei Piräus (60:83) und Roter Stern Belgrad (78:81) nun bei sieben Siegen und neun Niederlagen.
Im mit 7.000 Zuschauern besetzten Hexenkessel von Belgrad hat Bayern "Charakter und Toughness gezeigt", sagte Walden trotzdem: "Jetzt müssen wir einen Weg finden, wieder zu gewinnen, und ich weiß, dass wir das tun werden. Wir wollen die Hinrunde jetzt stark beenden und dann sind wir okay." Baldwin dürfte da allerdings etwas dagegen haben.