Faules System: Die Terminhatz der Bayern-Basketballer
München - Andrea Trinchieri tut sein Möglichstes. "Immer, wenn es geht", sagt der Coach der Basketballer des FC Bayern. Was er meint: Spielzeit verteilen, Ruhe gönnen, die geplagten Körper schonen.
Acht Spiele in 16 Tagen
Die Realität aber lässt dem Italiener kaum diese Flexibilität. Gerade kommen die Münchner aus einem Block von acht Spielen in 16 Tagen, ständig sieht sich Trinchieri mit neuen Blessuren seiner Akteure konfrontiert. Mal größere, mal kleinere. Mal ist jener krank, dann dieser. "Der Spielplan kennt keine Gnade, ich spüre die Auswirkungen jeden Tag", berichtet der 54-Jährige.
"Das Basketball-Öko-System ist faul, weil man die Spieler nicht schützt"
Schon seit ein paar Jahren gibt es die Debatten über die Belastung und die viel zu vielen Spiele. Doch die Interessen lassen sich nicht zu einem Modus verbinden, der alle Aspekte berücksichtigt. "Das Basketball-Öko-System ist faul, weil man die Spieler nicht schützt. Alle schauen aus ihrem Blickwinkel, aber keiner schaut es aus der gesamten europäischen Perspektive an. Um es positiv auszudrücken: Die Situation ist ungenügend", stellt Marko Pesic ruhig, aber in aller Deutlichkeit fest.
Innerhalb von sieben Tagen: Bonn, Real Madrid, Valencia, Braunschweig
Der Bayern-Geschäftsführer berührt eines der Symptome des überladenen Kalenders. "Ich komme durcheinander, wie viele Spiele wir haben und wann wir gegen wen spielen."
Dem Fan geht es wahrscheinlich nicht anders. Kleine Hilfe: Zuletzt waren es in einer Woche die Bonner in der Bundesliga, in der Euroleague Real Madrid und Valencia sowie Braunschweig wieder in der BBL. Ein Mammutprogramm. "Man muss sich arrangieren", sagt Pesic. "Ich schenke dem nicht so viel Aufmerksamkeit", meint Trinchieri, "solange wir die Hände nicht im Spielplan haben."
Trinchieri: Sowohl für die Fans als auch für die Spieler zu viel
Aber die Aufmerksamkeit wird wegen der Vielschichtigkeit zwangsläufig darauf gelenkt. Eine Ebene ist der Fan oder die sportbegeisterte Familie, der oder die sich wie zuletzt drei Heimspiele in fünf Tagen leisten und anschauen soll. "Das ergibt keinen Sinn, es ist zu viel", schimpft Trinchieri.
Die andere und wichtigste sind die Spieler, die - am Beispiel von Nationalspieler Andreas Obst - elf Monate im Einsatz sind. Die Zeit, im Sommer mal ganz abzuschalten, ist kaum vorhanden. "So machen wir das Endprodukt schlechter", sagt Trinchieri, der "nicht protestieren", sondern "auf das Thema hinweisen will".
Bundesliga, Euroleague und die Verbände müssten sich einig werden
Im Kern stoßen verschiedene Fronten aufeinander: die Bundesliga, die Euroleague und die Verbände. Es ist keine Harmonisierung zwischen den Parteien zu erkennen. Wahrscheinlich müsste jeder ein Stück der Rezeptur beisteuern für einen Kuchen, der groß und schmackhaft genug ist. Die Euroleague hat jetzt eine neue Führungscrew mit dem Ex-NBA-Profi Dejan Bodiroga. Eine neue Chance?
Pesic: "Was will man schaffen im europäischen Basketball?"
"Man muss es vom Endergebnis aus sehen. Was will man schaffen im europäischen Basketball?", sagt Pesic. Seine Vorschläge habe er abgegeben, öffentlich will er sie nicht ausbreiten. "Wir schauen mal."
Die Mannschaft macht inzwischen weiter. Am Freitag in Kaunas, am 27. in Heidelberg und 29. in Belgrad. Dazwischen liegt ein Weihnachtsstop zu Hause. Besinnlich klingt anders.
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