Euroleague: Bayerns Basketballer hadern mit den Referees

München - Völlig unbedrängt stand Jalen Reynolds unter dem gegnerischen Korb. Jeder wusste, was gleich folgen würde. Der Center der Basketballer des FC Bayern sprang also hoch und wuchtete den Ball mit einer Hand Richtung Korb. Der Rest war nur noch Formsache für den athletischen Dunking-Spezialisten - eigentlich.
0:11-Lauf macht Münchner Niederlage perfekt
Doch der US-Amerikaner war sich seiner Sache etwas zu sicher. Der Ball landete jedenfalls am Ring und sprang von da aus wieder zurück ins Feld. Im direkten Gegenangriff versenkte Mike James mit der Schlusssirene des dritten Viertels einen Dreier für ZSKA Moskau. Und so gingen die Bayern nach dem misslungenen Dunk statt mit der schon sicher geglaubten 62:61-Führung mit vier Punkten Rückstand (60:64) ins letzte Viertel.

Diese Szene markierte gleichzeitig den Wendepunkt eines bis dahin äußerst ausgeglichenen und umkämpften Duells. Denn diesem Rückstand liefen die Münchner fortan hinterher und mussten sich am Ende dem noch amtierenden Euroleague-Champion von 2019 nach einem 0:11-Lauf mit 81:89 geschlagen geben.
Bayern-Coup in Moskau war möglich
Damit verpassten die Bayern den zumindest vorübergehenden Sprung zurück an die Tabellenspitze der Euroleague. Der FCBB hat nun - genau wie auch ZSKA - eine immer noch formidable Bilanz von sieben Siegen und nur drei Niederlagen vorzuweisen und ist damit weiterhin Zweiter.

Allerdings wäre gerade einmal 48 Stunden nach dem Auswärtssieg bei Efes Istanbul auch durchaus der nächste Coup gegen einen der Topfavoriten auf den Titel in der Königsklasse möglich gewesen. "Die Geschichte des Spiels ist leicht erzählt", sagte FCBB-Chefcoach Andrea Trinchieri: "17 Offensiv-Rebounds sind einfach zu viel für ZSKA. Das hat uns sehr geschadet. Wir haben zwar neun Würfe mehr genommen, aber nur acht Dreier und davon wenig getroffen."
Trinchieri: "Es ist unmöglich, mit diesen Stats ein Spiel zu gewinnen"
Der Italiener hatte auch "100 Fehler" seiner Mannschaft gezählt, darunter mit Sicherheit auch Reynolds' folgenschweres Missgeschick. Da Basketball ein Spiel sei, in dem nun mal viele Fehler gemacht werden, habe er die den Seinen aber auch schon wieder verziehen. Das galt allerdings nicht für alle an der Partie beteiligten Personen.
"Manchmal muss ich das Bemühen meiner Spieler einfach beschützen", sagte Trinchieri, "also lasst uns über die Büchse der Pandorra sprechen." Der Blick des 51-Jährigen wurde nun sehr ernst: "41 Freiwürfe für Moskau, dazu 32:18 Fouls - es ist unmöglich, mit diesen Stats ein Spiel zu gewinnen." Er habe "kaum Unterschiede in unserem und dem Spiel von Moskau" gesehen, "deshalb sind diese Zahlen sehr ungewöhnlich. Mit diesen Statistiken ist es kein Basketballspiel, das ist nicht möglich."

Zipser: "Haben mit Ludwigsburg noch eine Rechnung offen"
Auch wenn Trinchieri diejenigen, die er mit seiner deutlichen Kritik meinte, nicht explizit erwähnte, war dennoch klar, wen und was er damit meinte: Er fühlte sich und sein Team von den Schiedsrichtern betrogen, zumindest ungleich behandelt. In der Tat gab es speziell im Schlussviertel einige strittige Pfiffe, die zu Ungunsten des FCBB entschieden wurden.
Für Bayern gilt es, das Spiel schnell abzuhaken und nach vorne zu schauen. Denn nach dem vierten Spiel in sieben Tagen wartet am Sonntag (18 Uhr) die Final10-Revanche gegen Vize-Meister Ludwigsburg, der die Münchner im Playoff-Viertelfinale ausgeschaltet hatte. "Über fehlende Energie mache ich mir keine Gedanken", sagte Nationalspieler Paul Zipser, "denn mit Ludwigsburg haben wir noch eine Rechnung offen."