"Er ist ein abgezockter Fuchs": FC Bayern Basketball und der Lucic-Effekt

Seit Vladimir Lucic zurück im Team des FC Bayern Basketball ist, hat der Double-Gewinner alle Spiele gewonnen. Der Kapitän verleiht der Mannschaft von Coach Herbert vor allem in der Euroleague wohl das gewisse Etwas.
von  Ruben Stark
Einsatzstark, clever und ein echter Anführer: Vladimir Lucic (r.) hebt den FCBB auf ein höheres Niveau.
Einsatzstark, clever und ein echter Anführer: Vladimir Lucic (r.) hebt den FCBB auf ein höheres Niveau. © sampics

München - Es lohnt sich an dieser Stelle, ein paar Wochen zurückzublicken auf Mitte Januar. Da stand der FC Bayern Basketball vor einem Heimspiel gegen Bologna und der Chance, sich ein Polster in der Euroleague zu erspielen. Der Auftritt aber wurde eine maßlose Enttäuschung und Weltmeistercoach Gordon Herbert strafte seine Spieler mit einer scharfen und ziemlich vernichtenden Analyse. Er sprach gar von der schlechtesten Saisonleistung.

Dann aber kam "El Comandante" zurück, betrat der drei Monate verletzte Vladimir Lucic (35) die Bühne – und die Münchner spielten plötzlich wie verwandelt. Seit der Rückkehr des Kapitäns hat der deutsche Double-Gewinner wettbewerbsübergreifend alle sechs Spiele gewonnen, zwei in der Bundesliga und vier in Folge in der Königsklasse.

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Obst über Lucic: "Er gibt uns viel Präsenz"

Was ist also passiert, wo ist der Zusammenhang? "Er ist ein abgezockter Fuchs", sagt Andreas Obst (28) lächelnd über den routinierten Serben, "er gibt uns viel Präsenz, er ist unser Leader – und das merkt man direkt. Es gibt eine Menge zusätzliche Sicherheit und Stabilität."

Was dazu führte, dass die Bayern auch Spiele für sich entschieden, in denen die Offensive nicht so glänzte wie gewohnt. Das war am Dienstag gegen Mailand (87:70) zumindest zeitweise so, und gegen Asvel Villeurbanne beim 76:67 am Donnerstag fast durchgängig. "Das ist der zweite Arbeitssieg diese Woche, aber es ist gut, dass wir solche Spiele auch gewinnen können", resümierte Obst.

Partien, die eben schwerfälliger laufen, die nicht so leicht von der Hand gehen. "Es war nicht unser bestes Spiel, aber eine Eigenschaft von guten Teams ist, dass man gewinnt, obwohl man nicht gut spielt", merkte Coach Herbert an.

FC Bayern Basketball peilt die Top 6 an

Der Lucic-Effekt eröffnet den Roten Riesen nun auch die realistische Möglichkeit, für die Hauptrunde einen Rang unter den Top-Sechs der Euroleague anzuvisieren, was die direkte Qualifikation für das Playoff-Viertelfinale bedeuten würde – ohne Umweg über unberechenbare Play-Ins unter den Siebt- bis Zehntplatzierten.

Und Herbert klingt nicht so, als visierte er den kleineren Zwischenstopp an, mindestens Rang zehn. "Unser Ziel sind die Playoffs, also sind das die Top-Sechs", stellte der Kanadier klar, "denn sie garantieren uns die Playoffs. Wir haben alles in den eigenen Händen." Obst sekundierte: "Wir stehen da, wo wir sein wollen und haben das schon im Blick."

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Vechta und Frankfurt: FC Bayern Basketball mit zwei Bundesliga-Partien vor der Brust

Freilich versahen beide ihre Bemerkung mit dem üblichen Einwand, dass man das Ganze aber Schritt für Schritt angehe, nicht zu weit vorausschauen wolle. Und deshalb arbeitet der FCBB erstmal die nächsten Bundesligaaufgaben – Sonntag in Vechta (15 Uhr) und am Dienstag gegen Frankfurt (20 Uhr) – ab, bevor in einer Woche im Finalturnier in Weißenfels der BBL-Pokal erfolgreich verteidigt werden soll.

Die letzten acht Spiele vor der Euroleague-Endrunde beginnen dann ab dem 27. Februar mit dem Gastspiel in Paris. Auch dank Lucic muss den Bayern davor nicht bange sein. "Er bringt eine Menge Sachen mit, die man nicht in der Statistik sieht", schwärmt Herbert, der in den letzten Tagen wieder und wieder die Lucic-Vorzüge hervorhob.

Verletzung von Booker hat den Teamgeist gestärkt

Der 65-Jährige findet, dass der Kapitän und auch Niels Giffey, der ebenfalls im Herbst etliche Wochen fehlte, seine Mannschaft physisch robuster, widerstandsfähiger gemacht haben. Die jüngste Verletzung von Devin Booker habe zusätzlich den Teamgeist gestärkt.

"Über eine Saison wächst man als Mannschaft zusammen, übersteht Rückschläge, und so etwas schweißt dann zusammen", beschrieb Obst dieses Phänomen der Musketier-Mentalität: einer für alle, alle für einen.

Lucic ist wohl das Paradebeispiel dafür. Da sagt dann auch ein Johannes Voigtmann anerkennend: "Für uns ist er natürlich superwichtig."

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