Elias Harris im AZ-Interview: "Das war wie Fahrrad fahren"

München - AZ-Interview mit Elias Harris: Der 33 Jahre alte frühere Nationalspieler ist neu beim FC Bayern. Er war zuvor in Japan, Spanien und den USA. In Deutschland verbrachte er vier Jahre in Bamberg.
AZ: Herr Harris, drei Siege und nun noch Verstärkung durch Niels Giffey. Es geht offensichtlich voran. Was macht der Neue für einen Eindruck?
ELIAS HARRIS: Naja, für mich ist er nicht so ganz neu.
Sie kennen sich einige Jahre.
Wir kennen uns wirklich schon lange, wir haben, glaube ich, damals schon in der ProB gegeneinander gespielt. Das ist echt etliche Jahre her. Aber er macht einen guten Eindruck, ist ein fehlendes Puzzleteil. Niels bringt viel Erfahrung mit, hat eine gewisse Klasse und ist auch sehr kommunikativ. Ich glaube, das tut der Mannschaft noch zusätzlich gut.
"Auch hintenraus keine Kräfte zu verlieren"
Ist es wertvoll, wenn sich einige bekannte Gesichter treffen, die den einen oder anderen Abschnitt zusammen hatten?
Gerade unsere deutsche Rotation hat eine sehr gute Klasse, ein sehr gutes Niveau. Wir haben untereinander oft gegeneinander gespielt. Da sind wir gut aufgestellt und das ist wichtig bei dieser langen Saison mit extrem vielen Spielen. Es geht darum, auch hintenraus keine Kräfte zu verlieren.
Die Puzzleteile finden so langsam zusammen.
Man hat in den letzten Wochen gesehen, dass es besser und besser läuft. In der Verteidigung standen wir anfangs schon gut, aber es dauert halt, es ist ein neu zusammengewürfelter Kader. So etwas braucht Zeit, Trainingseinheiten, Spielpraxis. Man muss auch mal Dreck fressen mit Niederlagen. Das sind lauter Dinge, aus denen man viel ziehen kann. In dem Prozess stecken wir, das geht absolut in die richtige Richtung momentan. Daran müssen wir einfach weiter anknüpfen.
Euroleague-Duell: Alba gegen den FC Bayern
Heute (20 Uhr, MagentaSport) heißt es mal wieder: Alba gegen den FC Bayern. Mehr geht nicht im deutschen Basketball. Welche Relevanz hat das Euroleague-Duell zu dem Zeitpunkt der Saison?
Sowohl Alba als auch wir sollten das nicht überbewerten, weil es eben so früh in der Saison ist. Es muss noch so viel Basketball gespielt werden. Sieg oder Niederlage entscheiden nicht über den Verlauf der Saison. Völlig egal. Was im Vordergrund stehen muss bei uns, ist diese stetige Entwicklung und dieses Besserwerden mit der Zeit.
Aber mit einem Sieg kann man die Lücke zu den Playoff-Rängen etwas verkleinern?
Dass wir jetzt nicht nach Berlin fahren, um zu verlieren, ist klar. Wir versuchen alles und werden uns den Hintern aufreißen.
Hat der FC Bayern mit dem Sieg gegen Istanbul den Knopf für die Euroleague gefunden?
Es waren enge Spiele dabei, aber was ganz wichtig ist, dass man gesehen hat, dass wir so einen Hochkaräter wie Efes Istanbul schlagen können. Sowas ist Balsam für die Seele, gerade wenn der Start etwas holprig war. Jetzt geht's drum, einen Rhythmus zu finden, einen Lauf zu kreieren und möglichst viele Siege zu erringen.
"Der deutsche Basketball ist stark im Kommen"
Sie waren zuletzt in Japan, das war aber längst nicht die einzige Auslandserfahrung. Sie haben verschiedene Stile und Einflüsse gesehen. Welchen Blick haben Sie auf den deutschen Basketball?
Der deutsche Basketball ist in den letzten Jahren stark im Kommen. Wir produzieren inzwischen einige Top-Talente. Mittlerweile haben wir sehr gute Spieler auch in der NBA, die nicht nur die Bank wärmen, sondern echten Einfluss aufs Spiel haben. Das allein zeigt, dass sich der deutsche Basketball in die richtige Richtung bewegt. Irgendwas müssen wir richtig machen, weil es die letzten Jahre gut funktioniert.
Was ist entscheidend für echte Fortschritte?
Die deutschen Spieler haben jetzt bessere Möglichkeiten zu spielen und das ist alles entscheidend für die Entwicklung. Da kannst du noch so viel trainieren, am Ende des Tages musst du spielen. Auch in der Bundesliga sieht man jetzt viele deutsche Spieler, die viele Minuten bekommen - und das trägt einfach zur Entwicklung bei. Das sieht man dann auch bei der Nationalmannschaft.
Sie haben hier Trainer Andrea Trinchieri wiedergetroffen. Hat Ihnen das die Eingewöhnung erleichtert?
Das Spielsystem und seine Philosophie, das hatte ich vier Jahre lang in Bamberg. Das war wie Fahrrad fahren: Da steigt man auf und kann das irgendwie. Ich weiß, was er will und was er nicht mag. Was mir im Vergleich zu den Bamberger Jahren zugutekommt, ist das Alter und die Erfahrung. In Bamberg war ich ein junger Spieler und junge Spieler bringen immer eine gewisse Naivität mit. Das kann ich inzwischen viel besser für mich einschätzen und auf seine Anforderungen viel besser eingehen.
Verbindet Sie beide auch die Gewinnermentalität?
Ich glaube schon, dass wir aufgrund unserer Vergangenheit so ein gewisses Gewinner-Gen in uns tragen. Wer will schon verlieren? Am Ende will man sich belohnen mit Meisterschaften und Titeln, das ist die Ambition jedes Spielers, da tickt er komplett gleich. Da sind wir auf einer Wellenlänge.