Djedovic: "Ich spiele mit Liebe für diesen Verein"

München - Nihad Djedovic trifft die AZ zum Interview. Der 27-Jährige spielt schon seit 2013 für den FC Bayern Basketball. 2014 gehörte er zum Meisterteam.
AZ: Herr Djedovic, Sie haben gegen Oldenburg Ihren 1752. Punkt für Bayerns Basketballer erzielt und damit Bryce Taylors Bestmarke eingestellt. Mit Ihren nächsten Punkten könnten Sie am Sonntag (15 Uhr/telekomsport) gegen Bremerhaven zum alleinigen Rekordhalter werden. Etwas Besonderes für Sie?
NIHAD DJEDOVIC: Ich habe das gar nicht so verfolgt, vor der Saison wurde mir aber gesagt, dass der Rekord in Reichweite ist. Ich spiele jetzt schon im fünften Jahr hier und bin stolz darauf, dass ich nun Rekordschütze des FC Bayern bin. Jeder Punkt für den FC Bayern ist für mich speziell, weil ich mit Liebe für diesen Verein spiele.
Bald könnten Sie auch Robin Benzing als Rekordspieler (159 Spiele) des FC Bayern ablösen. 16 Einsätze fehlen noch.
Hoffentlich bleibe ich gesund und werde auch das schaffen. Das wird eine schöne Erinnerung sein für mich. Aber es wird noch schöner mit einem Titel.
Eine solche Vereinstreue ist im Basketball ungewöhnlich.
Jedes Mal, wenn ich dieses Trikot anziehe, fühle ich etwas Spezielles. Aber man kann im Basketball nichts planen. Ich habe meinen Vertrag hier schon drei Mal verlängert. Ich bin froh darüber, nun schon meine fünfte Saison hier zu spielen.
Werden es noch fünf weitere?
Das hängt von vielen Dingen ab. Aber wenn es nach mir geht, kann ich hier für immer bleiben.
In Bryce Taylor (Bamberg) und Maxi Kleber (Dallas) haben zwei Identifikationsfiguren den Klub verlassen. Ist es auch Ihre Aufgabe, diese Lücke nun wieder auszufüllen?
Ich muss niemandem zeigen, dass ich hier etwas Besonderes bin. Ich will mich einfach im Training, bei den Spielen und mit meiner Persönlichkeit so präsentieren, wie man das als Spieler des FC Bayern tun sollte. Mehr will ich dazu gar nicht sagen. Ich bin kein Polizist.
Anton Gavel hat Taylor als Kapitän beerbt. Übernehmen Sie als dienstältester Bayern-Spieler auch gewisse Kapitänsaufgaben?
Das sind Polizisten-Aufgaben für mich. Anton ist ein guter Kapitän, ein guter Typ und ein Beispiel in jedem Training – auf und außerhalb des Feldes. Wenn er Unterstützung braucht, bekommt er die von mir. Ich werde dann speziell die jungen Spieler kritisieren. (lacht)
Sie sind nun der Einzige im aktuellen Team verbliebene Meisterspieler von 2014. Ein Ansporn für Sie, dieses Erlebnis zu wiederholen?
Schon. Ich möchte in diesem Jahr mindestens einen Pokal mit der Mannschaft gewinnen. Wir haben in drei Wettbewerben drei Möglichkeiten dazu. Um einen Titel zu holen, müssen aber viele Faktoren stimmen. Wir müssen gut spielen, gesund bleiben und vielleicht auch mal ein bisschen Glück haben.
Was hat in den vergangenen Jahren in den wichtigen Spielen gefehlt, um den Titeltraum zu erfüllen?
Wir brauchen einen Spieler, der in solchen Momenten den Ball nimmt und in den Korb wirft, so wie das Malcolm Delaney im Meisterjahr getan hat. Jetzt haben wir ein paar Spieler, die das tun können. Im vergangenen Jahr hatte zum Beispiel Nick Johnson im Pokalfinale den letzten Ball. Er ist ein sehr guter Spieler, aber noch unerfahren. Wenn ein unerfahrener Spieler am Ende den Ball nehmen und den Punkt machen will, geht das meistens nicht gut. Erfahrene Spieler wie Reggie Redding, Stefan Jovic oder Jared Cunningham zum Beispiel können jetzt den Ball und die Verantwortung in ihre Hand nehmen.
Sie auch?
Ich werde bereit dazu sein. Wenn der Coach sagt, dass ich den Ball nehmen soll, werde ich das tun.
Sie werden nun ja auch wieder auf dem Flügel eingesetzt, waren zuletzt zwei Mal in Folge Topscorer Ihrer Mannschaft, werden wieder mehr als Schütze gebraucht.
Bei uns ist das Punkten, ähnlich wie bei der serbischen Nationalmannschaft, auf viele Schultern verteilt. Wenn du freistehst und offene Würfe bekommst, schießt du. Keiner macht da 20 Punkte. Aber das ist auch gut so, so sind wir weniger ausrechenbar. Wenn du einen Superstar im Team hast, der immer 20 Punkte macht, aber im entscheidenden Spiel nicht trifft, hast du nämlich ein Problem.