Der Ketchup-Effekt bei Bayerns Basketballern
Manchmal sind die Dinge im Sport schon kurios. Man gibt sich Mühe, plagt sich, steckt alle Energie hinein - und es will trotzdem nichts gelingen. So ging es den Basketballern des FC Bayern noch am Dienstag gegen Real Madrid (64:68) in der Offensive, als viele Würfe in der zweiten Halbzeit einfach nicht ihr Ziel fanden. Letztlich war dies in einem engen Spiel mit großem Engagement der entscheidende Unterschied.
Gegen Valencia stimmen Sicherheit und Timing
Am Donnerstagabend gegen Valencia Basket erlebten die Münchner dann ihren Ketchup-Effekt. Auf einmal sausten die Bälle durch den Ring, die zwei Tage zuvor noch an ihm abprallten, so wie der Ketchup aus der Flasche schwappt, wenn man nur lang genug draufklopft. Mag sein, dass eine schwache Defensivleistung des Kontrahenten dazu beitrug - Madrid setzte den Bayern physisch stärker zu -, aber das Team von Coach Andrea Trinchieri fand diesmal auch die Sicherheit und das richtige Timing.
"Es hat absolut Spaß gemacht, es war eine schöne Teamleistung", sagte Routinier Elias Harris: "Wir haben die Aufgaben in der Mannschaft gut aufgeteilt, von außen gut getroffen und den Ball laufenlassen. Das ist uns im letzten Spiel nicht gelungen." Da ließ sich die Ketchup-Flasche einfach nicht öffnen.
Bayern überzeugt mit einer Dreier-Quote von 44 Prozent
Diesmal aber zischten zehn Dreier des deutschen Vizemeisters in der zweiten Spielhälfte durchs Netz des Gegners, insgesamt lag die Quote aus der Distanz bei überzeugenden 44 Prozent. "Wir haben nach einer schlechten ersten Hälfte sehr gut geworfen, das war der Schlüssel", so Trinchieri.
Und ganz besonders legte sich dabei der Amerikaner Corey Walden ins Zeug. Dem Spielmacher gelangen allein im letzten Viertel 15 Punkte (insgesamt 18). Alles, was er in dieser Phase anfasste, wurde zu Gold. Walden war "on fire", der Ketchup sprudelte nur so aus der Flasche. "Ich bin selbstbewusst geblieben, habe immer an mich geglaubt und die Würfe genommen, von denen ich weiß, dass ich sie treffen kann", erklärte der 30-Jährige. Harris fand: "Corey hat die Qualitäten, ein Spiel zu entscheiden. Die erste Halbzeit war nicht seine, aber er hat nicht aufgegeben."
Ein 97:92 Sieg für die Bayern
Im ersten Teil des Spiels war Isaac Bonga der Bayern-Profi, der die Dinge in die Hand nahm, die meisten seiner 14 Zähler, nämlich zwölf, gelangen dem Nationalspieler früh in der Begegnung. Da hatte Bonga seine Ketchup-Phase. "Es ist ein großartiger Sieg für uns, ich bin sehr glücklich", sagte der 22-Jährige, vergaß trotz aller Freude aber nicht, dass den 97 eigenen Punkten auch 92 des Gegners gegenüberstanden. "Es war ein harter Kampf. Wir hatten Höhen und Tiefen", so Bonga.
Acht Spiele in zwei Wochen
Nun müssen die Bayern die verbleibenden Reserven mobilisieren, um am Samstag (20.30 Uhr/Magentasport) in der Bundesliga die Löwen Braunschweig zu bezwingen - beim achten Spiel in den letzten gut zwei Wochen. Danach darf Trinchieris Team, das weiter ohne Kapitän Vladimir Lucic und Augustine Rubit agiert, durchschnaufen, einen Tag vor Heiligabend müssen sie in der Euroleague zu Zalgiris Kaunas nach Litauen.
Trinchieri: "Ich glaube es ist 15 Tage her, dass wir das letzte Training hatten"
Das heißt, der Coach hat zuvor endlich die Möglichkeit, ein paar wenige strukturierte Trainingseinheiten anzusetzen und muss nicht nur auf die bestmögliche Regeneration achten. "Ich glaube, es ist 15 Tage her, dass wir das letzte Training hatten", verdeutlichte der Italiener am Donnerstag erneut die Absurdität des Spielrhythmus der Bayern.
Sollten die Münchner dem fünften Sieg in der Euroleague in Kaunas mit einer vorzeitigen Bescherung den sechsten folgen lassen, dann gehen sie sehr wahrscheinlich auf Tuchfühlung zu den Playoff-Rängen. Das wäre durchaus ein erstrebenswerter Lohn für den enormen Aufwand der letzten Wochen, der so manchen vor lauter Spielen gar Raum und Zeit vergessen lässt. "Bei diesem Spielplan kann ich mich kaum an meinen eigenen Namen erinnern", gestand Bonga.