Der 75-Prozent-Nick: Weiler-Babb wird zum X-Faktor gegen Titelkandidat Monaco

Angeführt von Rückkehrer Nick Weiler-Babb ringen die Bayern-Basketballer erstmals Titelkandidat Monaco nieder - der Sieg ist aber nur etwas wert, wenn am Freitag Bologna bezwungen wird, warnt Coach Gordon Herbert.
von  Ruben Stark
Eine echte Stütze beim FC Bayern Basketball: Nick Weiler-Babb.
Eine echte Stütze beim FC Bayern Basketball: Nick Weiler-Babb. © IMAGO

München - Der linke Daumen von Nick Weiler-Babb zwickte noch ordentlich, die schwarze Bandage war der sichtbare Beleg, doch das hinderte den Spiritus Rector der Bayern-Basketballer nicht daran, seine Klasse zu entfalten. Und wie bitter nötig der deutsche Double-Sieger die Rückkehr seines Schlüsselspielers hatte, das dokumentierten beim 95:94-Nervenkrimi gegen die AS Monaco nicht nur die letzten Spielsekunden. Mit dem Deutsch-Amerikaner fand die Mannschaft von Trainer Gordon Herbert nach zuletzt drei Niederlagen in Folge wieder zurück in die Euroleague-Erfolgsspur.

Weiler-Babb ist laut Herbert "der beste Allrounder in Deutschland"

Sollten die Münchner auch am Freitag gegen Virtus Bologna (20.30 Uhr/Magentasport) gewinnen - eine auf dem Papier leichtere Aufgabe als gegen die Monegassen - dann ist die Schwächephase zu Jahresbeginn endgültig überstanden. "Wir haben alle gesehen, wie wichtig Nick mit seiner defensiven Präsenz für uns ist", lobte Herbert seinen Taktgeber: "Wie ich schon mal gesagt habe, ist er der beste Allrounder in Deutschland. Er war drei Wochen raus - und dann so zurückzukommen, ist unglaublich."

Es war ein Dienst Weiler-Babbs für die Mannschaft, denn der Weltmeistercoach taxierte die Leistungsfähigkeit des Point Guards nur auf etwa 75 Prozent. Wenn das aber immer zu 18 Punkten, sechs Assists und drei Steals (gestohlene Bälle) führt, dann würde Herbert dem 29-Jährigen wahrscheinlich empfehlen, ab sofort nicht mehr auf die Bandage an der Hand zu verzichten. "Es fühlt sich gut an, zurück zu sein und den Sieg geholt zu haben. Daran wollen wir jetzt anknüpfen", kommentierte Weiler-Babb gewohnt nüchtern und bescheiden seine Großtaten.

Vierköpfiges Bayern-Monster treibt Monaco in die Glieder

Dabei stach vor allem die Aktion ganz am Ende heraus, als Monacos Top-Star Mike James die Chance zum entscheidenden Korberfolg in seinen Händen hatte. Der wertvollste Spieler (MVP) der vergangenen Saison gehört zu jenen Profis, die solche Momente suchen und oft auch nutzen. Doch diesmal stellte sich dem 34-Jährigen ein Verteidiger in den Weg, der lästig wie eine Klette nicht abzustreifen war. James blieb nur eine Art Notwurf, der sein Ziel verfehlte - und Weiler-Babb war der umjubelte Held.

Doch die Leistung nur auf Weiler-Babb zu reduzieren, würde seinen Kollegen nicht gerecht. Letztlich war es eine Art vierköpfiges Monster, das den favorisierten Monegassen die Frustration in die Glieder trieb. Neben dem Regisseur stach Carsen Edwards als Top-Scorer mit 25 Punkten heraus, Shabazz Napier, der den entscheidenden Dreier mit unerhörter Coolness versenkte und ebenso auf 17 Zähler kam wie Devin Booker, der seiner überzeugenden Saison einen weiteren Baustein hinzufügte.

Einmal mehr stark unterm Korb: Bayern-Star Carsen Edwards.
Einmal mehr stark unterm Korb: Bayern-Star Carsen Edwards. © IMAGO

Napier: "Das war ein großer Sieg nach dieser schwierigen Phase"

Es war der erste Sieg überhaupt gegen den Titelkandidaten, den FCBB-Geschäftsführer Marko Pesic als individuell bestes Team der Königsklasse bezeichnete. "Das war ein großer Sieg nach dieser schwierigen Phase. Wir haben uns durch alle Widrigkeiten gekämpft", sagte Napier. Nun geht es darum, das offensive Niveau zu halten und defensiv noch stabiler zu werden.

Denn in der Verteidigungsarbeit ist Herberts Team das mit Abstand schwächste der Playoff-Kandidaten, hat klar die meisten Punkte zugelassen. Genauso gibt es im Spiel unter dem eigenen Korb noch deutliches Steigerungspotenzial. Gut möglich, dass sich Bologna auf diese zwei Aspekte stürzt, um den zehnten Bayern-Heimsieg im elften Spiel im SAP Garden zu verhindern.

Nächster Bayern-Gegner Bologna liegt auf Rang 16 

Die Norditaliener können ohne Druck aufspielen, liegen mit nur sechs Erfolgen abgeschlagen auf Tabellenrang 16 und haben bei sechs Siegen Unterschied nur noch theoretische Chancen auf die Endrunde. "Bologna ist ein Team, das nichts mehr zu verlieren hat, das macht sie jetzt gefährlich", warnt Herbert und sagt: "Unser Sieg gegen Monaco ist nur etwas wert, wenn wir auch dieses Spiel gewinnen." Gut, dass der 65-Jährige wieder auf seinen Mann für die Spezialaufgaben bauen kann. Nick Weiler-Babb, bitte übernehmen Sie!

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