Danilo Barthel: "Wir haben jetzt die Chance zur Revanche"

Bayerns Basketball-Nationalspieler Danilo Barthel über das EM-Achtelfinale gegen Frankreich und Vergleiche zwischen Schröder und Nowitzki: "Es sind komplett unterschiedliche Spieler und Charaktere".
von  Julian Buhl
Teilt sich bei der Basketball-EM das Zimmer mit Johannes Voigtmann: Danilo Barthel.
Teilt sich bei der Basketball-EM das Zimmer mit Johannes Voigtmann: Danilo Barthel. © privat

München - AZ-Intervie mit Danilo Barthel. Der 25 Jahre alte Nationalspieler steht beim FC Bayern Basketball unter Vertrag.

AZ: Herr Barthel, Sie haben mit dem deutschen Basketball-Nationalteam im Endspiel gegen Litauen den Gruppensieg verpasst. Nehmen Sie trotzdem positive Dinge mit ins Achtelfinale?

DANILO BARTHEL: Wir hatten uns gegen Litauen mehr vorgenommen. Aber insgesamt können wir mit unserer Gruppenphase zufrieden sein. Wir hatten zwei nicht so gute Spiele dabei, aber auch drei richtig gute. Natürlich müssen wir noch einiges verbessern in der K.o.-Runde. Denn mit Frankreich wartet dort ein sehr starker Gegner. Da müssen wir eine Schippe drauflegen.

Gegen Frankreich gab es im Test vor der EM ein 79:85.
Jetzt haben wir die Chance zur Revanche. Wir wissen, was sie auszeichnet. Es wird ein interessantes und schweres Spiel für uns, weil Frankreich eine Topmannschaft ist. Sie sind der Favorit, wir der Außenseiter. Aber wir werden alles geben, damit wir unser erstes K.o.-Spiel gewinnen.

Sind Sie überrascht, wie gut es insgesamt bei der EM bisher für das deutsche Team läuft?
Wir wussten schon, was wir können und was für ein großes Potenzial wir haben. Es war eine schwierige Vorbereitung, weil wichtige Spieler lange nicht dabei waren. Aber wir sind selbstbewusst ins Turnier gegangen und es hat sich alles gut für uns entwickelt. Wir konnten uns von Spiel zu Spiel steigern und sind weiter zusammengewachsen.

Sind Sie also, ähnlich wie die deutschen Fußballer, eine Turniermannschaft?
In der Vergangenheit war das nicht so. Wir stehen seit 2011 zum ersten Mal wieder im Achtelfinale. Aber man kann schon sagen, dass wir in den Turnierspielen noch mal einen Aufschwung bekommen haben.

Was zeichnet das Team aus?
Wir treten als geschlossene Mannschaft auf, haben eine gute Teamchemie. Dennis (Schröder; d.Red.) geht voran, ist unser Denker und Lenker auf dem Feld und der herausragende Spieler. Wir haben aber auch andere wichtige Spieler, die in entscheidenden Phasen das Spiel prägen können.

Wie Sie zum Beispiel.
Seit Dennis da ist, habe ich eine etwas andere Rolle, bin nicht mehr so viel für die Punkte verantwortlich wie noch in der Vorbereitung. Ich habe aber immer noch eine wichtige Rolle und bin sehr zufrieden damit, wie es mit dem ganzen Team bisher läuft.

Wie ist es, einen Ausnahmespieler wie Dennis Schröder im Team zu haben?
Er macht immer wieder wichtige Aktionen, punktet viel, gibt Assists und führt uns auf dem Feld einfach an.

Ist er ein würdiger Nachfolger von Dirk Nowitzki als Anführer?
Man kann die beiden nicht miteinander vergleichen. Es sind komplett unterschiedliche Spieler, Charaktere und Menschen. Aber Dennis macht einen guten Job als Point Guard und auch dabei, wie er uns anführt.

Auch abseits des Feldes?
Abseits des Feldes brauchen wir keinen Anführer. Wir verstehen uns alle untereinander super.

In der Vergangenheit drückte Schröder allerdings Bamberg, dem Rivalen Ihres Vereins, dem FC Bayern, die Daumen.
Bei der Nationalmannschaft sind die Vereinsfarben nicht wichtig. Auch unter Bambergern und Münchnern gibt es da keinen Zwist. Auf Vereinsebene sind wir Gegner, wollen uns aber auch dabei nichts Böses. Jetzt sind wir Nationalmannschaftskollegen und Freunde.

Haben sich die beiden Ex-Bayern Maxi Kleber und Paul Zipser, die nun in der NBA bei den Dallas Mavericks und den Chicago Bulls spielen, mal bei Ihnen gemeldet?
Die beiden haben mir Glückwünsche geschickt. Vor allem mit Maxi habe ich regelmäßig Kontakt, auch während der EM. Die beiden Jungs würden uns sicher noch mehr verstärken. Schade, dass sie nicht dabei sein können.

Was ist bei der EM noch drin für Deutschland? Es könnte sein, dass der FC Bayern noch eine Weile auf Sie verzichten muss, oder?
Das hoffe ich natürlich. Wir wollen so weit wie möglich kommen und dann schauen, was für uns möglich ist. Mit Frankreich kommt jetzt direkt ein harter Gegner auf uns zu.

Ein sehr spezielles Duell steht noch aus. Sie könnten auf Serbien mit Vladimir Lucic, Stefan Jovic und Milan Macvan sowie Sasa Djordjevic treffen.
Das muss jetzt noch nicht unbedingt sein, Serbien ist schließlich einer der absoluten Topfavoriten. Wenn es zum Duell kommen sollte, wäre es für mich nur eine Nebensache, dass ich dabei gegen meine Teamkollegen und meinen Coach aus München spielen würde. Wir wollen einfach nur gewinnen. Wir haben im Moment auch keinen Kontakt, jeder ist auf sich konzentriert.

Nach der Vorrunde in Tel Aviv finden die K.o.-Spiele in Istanbul statt. Bleibt im Turnierstress Zeit, sich Gedanken über den Spielort und die politische Situation dort zu machen?
Das spielt im Moment keine große Rolle für uns. Da sind wir alle professionell genug. Wir sind Sportler und in der Richtung ist alles gut organisiert.

Noch eine Frage zum Schluss: Könnte es sein, dass wir Sie, wenn Deutschland eine Medaille gewinnt, demnächst ohne Ihren Vollbart sehen?
Nein, der Bart bleibt dran. Ich bin dieses Mal keine Wetten eingegangen.

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