Corey Walden im AZ-Interview: "Trinchieri und ich sind beide Dickköpfe und Perfektionisten"
München - AZ-Interview mit Corey Walden: Der 29-Jährige spielte bereits vor zwei Jahren bei Partizan Belgrad unter Andrea Trinchieri. Im Sommer wechselte er nun von Roter Stern zum FC Bayern.
AZ: Herr Walden, beim Pokalspiel am Sonntag gegen Bamberg (98:77) erzielten Sie 25 Punkte und waren neben Ognjen Jaramaz (26 Punkte) Topscorer. Hat sich beim FC Bayern Basketball also ein Traumduo wiedergefunden?
COREY WALDEN: Ich bin wirklich glücklich, dass wir nun zusammen hier sind. Schon bei Partizan Belgrad waren wir vor zwei Jahren ein ziemlich gutes Guard-Pärchen, haben uns super ergänzt. Wenn wir beide auf dem Feld waren, war es schwer, gegen uns zu punkten. Und offensiv sind wir beide sehr schnell, treffen schnelle Entscheidungen - und sind gute Scorer.
Das haben Sie am Sonntag gezeigt und jeweils sechs von sechs Dreiern verwandelt.
Wir verstehen uns super auf dem Court und sind auch abseits davon gute Freunde. Wir sind uns von unserer Persönlichkeit sehr ähnlich, eher ruhige, entspannte Typen.
Walden trifft erneut auf Trinchieri: "Ein Segen für mich"
Was hat Sie ansonsten zu Ihrem Wechsel im Sommer nach München bewogen?
Es war ein guter Schritt für mich, zu einem Euroleague-Playoffteam zu wechseln. Und auch eine tolle Möglichkeit, wieder für einen Coach zu spielen, den ich bereits von Partizan kenne. Das ist ein großer Segen für mich. Bayern hat eine beeindruckende Euroleague-Saison hinter sich. Sie sind die richtigen Schritte gegangen, um ein wirklich starkes Team zusammenzustellen. Ich wollte unbedingt ein Teil davon sein.
Das sind sie nun und treffen am Donnerstagabend (20.30 Uhr) mit Bayern auf den FC Barcelona. Solchen Topteams begegnete der FCBB vergangene Saison auf Augenhöhe. Ist das nun Motivation und Bürde zugleich?
Der Druck ist natürlich schon da. Und unsere Personallage ist derzeit natürlich sehr angespannt. Aber es erneut in die Playoffs zu schaffen, wäre großartig. Wir haben das Team dazu, um ein paar wirklich große Dinge zu schaffen, die Qualität der Spieler und die notwendige Teamchemie dafür.
Darum kommt Walden mit Trinchieri so gut zurecht
Sie sprachen Ihr spezielles Verhältnis zu Coach Andrea Trinchieri bereits an. Was macht das aus?
Wir sind beide absolute Wettkampftypen und streben nach Perfektion. Ich bin manchmal ein bisschen hart zu mir selbst, auch mal stur. Aber er versteht mich und arbeitet mit mir. Wir sind beide Dickköpfe, die immer nur das Beste wollen. Wir haben eine sehr spezielle Verbindung, die ich sehr schätze. Seine Philosophie, Mentalität, und sein Basketball-Stil passen perfekt zu meinem Spiel. Mit ihm als Coach kann ich als Spieler wirklich wachsen.
Hat sich Trinchieri im Vergleich zur Partizan-Zeit verändert?
Im Großen und Ganzen ist er noch derselbe. Vielleicht ist er ein bisschen ruhiger geworden. (lacht)
Was erwartet er jetzt bei Bayern von Ihnen?
Er will, dass ich die defensive Präsenz bin, Energie bringe. Einfach ich selbst bin, aggressiv, score, gute Pässe spiele. Da ich ihn schon kenne, kenne ich auch seine Ansprüche und Erwartungen ganz gut.
Das dürfte Ihre Eingewöhnung bei Bayern beschleunigen, oder?
Auf jeden Fall. Ich bin ein weiteres Puzzle-Teil des Teams, und versuche mich beim Gesamtbild mit vielen anderen guten Spielern einzufügen. Das Wichtigste ist, dass alle fit und gesund werden und in Form kommen, wir uns aneinander gewöhnen, jeder die Vorlieben der Mitspieler kennenlernt.
Zu Ihren persönlichen Vorlieben gehören Pfannkuchen, richtig?
Das stimmt, das ist eins meiner Lieblingsessen. Ich liebe die Pfannkuchen von meiner Mutter, sie macht die allerbesten. Manchmal esse ich Blaubeeren oder Banane dazu. Aber auch mit einem Pfannkuchen ohne Belag mit knusprigem Rand kannst du nichts falsch machen. Als Profi-Basketballer kann ich sie natürlich nicht allzu oft essen. Aber wenn ich nach Hause komme, ist es das Erste, um das ich meine Mum bitte.
Haben Sie denn noch andere derart spezielle Gewohnheiten?
Ich bete vor und nach jedem Spiel. Das fühlt sich für mich einfach richtig an, mich bei ihm da oben zu bedanken.
Wechsel zu Partizan: Walden bekam einen heftigen Shitstorm
2020 sind Sie von Partizan zu Roter Stern gewechselt. War das aufgrund der emotional gelebten Rivalität der Klubs nicht problematisch?
Am Anfang war das sehr schwierig. Ich wollte aber unbedingt Euroleague spielen und musste diese harte Entscheidung deshalb so treffen. Die Reaktionen der Fans waren teilweise schon hart. Auf dem Feld habe ich aber mehr und mehr die Sympathien der Roter-Stern-Anhänger gewonnen. Ich verstehe die großen Emotionen. Vielleicht hat es auch etwas geholfen, dass wegen Covid keine Zuschauer in der Halle waren. In den sozialen Netzwerken habe ich viele üble Kommentare bekommen - selbst heute noch. Deshalb habe ich meine Accounts teilweise deaktiviert. Aber ich wusste ja, was auf mich zukommen würde.
Haben Sie den Wechsel auch Vladimir Lucic schon erklären müssen? Er war schließlich mal Partizan-Kapitän.
(grinst) Mit Ogei Jaramaz und dem Coach habe ich schon darüber geredet. Bei ihm habe ich das bislang noch vermieden.
Aber zu Alba Berlin, Bayerns großem Rivalen in der Bundesliga, würden Sie nun nicht wechseln, oder?
(lacht) Nein, nein. Ich will Alba lieber mit Bayern besiegen und die Meisterschaft zurück nach München holen. Wir wollen schließlich so viele Trophäen wie möglich gewinnen.