Bundesliga, Europaleague, Final Four: FC Bayern Basketball und die Balance
Manchmal ist es nicht ganz leicht, Andrea Trinchieri zu sein. Der Trainer der Basketballer des FC Bayern ist es, wie er sagt, gewohnt, Titel zu gewinnen. Das hat er mit seinen Bossen gemein. Allerdings mussten der erfolgsverwöhnte Italiener und sein Team die letzten Jahre zuschauen, wie Erzrivale Alba Berlin den Pokal in die Höhe stemmte. Jetzt beginnt das Rennen wieder neu.

Am Samstag (18 Uhr/Magentasport) ist Ulm zum Auftakt im Audi Dome zu Gast. In der AZ spricht Trinchieri über. . .
das Dilemma der vergangenen Saison: "Wir waren unter der Woche exzellent in der Euroleague, haben aber sonntags in der BBL gekämpft. Deshalb werde ich nun versuchen, eine Balance hinzubekommen. Unser Fokus im Sommer war: Wie halte ich mein Team während der Saison frisch? Da müssen wir einiges anders machen. Letztes Jahr: vier Covid-Cluster – die haben unsere Vorbereitung zerstört. Einige Spieler mussten mehr spielen, als sie konnten, und dann stehst du zum Saisonende noch mit acht Spielern da und musst nach Oldenburg, nachdem du die Nacht zuvor gespielt hast – und kein Mensch sagt auch nur ein Wort! Keine Liga der Welt akzeptiert zwei Spiele in weniger als 24 Stunden."
die neuen Spieler: "Wir haben eine neue Philosophie: junge, frische Jungs. Für ein Euroleague-Team ist es sehr schwierig, Rookies wichtige Spielminuten zu geben. In der Euroleague spielen immer die selben Spieler. Wir sind nun in eine andere Richtung gegangen – und sind gespannt, wie das klappt. Allzu viel kann ich noch nicht sagen, aber die Neuen kamen mit großen Augen und dem Wunsch, zu lernen, sich auf ein anderes Level zu bringen. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir gegen die Wand fahren, ist sehr groß – und an der Stelle wird sich dann unsere Saison entscheiden. Ich versuche noch zu verstehen, wie dieses Team spielen wird. Die Kunst war, die Spieler zu finden, die uns das geben, was wir in der letzten Saison nicht hatten: einen großen Kerl, der den Ring schützt – Freddie Gillespie kann das. Er ist noch jung, hat unfassbar lange Arme. Dann wollten wir einen kreativen Spieler, einen wie Cassius Winston. Jeder Trainer will Lewandowski und Mbappé verpflichten – da wir das nicht können, nehme ich die Herausforderung an, es mit anderen, jüngeren Spielern zu versuchen."
Elias Harris: "Ich habe ihn schon drei Jahre in Bamberg trainiert, seinen Weg in Spanien und Japan weiter verfolgt. Es ist interessant: Deutsche Spieler, die ins Ausland gehen, kommen stärker zurück. Elias ist beständig geworden, bei Rebounds und Punkten."
die Bosse im Team: "Vladimir Lucic und Othello Hunter, das ändert sich nicht. Sie sind immens wichtig für die Struktur des Teams, besonders für die Rookies. Sie kennen das System, den Klub, den Coach – und vermitteln das den Jungen. Ohne sie kommen wir nicht klar."
die Stärke der Euroleague: "Wenn man sich die Kader von Barcelona, Real, Monaco und Fenerbahce ansieht: unglaublich! Maccabi Tel Aviv: stärkster Kader seit zehn Jahren. Wir sind Nummer 14 oder 15 im Ranking, aber ich will unter die ersten Acht. Wir haben das schon mal geschafft, warum sollten wir es nicht nochmal versuchen?"
das Saisonziel: "Das ändert sich auch nie: Ich bin es nicht gewohnt, ohne Titel nach Hause zu gehen. Das ist etwas, was ich nicht mag. Wir wollen Titel."
das Final Four zu erreichen oder lieber deutscher Meister zu werden: "So mag ich nicht denken. Egal, welche Antwort ich geben würde: Ich wäre nicht glücklich damit."