Interview

Bayerns Vladimir Lucic: "Wir können es jetzt mit jedem aufnehmen"

Vizekapitän Vladimir Lucic spricht im AZ-Interview über den Traumstart der Basketballer des FC Bayern in die Euroleague, das Duell mit Real Madrid, seine MVP-Auftritte – und Vergleiche mit Che Guevara.
Julian Buhl |
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Ist aktuell in der Form seines Lebens und Bayerns Topscorer: Vladimir Lucic.
Ist aktuell in der Form seines Lebens und Bayerns Topscorer: Vladimir Lucic. © Rauchensteiner/Augenklick

München - AZ-Interview mit Vladimir Lucic: Der 31-Jährige kam 2016 aus Valencia zum FC Bayern Basketball. Der Serbe ist Vizekapitän der Münchner.

AZ: Herr Lucic, haben Sie Gemeinsamkeiten mit Che Guevara?
VLADIMIR LUCIC: (lacht) Das war ein Zitat des Trainers, oder?

Richtig. Andrea Trinchieri sagte zuletzt über Sie als Co-Kapitän des FC Bayern Basketball: "Lucic ist unser wichtigster Spieler, unser Anführer, unser Che Guevara."
So etwas hört man natürlich schon gerne von seinem Coach. Wenn ein Trainer mit seinem Renommee so etwas sagt, hat das schon eine große Bedeutung für mich.

Wissen Sie, was Trinchieri mit dem Vergleich genau meint?
Er war Coach bei Partizan Belgrad, ich war dort Spieler und Kapitän. Vielleicht bezieht er sich auf die Mentalität, die Partizan ausstrahlt. Trinchieris kroatische Mutter kommt ja ebenfalls vom Balkan. Er sagt mir immer, dass ich ein Kämpfer bin, mich bedingungslos für meine Seite einsetze. Vielleicht ein bisschen mit der gleichen Entschlossenheit wie ein Revolutionär.

Lucic ist aktuell in bestechender Form

Hat sich Ihre Rolle bei Bayern verändert? Fordert Trinchieri auch mehr von Ihnen ein, Leader zu sein?
Ja, das tut er. Ich glaube aber, dass ich immer noch derselbe Spieler bin, der ich vorher auch war. Ich versuche in jedem Spiel mein Bestes für die Mannschaft zu geben. Ich spiele nun ein wenig mehr auf der Power-Forward-Position. Das ist taktisch der größte Unterschied.

Nach ihrem Karrierebestwert von 26 Punkten beim Maccabi- und 18 Zählern beim Fenerbahce-Sieg wurden Sie in der Euroleague zum MVP der Woche gewählt. Sind Sie in der Form Ihres Lebens?
Die Zahlen sagen das zumindest. Ich treffe meine Würfe momentan hochprozentig. Ich weiß nicht, wie realistisch es ist, dieses Level weiter so hoch zu halten. Mein Ziel ist es immer, das zu tun, was nötig ist, damit meine Mannschaft gewinnt - egal, was. Wir genießen den Moment und wollen dieses Momentum so lange wie möglich behalten.

Was ist Ihr persönliches Erfolgsgeheimnis?
Ich habe eine simple Philosophie: So wie du trainierst, genauso spielst du auch. Und ich arbeite seit Tag eins der Vorbereitung sehr hart. Ganz einfach.

Hat auch Trinchieri Sie noch mal besser gemacht?
Ein Coach auf seinem Level gibt dir natürlich schon wertvolle Ratschläge. Die habe ich auch genutzt. Und meine Teamkollegen verhelfen mir zu vielen offenen Würfen. Im Teamsport sind viele kleine Details sehr wichtig.

Coach der Bayern-Basketballer: Andrea Trinchieri.
Coach der Bayern-Basketballer: Andrea Trinchieri. © imago images / Aleksandar Djorovic

Bei den Pokalspielen wurden Sie zuletzt geschont. Gehen Sie nun mit frischer Energie in das Auswärtsspiel heute Abend (21 Uhr) bei Real Madrid?
Ich fühle mich eigentlich so fit, um jedes Spiel zu machen. Aber eine kurze Pause tut trotzdem gut - physisch und mental. Nach unseren vier Siegen in Folge sind wir jetzt auch bereit für Real Madrid. Es wird ein schweres Spiel, aber wir können und wollen es in dieser Saison mit jedem Team in der Euroleague aufnehmen.

Euroleague: Der FCBB grüßt aktuell von der Spitze

Die Vorzeichen sind ungewöhnlich: Bayern geht mit 4:1-Siegen in das Duell, Real mit der umgekehrten Bilanz.
Real ist häufiger mal holprig gestartet und gehörte am Ende trotzdem meistens zu den besten vier Teams. Sie haben einige sehr erfahrene Jungs dabei, die schon alles gewonnen haben und gegen uns mit Sicherheit eine Reaktion zeigen werden.

Gefällt Ihnen der Blick auf die aktuelle Euroleague-Tabelle?
Die schaue ich nach nur fünf Spielen nicht wirklich an. Aber es ist schon ein großartiges Gefühl, aktuell Erster zu sein. Vor allem die Art und Weise, wie wir schon im ersten Spiel gegen Mailand aufgetreten sind, gefällt mir. Dieses Momentum haben wir bis jetzt mitgenommen. Unsere harte Arbeit aus der Vorbereitung wird sichtbar und zahlt sich aus.

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Welcher der vier Siege war für Sie der wertvollste?
Jeder einzelne Sieg ist für mich wie mein eigenes Kind. Ich kann eigentlich nicht entscheiden, welcher der schönste und wichtigste ist. Vielleicht der Erfolg bei Maccabi, weil ich mit Partizan Belgrad und Valencia dort schon oft gespielt und zuvor noch nie gewonnen habe.

Wie hat Bayern die Auswärtsschwäche der vergangenen Saison so schnell behoben?
Dadurch dass aktuell keine Fans in den Hallen sind, gibt es keinen so großen Unterschied zwischen Heim- und Auswärtsspielen mehr. Es geht mehr um das Momentum und die Motivation. Fenerbahce und Maccabi bekommen normalerweise sehr viel Unterstützung und Energie von ihren Fans. Ohne die verlieren sie schon ein bisschen ihres Heimvorteils.

Lucic: "Trinchieri ist ein Workaholic"

Und was hat Trinchieri mit Ihrer Mannschaft gemacht?
Das, was er schon in seiner gesamten Karriere macht: ein guter Coach zu sein und die Spieler besser zu machen. Egal, wo er war, alle seine Teams haben großartigen Basketball gespielt. Das war schon in Italien, in Bamberg oder in der letzten Saison bei meinem Heimatklub Partizan so. Jetzt bringt er hier seinen Basketball-Stil und seine Mentalität mit ein.

Er gilt als sehr detailverliebt.
Er ist ein Workaholic. Das Faszinierendste für mich ist, mit welcher Energie er jeden Tag in die Halle kommt. Dann ist es nicht schwierig, das auf die Mannschaft zu übertragen.

Hätten Sie erwartet, dass die neu zusammengestellte Mannschaft sich so schnell findet?
Ich glaube komplett an die Spieler, die jetzt hier sind. Man hat schon in der Vorbereitung gesehen, dass wir alles dafür tun, um jeden Tag besser zu werden. Wir verbringen auch mal vier Stunden in der Halle. Und wir geben nie auf. Das hat man auch bei unserem Comeback-Sieg nach 21-Punkte-Rückstand bei Fenerbahce gesehen. Es wird es noch viele Ups und Downs geben. Trotzdem wollen wir den Moment jetzt auch ein wenig genießen.

"Die letzte Saison war für uns enttäuschend"

Sind die Euroleague-Playoffs nach dem Traumstart nun das Ziel?
Es geht in erster Linie darum, diesen großen Klub würdig zu vertreten und mit vollem Einsatz für den Namen "FC Bayern Basketball" zu kämpfen. Und wenn es irgendeine Chance auf Erfolge oder Titel gibt - in der Euroleague, Meisterschaft oder auch noch im Pokal - werden wir versuchen, sie zu ergreifen.

Haben Sie das Gefühl, da nach der vergangenen Saison etwas gutmachen zu müssen?
Die letzte Saison war für uns schon enttäuschend. Wenn du zwei Mal in Folge Meister warst und auf der Spitze des Hügels stehst, ist es hart, diese Position zu verteidigen. Wir waren nicht im richtigen Momentum dafür. Aber jetzt wollen wir zurückschlagen. Wir sind alle motiviert und wollen uns als Team beweisen.

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