Bayerns Obst glänzt gegen US-Superstar Curry - Bundestrainer vor Wechsel nach München

London/München - Andreas Obst - beim Gedanken an diesen Namen bekommt selbst ein "Dream Team 2.0" veritable Alpträume. Vor einem Jahr hatte sich der Scharfschütze des FC Bayern mit einem Sahnetag im WM-Halbfinale gegen die USA schon als Gigantenschreck erwiesen - und nun beim letzten Härtetest vor Olympia machten auch die Basketball-Legenden LeBron James und Steph Curry unliebsame Bekanntschaft mit dem Spieler des FC Bayern.
US-Star Curry lobt Obst: "Schnell und furchtlos"
Zwar rettete sich der hohe Goldfavorit für Paris - vor allem dank James - vor einer Pleite, aber beim 92:88 für die Megastars aus der NBA präsentierten sich die deutschen Weltmeister in London ebenbürtig und den US-Amerikanern dürfte dämmern, dass der Olympia-Thron nur unter Aufbietung aller Klasse und Künste zu erreichen sein wird. Erst recht, wenn Obst seine aktuelle Form mit ins olympische Turnier nimmt.
17 Punkte steuerte der Co-Kapitän des deutschen Meisters bei, wirkte körperlich frisch, leichtfüßig, beweglich und äußerst selbstbewusst. Das nötigte sogar seinem Vorbild Curry großen Respekt ab. "Er kann schießen, er zieht schnell ab und er ist furchtlos", lobte der 36 Jahre alte Weltstar und viermalige NBA-Champion.
Bayern-Star Obst unschlagbar von der Dreierlinie
Obst war am Montagabend quasi der bessere Curry, hat er doch sein Spiel an dem des vielleicht besten Dreierschützen dieses Planeten orientiert. "Awesome" - "beeindruckend", findet das das Original. Curry nämlich traf nur einen Distanzwurf, hatte sichtlich noch ein paar Anpassungsprobleme.
Obst jagte den Ball fünfmal von jenseits der Dreierlinie durch das Netz, sorgte für Raunen auf den Tribünen ob der Eleganz, mit der ihm das glückte. Curry bestaunte das bisweilen aus nächster Nähe.
"Er ist ein großartiger Schütze", wiederholte Curry, "das hat man letztes Jahr gesehen, das hat man wieder gesehen. Man muss ihn einfach die ganze Zeit über beachten." Gerade weil Obst eben die Chuzpe besitzt, seinen Stil durchzuziehen, egal, wer ihm gegenübersteht.
Bundestrainer Herbert auf dem Sprung zum FC Bayern Basketball
Ob es an Bundestrainer Gordon Herbert liegt, dass Obst im Nationalteam so aufblüht oder tatsächlich das kräftezehrende Jahr 2023 ihm bei den Bayern so erkennbar zusetzte? Die Antworten könnte es unter Umständen dann geben, wenn die Münchner ihrerseits die Trainerfrage beantwortet haben.
Noch im Laufe dieser Woche ist mit einer aufklärenden Botschaft aus dem Sendlinger Westpark zu rechnen und nach AZ-Infos spricht vieles dafür, dass der 65-jährige Herbert nach dem Ende seiner dreijährigen Amtszeit als Nationalcoach zum Bundesliga-Primus kommt - auch wenn sich alle Beteiligten noch recht bedeckt halten. Obst und seiner Rolle im Klub würde es gewiss nicht schaden.
Seine Leistungen bei Heim-EM 2022, WM 2023 und jetzt im Vorfeld der Sommerspiele legen nahe, dass der 27-Jährige mit Herbert gut klarkommt - und mit seinen Mitspielern in der DBB-Auswahl sowieso. "Kleine Fehler haben uns den Sieg gekostet, aber wir haben 40 Minuten lang gekämpft und nehmen viel Gutes mit aus diesem Spiel", sagte Obst.
Basketball-Weltmeister mit Ausrufezeichen: "Wir haben noch mehr im Tank"
Bemerkenswert am Resümee des Bayern-Profis ist nicht nur der berechtigte Optimismus, sondern auch die Tatsache, dass die Mannschaft des Deutschen Basketball Bundes auf das Parkett gekommen war, um James, Curry und all die anderen Korbwurf-Koryphäen zu schlagen, nicht nur, um sich gut aus der Affäre zu ziehen.
Das lässt hoffen für die Medaillenträume von Obst, Dennis Schröder und Co. Am Samstag (13.30 Uhr) ist Japan in Lille der erste Olympia-Gruppengegner, aber auch die Amerikaner werden bei Obsts Ankündigung aufhorchen: "Wir haben noch mehr im Tank."