Bayerns nächster Rückschlag: Trinchieri stellt die Mentalitätsfrage

Kasan/München - Die Russland-Reise in dieser Woche sollte nach einem holprigen Saisonstart eigentlich den Wendepunkt für die Basketballer des FC Bayern markieren.
Die Bayern verspielten die Führung
Gleich im ersten und vermeintlich leichterem Teil des Euroleague-Doppelspieltags ging dieses Vorhaben am Dienstagabend bei Unics Kasan allerdings komplett schief. Die Bayern verloren das Duell der beiden vor der Partie noch sieglosen Teams mit 70:73 - und verspielten dabei eine zwischenzeitliche 16-Punkte-Führung (35:19).
Ein bitterer vorletzter Tabellenplatz
Damit finden sich die mit Playoff-Ambitionen in die Euroleague gestarteten Überflieger der vergangenen Saison nach drei Spieltagen nun mit drei Niederlagen auf dem 17. und damit vorletzten Tabellenplatz wieder. Eine - trotz aller Umstände, die den Saisonauftakt mit Coronafällen und Verletzungen begleiten - ziemlich heftige Landung auf dem knallharten Boden der Euroleague-Realität.
Trinchieri vermisst die Kampfeslust
Andrea Trinchieri konnte und wollte seinen Ärger darüber auch gar nicht erst verbergen. "Zum ersten Mal besorgt mich die Mentalität meines Teams und das muss ich jetzt sehr schnell ändern", sagte der FCBB-Chefcoach und wurde deutlich: "Wenn ein Spieler nicht bereit für den Fight ist, trägt er das falsche Trikot."
Bayern-like war der Auftritt bestenfalls noch in der ersten Halbzeit, die die Münchner angeführt von ihrem Topscorer Darrun Hilliard (17 Punkte) noch mit 37:26 für sich entschieden. Doch nach der Pause kippte die Partie und den Bayern entglitt das Momentum.
Kritik an der Mentalität
Sehr zum Unmut ihres Trainers. "Wir hatten eine sehr arme Vorstellung und haben nicht wie ein Team ausgesehen. Bezüglich unserer Mentalität und des Verlangens, zu kämpfen, sahen wir mies aus", schimpfte der Italiener: "Das war mit Abstand unser schlechtestes Spiel - so können wir nicht spielen. Wir können nicht auf solch eine Weise unsere Chancen in den Müll werfen."
Trinchieri stellte seiner Mannschaft die Mentalitätsfrage. Denn die schafft es aktuell nicht, das Fehlen ihres Mentalitätsspielers und Anführers Vladimir Lucic zu kompensieren. Vor allem der Co-Kapitän, der zu den positiven Coronafällen zum Saisonstart gehörte, wird schmerzlich vermisst.
Ausfälle machten es schwer
Auch die beiden Nationalspieler Paul Zipser und Andreas Obst so wie Leon Radosevic stehen weiterhin nicht zur Verfügung. Kapitän Nihad Djedovic und Gavin Schilling, die beide gerade erst wieder auf den Court zurückgekehrt sind, spielten in Kasan genau wie die beiden Jungprofis Jason George und Marvin Ogunsipe keine Rolle. Lediglich Schilling kam für ganze 35 Sekunden zum Einsatz, ansonsten musste Trinchieri mal wieder mit einer Achter-Rotation auskommen.
"Das ist eine sehr harte Niederlage. Das war ein Spiel, das wir brauchten, das wir gewinnen wollten", sagte Hilliard, der schon seit Wochen die besten und konstantesten Leistungen abliefert.
"Wir stehen jetzt schon ein wenig mit dem Rücken zur Wand"
"Das Gute am Sport ist, dass es direkt weitergeht, gegen ein weiteres krasses Team", blickte er auf das Duell heute Abend (19 Uhr) mit Zenit St. Petersburg voraus: "Wir stehen jetzt schon ein wenig mit dem Rücken zur Wand und es gibt genau zwei Wege, die wir jetzt einschlagen können. Wir müssen jetzt alle in den Spiegel schauen und Verantwortung übernehmen."
Die Herausforderung wird gegen den Playoff-Teilnehmer der vergangenen Saison nicht gerade kleiner. Aber auch Trinchieri fordert eine Trotzreaktion seiner Mannschaft: "Ich hoffe, dass wir jetzt das starke Verlangen entwickeln, zurückzuschlagen." Zeit wird's.