Bayerns Basketballer als ewiger Zweiter: "Nicht unser Anspruch"

München - Auf dem Parkett nahmen die Meisterfeierlichkeiten ihren Lauf. Nach dem 96:81-Sieg in München, der den 3:1-Triumph gegen Bayerns Basketballer in der Finalserie um die deutsche Meisterschaft besiegelte, waren es die Spieler und Verantwortlichen von Alba Berlin, die im goldenen Konfettiregen die Trophäe stemmen durften.

Die Berliner haben Routine im Feiern in München
Es folgten Bier- und Wasserduschen. Ex-Bayer Maodo und Co. entführten noch die Korbnetze als Andenken aus dem Audi Dome. Die Berliner haben Routine im Feiern in München, wo sie sich zum dritten Mal in Folge zum Meister krönten.
Das Bild, das sich auf der anderen Seite bot, hätte gegensätzlicher nicht sein können. Dort saßen die Bayern-Profis mit traurigen Blicken hinter der Bande, davor stand Chefcoach Andrea Trinchieri immer noch nahezu regungslos – und starrte nachdenklich ins Leere. Derart erloschen hat man den impulsiven Trainervulkan in seiner Coachingzone in München noch nie gesehen.
Hainer: "Mussten der langen Saison Tribut zollen"
Bayern-Präsident Herbert Hainer machte sich von seinem Tribünenplatz auf den Weg ins Trauerlager der Bayern. Er stoppte bei jedem Spieler, tätschelte etliche Schultern und fand auch für Trinchieri sowie Geschäftsführer Marko Pesic ein paar aufbauende Worte.

"Ich habe der Mannschaft gesagt, dass sie wirklich alles versucht hat. Wenn man sich die Situation anschaut, wie viele Dauerverletzte wir haben mit Darrun Hilliard, Corey Walden, jetzt sind auch noch Vladimir Lucic und Leon Radosevic hinzugekommen, dann muss man sagen, hat die Mannschaft trotzdem alles gegeben", verriet Hainer anschließend auf AZ-Nachfrage, "aber man hat gesehen, dass wir der langen Saison Tribut zollen mussten, es war das 84. Spiel".
Hainer: "Ewiger Zweiter zu werden, ist definitiv nicht unser Anspruch"
In dem die Münchner Marathonsaison ein bitteres und titelloses Ende fand. "Wenn wir keinen Titel gewinnen in einem Jahr, kann uns das auf Dauer nicht zufriedenstellen", stellte Hainer klar: "Ewiger Zweiter zu werden, ist definitiv nicht unser Anspruch." Sein Saisonfazit fällt zwiegespalten aus.
"Insgesamt hat die Mannschaft eine gute Saison gespielt mit gemischten Gefühlen", resümierte Hainer: "Auf der einen Seite ein Super-Auftritt in der Euroleague, wo wir Barcelona ins fünfte Spiel gezwungen haben. Auf der anderen Seite steht natürlich das frühe Aus im Pokal und dass wir jetzt im Finale die Meisterschaft zu Hause verloren haben." Insgesamt sei er zwar "zufrieden, aber im nächsten Jahr muss es mehr sein".
Bayern-Basketballern geht im Saisonendspurt mal wieder die Kraft aus
Zu denken geben dürfte ihm und den Bayern, dass Berlin, das 81 Saisonspiele absolvierte und trotzdem auch noch den Pokal gewann, der Spagat zwischen Euroleague und Bundesliga zumindest mit Blick auf die nationalen Wettbewerbe besser gelungen ist.
Während den Bayern – wie schon im vergangenen Jahr – im Saisonendspurt erneut die Kraft ausging, verlor Alba nur eines seiner letzten 21 Saisonspiele. Die deutschen Spieler in der Rotation erwiesen sich im Vergleich als deutlich stärker. So war es kein Zufall, dass mit Johannes Thiemann ein Berliner Nationalspieler sogar zum Finals-MVP gewählt wurde.

"Am Ende hat es uns die notwendigen Körner gekostet, dass wir in der Euroleague so weit gekommen sind", glaubt Hainer. Da müsse man "für die Zukunft schauen, wie wir die Prioritäten besser setzen zwischen Euroleague und Meisterschaft und die Mannschaft auch dementsprechend aufbauen". Verstärkung speziell auf den deutschen Positionen scheint dafür zwingend notwendig zu sein.
FCBB und das Problem der Dreifach-Belastung
"Der Spagat zwischen den Wettbewerben und unseren eigenen Ansprüchen – die ganz sicher höher sind als anderswo – war selbst mit Akrobatik schwer zu bewältigen", schrieb Geschäftsführer Marko Pesic in einem an die Fans gerichteten offenen Brief, "wir werden analysieren, wie wir die Dreifach-Belastung noch besser meistern können als in den vergangenen beiden Jahren."
Die Zukunft sei "zu spannend, als dass man nicht bestmöglich auf sie vorbereitet sein sollte. In etwas mehr als einem guten Jahr werden wir den SAP Garden als zweite Spielstätte neben dem Audi Dome beziehen", so Pesic: "Allein das ist Verpflichtung."
Trinchieri sagte: "Diese Niederlagen, sollten Kraftstoff für das nächste Finale sein - und um besser zu werden. Das ist das Einzige, was ich daraus mitnehmen will: Ich will Energie, um zurückzukehren – härter und stärker."