Bayern-Basketballer wollen aufs nächste Level: "Wir müssen jetzt alle die Ärmel hochkrempeln"

München - Andreas Obst hat genau das getan, wofür sich wohl jeder entschieden hätte nach so einem Trubel. Nach dieser aufregenden Basketball-EM und der Bronzemedaille hat Obst erstmal die Beine hochgelegt – und entspannt. Wenn bei so einem Turnier der Takt extrem hoch ist, Spiel auf Spiel folgt und drumherum eine solche Begeisterungswelle entsteht, ist kaum mal Gelegenheit zum Innehalten, zum Reflektieren und ausgiebigen Genießen.
Dann braucht's hinterher ein bisschen Zeit. "Ich habe die letzten Wochen sacken lassen und mich mental auf die kommenden Monate vorbereitet", sagte der 26-Jährige. Seit Dienstag sind Obst und Nick Weiler-Babb, der zweite Bayern-Profi dieser erfolgreichen Nationalmannschaft, wieder im Training. Am Samstag geht es schon wieder in die Vollen, Heimspiel-Auftakt gegen Ulm (18 Uhr/Magentasport). Im Oktober sind es elf Spiele in der BBL, der Euroleague und im Pokal – ein Mammutprogramm. Damit ist der Ton gesetzt, der Rhythmus ändert sich auch danach nicht wesentlich. Obst ist aber nicht bange: "Nach dieser EM-Erfahrung steht man jeden Tag mit der Einstellung auf, zu gewinnen."
Bayern-Präsident Hainer: "Brauchen deutlich stärkere Fernsehpräsenz"
Die EM hat die Erfolgsgier erst richtig geweckt – das wird auch nötig sein, sollen die Siege der Nationaltruppe abstrahlen auf die Bundesliga, soll Basketball konstant stärker in der Öffentlichkeit verankert werden. Aber nicht nur das. Bei Bayern erwarten Präsident Herbert Hainer und Co., dass in der BBL-Zentrale in Köln die Köpfe rauchen, dass Konzepte auf den Tisch kommen, wie verhindert werden kann, dass diese Welle wieder abflacht und versandet.
"Ich bin schon der Meinung, dass die BBL jetzt eine Pflicht hat, aber auch eine Chance", sagte Hainer – und zählte auf: "Wir brauchen eine deutlich stärkere Fernsehpräsenz. Wir brauchen mehr Vereine in den großen Städten und es muss deutlich mehr zwischen den Spielen zum Thema Basketball kommuniziert werden. Auch der Spielplan kann besser abgestimmt werden mit der Euroleague. Das ist nicht von heute auf morgen zu machen, das sind viele Dinge nicht. Aber da erwarte ich schon, dass diese Chance in Zusammenarbeit mit den Klubs genutzt wird."
Es ist Luft nach oben
Rumms! Der große FC Bayern hat gesprochen – und BBL-Geschäftsführer Stefan Holz hat gewiss vernommen. Holz ist ja der Auffassung, dass ein solches Einmalereignis nichts Grundsätzliches verändert, das mag auch stimmen. Dennoch ist offensichtlich Luft nach oben, sonst würden die verschiedenen Aspekte nicht so konkret hervorgehoben.
Die Bayern nehmen sich selbst nicht aus der Pflicht – im Gegenteil. "Wir müssen alle die Ärmel hochkrempeln", sagte Geschäftsführer Marko Pesic, der WM-Bronze 2002 und EM-Silber 2005 an der Seite von Dirk Nowitzki gewann. Er will am liebsten eine mediale Dauerpräsenz. Das Eventerlebnis bei den Spielen sei "super. Entscheidend ist für mich, was passiert dazwischen. Die Leute sollen nicht nur das Endergebnis lesen, das Interesse muss kontinuierlich da sein."
Obst: "Um die Medaillen mitgespielt zu haben, ist ein Riesending"
An Geschichten über Obst oder Weiler-Babb zum Beispiel. Die beiden Bayern-Spieler wurden im Sog der NBA-Profis Dennis Schröder, Moritz Wagner oder Daniel Theis auch gefeiert und bejubelt. Gerade der gebürtige Hallenser hievte sein Spiel nicht nur wegen einer formidablen Dreierquote auf das nächste Level und erntete viel Beachtung. Der internationale Durchbruch.
"Um die Medaillen mitgespielt zu haben, ist ein Riesending", sagt Obst. Tatsächlich mehr als regionale Phänomene aus den Klubs zu machen, wäre das genauso.