Bayern-Basketballer verlieren in Belgrad - Trainer Trinchieri überwältigt:"Das hat mein Herz berührt"

München - Es war keine Niederlage wie jede andere für Andrea Trinchieri. Der Cheftrainer der Bayern-Basketballer, ansonsten nach Pleiten kurz angebunden bis frustriert, lächelte sogar.
FCBB-Coach Trinchieri in Belgrad mit Standing Ovations begrüßt
Er durfte sich trotz des letztlich knappen 77:83 bei Partizan Belgrad als eigentlicher Gewinner des Abends fühlen. Trinchieri war bei der Rückkehr in den Belgrader Hexenkessel mit Standing Ovations begrüßt worden. Eine imposante Erfahrung bei 17.574 Fans, darunter (in Partizans Klubfarben schwarz-weiß gekleidet) Bastian Schweinsteiger und dessen Schwiegervater Miroslav Ivanovic.
Trinchieri: "Ein Empfang wie im Traum"
Der nette Empfang war nicht selbstverständlich, hatte der Italiener doch bei seinem Abgang 2020 mehr als 100.000 Euro an Lohnrückständen eingeklagt.

Trinchieri sagte nach der Partie vor der Presse in gutem Serbisch: "Ein Empfang wie im Traum. Das hat mein Herz berührt. Wenn ich nicht gewinnen konnte, soll Partizan gewinnen. Das sind die allerbesten Fans der Welt, das muss ich nicht erwähnen, das weiß man!"
In dieser Saison ist Partizan, das auch die Bayern Vladimir Lucic und Ognjen Jaramaz für ihre Zeit ehrte, zurück auf der großen europäischen Bühne. Und hat das Schlüsselspiel um den letzten Playoff-Rang acht gegen die Bayern gewonnen.
Den Bayern fielen in Belgrad neben Top-Star Lucic auch Scharfschütze Andreas Obst und Niels Giffey aus. Ein Trio, das für das Bayern-Spiel kaum zu ersetzen ist. Gegen Partizan trafen die Bayern in der ersten Halbzeit nur drei von 15 Dreipunkte-Würfen.
Sie lagen da, nach einem Katastrophenstart (0:9), schon mit zwölf Zählern zurück. "Wir haben dann hart dagegengehalten, gekämpft, den Rückstand verkürzt und hatten eine Chance auf den Sieg", brach Trinchieri die zweite Hälfte runter. In der "Scala des Basketballs" (Trinchieri) hätte sich "La Traviata" - die vom Weg Abgekommene - dank leidenschaftlicher Defense und guten Würfen fast noch in den "Nussknacker" verwandelt. Fast.
Hunter: "Am Ende ging uns etwas die Luft aus"
Othello Hunter, mit 16 Punkten und 14 Rebounds bester Roter, erklärte: "Am Ende ging uns etwas die Luft aus." Selbst wenn er mit dem Pantoffel hinter den Spielern hinterhergejagt wäre, sagte Trinchieri sinngemäß und deutlich martialischer formuliert - sie hätten nicht mehr gekonnt.
Apropos Energie: Neben Schweinsteiger, der auf dem Weg zum Ausgang für zahlreiche Selfies anhielt, saß Marshall Glickman, der neue Chef der Euroleague. Trinchieri hätte ihm einige Töne flüstern können. Zum Beispiel über den grenzwertigen Bayern-Rhythmus (im Schnitt fast alle drei Tage ein Spiel). Im Interview mit der Plattform "Basket News" sagte Trinchieri: "Über den Spielplan müssen wir diskutieren, denn dies wird das beste Basketball-Produkt neben der NBA ruinieren. Der Spielplan kostet die Qualität des Spiels und die Fans."
Trinchieri schlug verschiedene Zeitfenster für die heimische und die Euroleague vor. Er hält die Euroleague für den schwersten Basketball-Wettbewerb, wegen der Konkurrenz und wegen des Werts jeder einzelnen Partie. Er hatte auch noch eine Spitze parat, die wohl direkt an Glickman gerichtet war, dem NBA-Ideen nachgesagt werden: "Wir bewegen uns in Richtung NBA ohne die NBA zu sein und ohne ihre Stärke und Qualität zu besitzen. Ob das gut ist oder nicht, weiß ich nicht. Das werden wir sehen."