Bayerische Bergtour: Trotzdem sucht der FCBB Verstärkung

München - Alles war an diesem denkwürdigen Abend, an dem den Basketballern des FC Bayern ein 83:71-Sieg gegen Anadolu Efes Istanbul, also den amtierenden Euroleague-Champion, gelungen war, doch nicht perfekt. Sein Getränk sei "nicht so kalt, wie es eigentlich sein sollte", sagte Chefcoach Andrea Trinchieri, als er nach dem Überraschungscoup bei der Pressekonferenz auf dem Podium Platz genommen und einen fast schon obligatorischen Schluck aus der für ihn bereitgestellten Cola-light-Flasche genommen hatte - und grinste.
"Das ist wirklich ein großer Sieg für uns. Wir haben Efes besiegt, den europäischen Champion mit so vielen talentierten Spielern", sagte Trinchieri: "Wir konnten eine großartige Teamleistung produzieren und unser viertes Viertel war unglaublich."
Trinchieris Taktik-Kniff geht voll auf
Nach einem bis dahin ausgeglichenen und umkämpften Duell ließ sein Team da nur noch sieben Punkte des Gegners zu und entschied die Partie damit eindrucksvoll für sich.
"Ich kenne viele Coaches mit Ideen, aber nur die Glückspilze haben Spieler, die ihnen auch zuhören", sagte Trinchieri, der in den letzten zehn Minuten mit einem taktischen Kniff überraschte, der voll aufging. Zugunsten einer besseren Defensive ließ er nämlich ohne echten Point Guard spielen - und die Offensive funktionierte gleichzeitig trotzdem weiter.
Vladimir Lucic, Augustine Rubit und Deshaun Thomas taten sich als mit je 18 Punkten besonders hervor. Co-Kapitän Lucic, der von einem "gewaltigen Sieg" sprach, sicherte sich noch zwölf Rebounds und wurde so wieder zum Spieler des Spiels gekürt. Damit kompensierten die Bayern auch das Fehlen ihres Topscorers Darrun Hilliard, der das Geschehen mit Knieschiene, Krücken und traurigem Blick am Spielfeldrand verfolgte.
Da unklar ist, wann der Amerikaner nach seiner Knieverletzung wieder spielen kann, schaut sich der FCBB nun auf dem Transfermarkt um. "Wir brauchen einen erfahrenen Spieler, der die Euroleague kennt", sagte Trinchieri. Ein ernsthafter Kandidat ist nach AZ-Informationen KC Rivers, der in der ersten Hälfte der Saison 2015/16 schon mal für den FCBB spielte.
KC Rivers soll schon beim FC Bayern unterschrieben haben
Der Linkshänder, der damals als Euroleague-Sieger von Real Madrid kam und zuletzt für Zenit St. Petersburg spielte, passt perfekt ins Profil. Wie "eurohoops.net" berichtet, sollen sich die Bayern mit dem US-Amerikaner bereits einig sein. Der 34-Jährige, der aktuell vereinslos ist, soll auch schon einen zunächst für vier Monate befristeten Vertrag beim FCBB unterschrieben haben. Die offizielle Bestätigung des Klubs steht allerdings noch aus.
Mit dem Überraschungssieg gegen Efes ist es dem FCBB - nach dem äußerst problematischen Saisonstart - nun jedenfalls tatsächlich gelungen, mit 7:7 eine ausgeglichene Sieg-Niederlagen-Bilanz zu erreichen und sich damit endgültig im Kampf um die Playoff-Plätze zurückzumelden. "Es fühlt sich an, als wäre es ein Jahrtausend her, als wir mit 0:4 und wegen Covid und Verletzungen ohne viele Spieler gestartet sind", sagte Trinchieri: "Damals sah es nach einem wirklich sehr hohen Berg vor uns aus."
Für die Bayern geht es nun zum Liga-Gipfel nach Berlin
An dessen Spitze wähnt sich Trinchieri mit seinem Team noch lange nicht. "Wir haben noch nichts erreicht, nur sieben Spiele gewonnen, aber das Gefühl ist, dass das Team trotz aller Rückschläge - ohne den besten Scorer, ohne andere Spieler unseres Rückgrats - eine Balance findet."
Als Nächstes gilt es das am Sonntag (18 Uhr) beim Liga-Gipfel in Berlin gegen Alba unter Beweis zu stellen. "Ich kenne solche Spiele aus Belgrad", sagte der gegen Efes ebenfalls starke Neuzugang Ognjen Jaramaz: "Ich kann die Atmosphäre des Derbys spüren und fühle, wie wichtig dieses Spiel gegen Berlin für Bayern ist."