Basketball, Euroleague: Vladimir Lucic von FC Bayern Basketball über Auftakt gegen Istanbul
Der 29-Jährige wechselte 2016 von Valencia zum FC Bayern Basketball und avancierte schnell zu einem wichtigen Leistungsträger beim aktuellen deutschen Meister.
Im AZ-Interview spricht er über die Herausforderung in der Euroleague und den langen Ausfall von Milan Macvan.
AZ: Herr Lucic, am Donnerstag (20.30 Uhr/Telekom Sport) starten Sie mit dem FC Bayern Basketball gegen Efes Istanbul in die Euroleague. Steigt die Nervosität langsam?
VLADIMIR LUCIC: Von Nervosität würde ich nicht sprechen, vielleicht eher von positiver Aufregung. Es ist die beste Liga in Europa. Und wir alle Freude uns darauf, dort zu spielen. Das haben wir uns im vergangenen Jahr durch den Gewinn der Deutschen Meisterschaft verdient. Am Donnerstag werden wir alle heiß auf das Spiel und bereit dafür sein.
Sie haben schon drei Pflichtspiele hinter sich. Fühlt es sich trotzdem ein wenig wie der eigentliche Saisonstart an?
Nein, weil wir jedes Spiel sehr ernst nehmen. Und das Allerwichtigste für uns ist immer noch, unseren Meistertitel und Pokalsieg zu verteidigen. Unsere Saison hat also längst begonnen. Aber natürlich will sich jeder von uns in der Euroleague mit den besten Spielern und Mannschaften Europas messen. Das wird ein großer Spaß, aber auch eine lange Saison mit sehr vielen Spielen. Wir werden alles dafür geben, gleich gut in die Euroleague zu starten.
Wie ist es für Sie persönlich, zurück in der Königsklasse zu sein?
Im neuen Liga-Modus der Euroleague mit Hin- und Rückspiel habe ich auch noch nicht gespielt. Das wird sicher auch eine sehr harte Saison für uns. Viele starke Mannschaften werden nach München kommen. Ich hoffe, auch unsere Fans Freude sich darauf und werden uns dabei helfen, sie zu schlagen.
Was kann man vom FC Bayern in dem Wettbewerb erwarten? Klubpräsident Uli Hoeneß träumt von den Playoffs. Ist das ein realistisches Ziel?
Das Wichtigste für uns ist wie gesagt die Verteidigung unserer beiden nationalen Titel. In der Euroleague werden wir einfach versuchen, so weit zu kommen wie möglich. Natürlich wäre es großartig, wenn wir es am Ende unter die besten Acht schaffen sollten.
Wer sind die Favoriten in der Euroleague?
Alle Mannschaften, die dort spielen, gehören nun mal zu den besten Teams in Europa, da kann wirklich jeder jeden schlagen. Aber es gibt natürlich schon die üblichen Verdächtigen, die immer um das Top-Four-Turnier mitspielen: Titelverteidiger Real Madrid, Fenerbahce Istanbul, die beiden Athener Klubs Olympiakos und Panathinaikos, Vitoria hat eine gute Mannschaft, ZSKA Moskau natürlich. Aber auch viele anderen Teams haben berechtigte Ambitionen auf das Top-Four. Da wird es sicher auch Überraschungen geben.
Wie schätzen Sie Ihren ersten Gegner ein?
Auch Efes Istanbul ist eine großartige Mannschaft. Sie haben viel Geld in ihr Team gesteckt, einige große Spieler verpflichtet und große Erwartungen. Sie wollen schon seit Langem etwas in der Euroleague erreichen und glauben daran, dass jetzt ihr Moment gekommen ist. Sie haben in dieser Saison mit dem türkischen Supercup gegen Fenerbahce schon ihre erste Trophäe gewonnen. Alleine das zeigt die Qualität dieser Mannschaft.
Wie schwer wiegt der Ausfall von Milan Macvan, der sich zum zweiten Mal das Kreuzband gerissen hat?
Das trifft uns genauso hart wie vergangene Saison. Der Unterschied ist, dass es dieses Mal schon in der Vorbereitung passiert ist und wir deshalb in Derrick Williams schon Ersatz verpflichtet haben. Ich erwarte von ihm, dass er unserem Team mindestens genauso viel helfen wird, wie es Macvan getan hat. Wir versuchen, ihn von Tag zu Tag besser in unsere Mannschaft zu integrieren.
Ist Derrick Williams bereit für sein Debüt am Donnerstag?
Er hat noch nicht allzu viel mit uns trainiert. Aber seine jahrelange Erfahrung in der NBA, wo er 2011 beim Draft als Zweiter ausgewählt wurde, spricht für sich und zeigt, wie groß sein Potenzial ist. Aber er ist auch zum ersten Mal überhaupt in Europa. Wir können also nicht gleich im ersten Spiel Wunderdinge von ihm erwarten. Er wird etwas Zeit brauchen, um sich an den europäischen Basketball zu gewöhnen.
Sie ersetzen Macvan nun als Vizekapitän.
Ich war schon bei Partizan Belgrad Kapitän, kenne diese Rolle. Trotzdem ist es ein Privileg für mich, jetzt auch hier beim FC Bayern Vizekapitän zu sein.
In den ersten drei Spielen verlor Bayern am Ende jeweils ein wenig die Konzentration. Warum wird das in der Euroleague nun nicht passieren?
Ich sehe das anders. Es ist gegen jeden Gegner schwer, einen 30-Punkte-Vorsprung zu behalten. So wie Gießen am Sonntag hat der Gegner dann nichts mehr zu verlieren und trifft eben auch mal ein paar schwierige Würfe. Unterm Strich haben wir uns aber auch in allen drei Spielen eine Führung erarbeitet und unser Sieg war nicht mehr gefährdet. In der Euroleague wird das definitiv schwieriger, da müssen wir unseren besten Basketball spielen – und zwar über 40 Minuten.