Zwischen Fan und Opfer: Welche FC-Bayern-Stars zerreißen sich noch für Thomas Tuchel?

München – Bis zum Pfingstsamstag geht sie noch, die Bundesliga-Saison. Der Auftritt in Hoffenheim könnte das letzte, wirklich allerletzte Spiel sein, das Thomas Tuchel als Trainer des FC Bayern zu verantworten hat. Danach werden der 50-Jährige und die Mannschaft getrennte Wege gehen. Tuchel könnte sich in der Folge theoretisch einer neuen Aufgabe widmen, da sein Vertrag zum 30. Juni ausläuft – vorzeitig um ein Jahr beendet, nicht ganz so einvernehmlich wie es verlautete. Für die Nationalspieler des DFB und anderer europäischer Nationen geht es mit der Vorbereitung auf die EM in Deutschland (14. Juni bis 14. Juli) weiter.
Mit wie viel Schwung kommen Neuer, Müller & Co. dann ins DFB-Trainingslager (ab 26. Mai) nach Thüringen? Wie sehr hat ihnen diese spezielle Bayern-Saison vor dem wichtigen Champions-League-Rückspiel gegen Lazio Rom geschadet? Kurzfristiger ist jedoch von Bedeutung, wie sehr die Profis des aktuellen Kaders im Saisonendspurt noch mitziehen, obwohl sie wissen, dass ihr Trainer bald nicht mehr da ist. Dass Tuchel und die Mannschaft keine verschworene Einheit bilden, haben die letzten Wochen und Monate dokumentiert.
Aber wer hält noch zum Chefcoach und dessen Assistenten-Team? Wer hat ihm etwas zu verdanken? Und werde dürfte dem scheidenden Trainer keine Träne nachweinen bzw. auf eine neue Chance bei Tuchels Nachfolger hoffen?
Die Tuchel-Fans beim FC Bayern
Manuel Neuer (37): Geduldig und mit steten Lobeshymnen wartete Tuchel auf den Torhüter, der im Oktober nach fast elf Monaten Verletzungspause zurückkehrte. Der Kapitän zahlte das Vertrauen mit Leistung zurück und wird Ende des Monats sein Comeback im Tor der Nationalelf feiern.
Harry Kane (30): Erst am Montag sagte Tuchel über den Kapitän der englischen Nationalelf: „Es ist ein Geschenk, ihn hier zu haben. Es gibt nicht ein Prozent Zweifel an ihm.“ Tuchel überzeugte den Mittelstürmer im Sommer, von Tottenham nach München zu wechseln. Kanes 31 Tore in 32 Pflichtspielen sagen alles.
Leroy Sané (28) und Jamal Musiala (21): Beide sind unter Tuchel unantastbare Stammspieler. Sané spielte mit acht Toren und zehn Vorlagen die beste Liga-Hinrunde seiner Karriere, baute dann ab. Tuchel hält zu ihm und gewährt auch Kreativ-König Musiala mehr Spielzeit als Julian Nagelsmann (Juli 2021 bis März 2023).
Min-jae Kim (27), Eric Dier (30), Raphael Guerreiro (30): Für alle drei Transfers, der Brite Dier kam erst im Januar, machte sich Tuchel intern stark und gab dem Trio viel Spielzeit.
Die Tuchel-Opfer beim FC Bayern
Joshua Kimmich (29): Aktuell auf die Rechtsverteidiger-Position (ab-)geschoben, wird Kimmich, der sich als Sechser sieht, auf einen Neuanfang im Sommer hoffen. Tuchel demontierte den Vize-Kapitän, dessen Frust sich in Bochum (2:3) entlud, sprach ihm die defensive Sechser-Qualität ab. Sein Vertrag endet 2025.
Leon Goretzka (29): Der Mittelfeldspieler, unter Tuchel bereits Teilzeit-Innenverteidiger in der Not, steht am Scheideweg seiner Karriere. Auch er setzt auf eine andere Ansprache und neues Vertrauen, will sich bei Bayern (Vertrag bis 2026) durchbeißen.
Matthijs de Ligt (24): Unter Nagelsmann war der Holländer der Abwehr-Boss, unter Tuchel musste er mit Dayot Upamecano, Kim und Dier um einen der beiden Plätze in der Mitte der Viererkette kämpfen. „Ich hatte eine etwas schwere Saison“, offenbarte de Ligt am Montag – leicht untertrieben. Der neue Coach wird über seine Zukunft (Vertrag bis 2027) entscheiden.
Thomas Müller (34): Der Vize-Kapitän und Kabinenchef spielte unter Tuchel eher die Rolle als Ansprechpartner und Ratgeber (zum Teil während der Spiele an der Seitenlinie), kam erst zuletzt aufgrund der Verletzungspausen von Kingsley Coman und Serge Gnabry zu mehr Spielzeit und Startelf-Einsätzen. Der Trainer-Wechsel kann für den Urbayern allerdings beides bedeuten: Noch mehr auf dem Platz gebraucht zu werden oder in seinem wohl letzten Karrierejahr (Vertrag bis 2025) auf dem Abstellgleis zu landen.