Zweites Jahr, vierter Stürmer?

30-Millionen-Mann Mario Gomez kämpft beim FC Bayern um seine Karriere: „Auf der Rechnung hat mich doch eh niemand mehr“, sagt er.
von  Abendzeitung
Viel zu selten konnte Mario Gomez letztes Jahr, so wie hier gegen Wayne Rooney, überzeugen beim FC Bayern.
Viel zu selten konnte Mario Gomez letztes Jahr, so wie hier gegen Wayne Rooney, überzeugen beim FC Bayern. © dpa

30-Millionen-Mann Mario Gomez kämpft beim FC Bayern um seine Karriere: „Auf der Rechnung hat mich doch eh niemand mehr“, sagt er.

MÜNCHEN „Sorgenkind“, „Neuanfang“, er dürfe sich nicht „in Selbstmitleid zerfleischen“. Der Letzte, über den man beim FC Bayern so gesprochen hatte wie zuletzt über Mario Gomez, war Lukas Podolski. Damals hatte man in der Führungsetage alles versucht, den Gefühlskölner im dritten Jahr seines München-Engagements noch einmal auf Vordermann zu bringen. Der Tonfall wurde kritischer, schärfer, fordernder – wie in allen Fällen, in denen die Liaison eines neu verpflichteten Spielers zum Verein nicht wie gewünscht zu gedeihen beginnt. Nicht jeder Neueinkauf heißt eben Arjen Robben.

Seit einem Jahr ist Mario Gomez nun beim FC Bayern, mit über 30 Millionen Euro Ablöse ging er als teuerster Einkauf aller Zeiten in die Vereinshistorie ein. Schwerer hätte die Bürde nicht sein können. Zehn Tore in 29 Bundesliga-Einsätze, zumal meist nur als Joker, ist im Grunde nicht so schlecht. Da haben andere Sturmimporte viel kräftiger versagt im Debütjahr. Dennoch kam Gomez nicht an Gratis-Einkauf Ivica Olic vorbei. Der verzückte mit seinen Toren und mit seiner Art die Fans sowie allen voran Trainer Louis van Gaal. Olic galt als gesetzt, war er platt, kam Miroslav Klose rein. Er ist sofort im Spiel, ein passabler Joker – was man von Gomez nicht behaupten kann. Siehe seine bescheidenen Leistungen als Einwechselspieler bei der WM in Südafrika. Der 25-Jährige muss sich in ein Spiel reinfinden, er braucht Ballkontakte und vor allem eines: Sicherheit - plus das Vertrauen des Trainers.

Das Vertrauen des Vereins bekommt er. Trotz seines Sorgenkind-Status. Dennoch war es mehr als ein Motivationstrick als Präsident Uli Hoeneß kürzlich meinte, Gomez stehe in seiner Karriere „das erste Mal mit dem Rücken zur Wand, und in der Situation muss er die Eiger-Nordwand besteigen“. Dass es Gomez schafft, darüber ist sich Hoeneß nicht so sicher: „Wir werden sehen, ob er damit zurechtkommt.“

Kaum zwei Wochen ist Gomez nun wieder an der Säbener Straße, unterbrochen wurde seine Rückkehr durch die Berufung zur Nationalelf für den überflüssigen Test in Dänemark (2:2). Kaum da, muss sich Gomez schon wieder hinten anstellen, in der Stürmerhierarchie ist er die Nummer drei. Oder sogar vier, wertet man Thomas Müller als Angreifer. „Ich sehe das sehr entspannt“, sagte Gomez, „natürlich will ich den Platz im Sturm. Natürlich weiß ich, dass es um sehr viel geht. Aber ich weiß, dass ich von der Qualität her die Möglichkeiten habe, den Stammplatz vorne zu erobern.“ Er hofft, nun aus dem Windschatten kommen zu können. Gomez: „Auf der Rechnung hat mich doch eh niemand mehr. Deswegen werde ich richtig Gas geben und versuchen, Louis van Gaal im Training von mir zu überzeugen.“ Eine Flucht nach nur einem Jahr München wäre für ihn nicht in Frage gekommen, „nicht eine Sekunde“, beteuert er. Er will kämpfen. Gomez, der Bergsteiger.

ps

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