Zweite Reihe, erste Klasse

Ottl, Timoschtschuk, Altintop und Demichelis trumpfen in Cluj auf – und Gomez trifft dreimal. Trainer van Gaal jedoch sagt: „Ein Stürmer steht am nächsten amTor, deswegen macht er Tore“
von  Abendzeitung
So jubelt ein dreifacher Torschütze: Bayern-Stürmer Mario Gomez (r.) feiert seinen zweiten Treffer in Transsilvanien. Andreas Ottl eilt herbei, um zu gratulieren.
So jubelt ein dreifacher Torschütze: Bayern-Stürmer Mario Gomez (r.) feiert seinen zweiten Treffer in Transsilvanien. Andreas Ottl eilt herbei, um zu gratulieren. © AP / AP

CLUJ - Ottl, Timoschtschuk, Altintop und Demichelis trumpfen in Cluj auf – und Gomez trifft dreimal. Trainer van Gaal jedoch sagt: „Ein Stürmer steht am nächsten amTor, deswegen macht er Tore“

Ob sichPräsident Uli Hoeneß gestern Abend auf der Mini-Tribüne des „Dr. Constantin Radulescu“-Stadions im sehr frischen Cluj die Hände gerieben hat? Nicht nur, um sich ein wenig zu wärmen gegen den rumänischen Wintergruß, sondern auch, weil es mit Mario Gomez wieder ein Spieler war, der die Partie – per Dreierpack – entschied, den er stets unterstützt hatte.

Er wird es sichwohl verkniffen haben. Zuletzt, beim 4:2 in der Liga gegen Freiburg, hatte Hoeneß auf der Tribüne über die Maßen aggressiv die Faust geschwungen nach den Treffern von Gomez, Timoschtschuk und Demichelis. All die Spieler, die bei Trainer Louis van Gaal zwischendurch schon unten durch waren – oder zumindest in einer sehr schwierigen Situation steckten, was den Kampf um einen Stammplatz betrifft. „Es gibt vier, fünf Spieler bei uns, die permanent falsch eingeschätzt wurden. Das hat ein Geschmäckle", schimpfte Hoeneß am Sonntag im TV. Und die gehören momentan zu den Leistungsträgern – auch Mittwochabend in Cluj.

Trainer van Gaal reagierte bei Fragen nach Matchwinner Gomez dennoch gereizt. Ob er ein Sonderlob für den Angreifer habe? „Wenn Sie das hören wollen“, polterte der Holländer, „aber ich denke, dass ein Stürmer am nächsten am Tor steht, deswegen macht er auch mehr Tore.“ Und dann, es klang fast ironisch: „Aber okay, es ist natürlich fantastisch, dass wir so einen Stürmer haben.“ Wenig später betonte der Cheftrainer dann noch, dass er auch die Spielweise mehr auf Gomez ausgerichtet habe. Sei’s drum.

Neben Gomez durften Martin Demichelis (Innenverteidigung) und Anatolij Timoschtschuk (zentrales defensives Mittelfeld) wieder auf ihren Lieblingspositionen ran. Sie machten ihre Sache gut. Wie auch Andreas Ottl, der sich Spiel für Spiel steigert. Genau wie Hamit Altintop, der den Treffer von Thomas Müller vorbereitete. Ein Erfolg der Fehleingeschätzten? Zweite Reihe, erste Klasse.

Dass er diese Profis falsch einschätze, hatte van Gaal ja bereits am Dienstag bestritten: „Ich habe die Perspektive offen gehalten für diese Spieler." In der Tat. Er gab allen eine Chance, selbst Edson Braafheid. Aus dem Team ist kein böses Wort über den Trainer zu vernehmen, seine Ansagen sind zwar hart, aber klar und deutlich. Fairness ist van Gaals oberstes Gebot.

Die zweite Reihe hat Perspektive, die Rückkehrer aus dem Krankenstand Klose, Olic Contento werden es schwer haben. Nur Robben, Ribéry, van Bommel und Badstuber haben ihre Stammplätze garantiert. „Wir haben jetzt nicht mehr nur zwölf oder 13 Spieler, die zum Einsatz kommen, sondern 18“, sagte etwa Danijel Pranjic. Dies allerdings spricht doch eher für Hoeneß’ These. Patrick Strasser

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