Zweimal schwarzer Peter: Kim-Aussetzer kosten den Bayern den Sieg gegen Real

München - Er kam im Sommer als Abwehrmonster an die Säbener Straße, sollte das nun auch gegen die Galaktischen (2:2) als Ersatz für den verletzten Matthijs de Ligt (24) auf der großen Champions-League-Bühne präsentieren. Doch Min-jae Kim (27) avancierte in jener Münchner Frühlingsnacht, die vor Spielbeginn ganz im Zeichen von Bayern-Legende Franz Beckenbauer, der seinerzeit große Abwehrschlachten schlug, stand, zum unglücklichen Protagonisten.
Tuchel über Kim-Aussetzer: "Das ist zu einfach"
Gleich zwei mal wurde der Südkoreaner für individuelle Fehler von den Madridistas eiskalt bestraft. "Er war zweimal zu gierig", ging sein Trainer Thomas Tuchel (50) nach der Partie mit ihm hart ins Gericht. Ahnte Kim nach 24 Minuten nicht, dass Querpass-Toni auch zum Steilpass-Toni Kroos (34) werden kann. Der eine nennt es Geniestreich, Thomas Müller (34) nannte es: "So wie die Lücke da offen war, war es technisch wahrscheinlich nicht hochkompliziert."
Musste der Routinier dann aber doch zugeben, dass sein ehemaliger Mannschaftskollege den Raum optimal erspäht hatte. Weil Kim zu hoch stand, hatte Vinicius Junior (23) anschließend freie Bahn, musste den Ball nur noch an Manuel Neuer (37) vorbeischieben. "Die Gegenbewegung darf Min-jae nicht so aggressiv mitmachen", kritisierte Tuchel. "Auf der Seite ist kein Druck auf den Ball. Das ist zu einfach."
FC Bayern: Hainer nimmt Kim in Schutz
Aufbauende Worte für den Verteidiger fand hingegen Klub-Präsident Herbert Hainer (69). "Es ist schon schwierig, gegen Vinicius zu spielen, der so einen Antritt hat", so der gebürtige Dingolfinger und gab Kim noch einen Rat mit auf den Weg: "Manchmal würde ich ihm wünschen, dass er noch ein bisschen ruhiger ist, sich ein bisschen überlegter hinter den Gegner stellt und nicht versucht, vorne rein zu gehen, um dann ausgebremst zu werden. Aber in solchen Spielen sind es Sekunden-Entscheidungen."
Denn auch beim zweiten Streich der Königlichen war es Kim, der sich kurz vor Ende der Partie dafür entschied, Flügelflitzer Rodrygo (23) im Bayern-Strafraum zu Boden zu ringen. "Er steht die ganze Zeit besser und im Moment des Passes steht er falsch. Dann ist er schon falsch und dann kommt noch Eric Dier zum Helfen. Das ist zu gierig", rügte Tuchel seinen Innenverteidiger, der anschließend nur zuschauen konnte, wie Vinicius Junior den Elfmeter souverän in die Maschen schlug.

De Ligt könnte im Rückspiel zur Option werden: "Schauen von Tag zu Tag"
Dass Kim nicht den glücklichsten Tag erwischte, wusste er selbst. "Es ist nicht so, dass er ein Geheimnis aus der Situation macht", erklärte Neuer. "Uns passieren Fehler. Das gehört zum Fußball dazu. Aber das heißt nicht, dass er jetzt bei den nächsten Spielen nicht performen wird." Ob er dafür die Chance von seinem Cheftrainer bekommt, dürfte nach der klaren Kritik fraglich sein. Zumal de Ligt, der die Königsklassen-Schlacht zusammen mit seiner Freundin Annekee Molenaar (24) von der Tribüne aus anschaute, im Rückspiel wieder auf dem Platz stehen könnte.
"Da müssen wir schauen und abwarten. Wir schauen von Tag zu Tag", sagte der Niederländer, der zuletzt neben Eric Dier (30) starke Leistungen zeigte. Dass es die im Estadio Santiago Bernabéu brauchen wird, um eines der heißbegehrten Tickets fürs Finale zu bekommen, weiß auch Sportvorstand Max Eberl: "Wir müssen genauso spielen, ohne Fehler in der Abwehr. Dann können wir auch in Madrid gewinnen." Ob das gelingt?