Zwei schlimme Minuten in Rom: Bayerns bittere Premiere
ROM - Selbst eine klare Führung reicht den Bayern nicht mehr, um einen Sieg nach Hause zu bringen. Dass sie aber nach einem 2:0 zur Pause in Rom noch verlieren, das hat es noch nie gegeben
Es sah so gut aus: 2:0 zur Halbzeit gegen harmlose Römer, und dann das: Mit dem 2:3 beim AS Rom handelte sich der FC Bayern die erste Saison-Niederlage in der Champions League ein. Noch nie hatten die Münchner in der Königsklasse einen solchen Vorsprung verspielt.
Der letzte Triumph einer deutschen Elf im Olympiastadion von Rom ist mehr als 20 Jahre her. Dank Andi Brehmes Elfmetertreffer wurde das Team des Trainers Franz Beckenbauer damals Weltmeister. Zwei Tage später wurde Mario Gomez fünf Jahre alt, hat also nur schwache Erinnerungen an das Stadio Olimpico di Roma. Die hat er nun aufgefrischt: mit seinen Champions-League-Treffern fünf und sechs. Zum Sieg reichten sie am Ende jedoch nicht.
Anders als 1990 beim WM-Finale waren diesmal nur 40000 Zuschauer gekommen, und sie sahen einen FC Bayern im DFB-Look: schwarze Hose, weißes Hemd. Sie sahen keinen Bastian Schweinsteiger, der nach einer zweiten gelben Karte gesperrt war, dafür aber den genesenen Martin Demichelis für den in Leverkusen mäßig überzeugenden Breno. Und sie sahen Thomas Kraft für Stammkeeper Jörg Butt. Der junge Mann bekam gleich ordentlich was auf die Finger, schlug sich aber wacker, wenn auch am Ende unglücklich (siehe Bericht unten).
Bayern-Chancen? Fehlanzeige in der ersten halben Stunde. Dann aber saß gleich der erste Torschuss: Über Toni Kroos und Franck Ribéry landete der Ball bei Gomez, der vor Marco Cassetti an den Ball kam. Sein Schuss kullerte vom Innenpfosten über die Linie: 1:0 in Minute 33.
Sechs Minuten später nutzte Thomas Müller einen Fehlpass in der Roma-Abwehr zu einem Zuckerpässchen auf Gomez, der die Kugel perfekt im langen Eck ablegte. Treffer Nummer 14 in den vergangenen neun Spielen. Sportdirektor Christian Nerlinger schwärmte in der Halbzeitpause: „Ich bin hochzufrieden. Es macht wahnsinnig viel Spaß zuzuschauen. Mario spielt heute absolute Weltklasse. So kann er gerne weitermachen.“ Auch DFB-Sportdirektor Matthias Sammer fand lobende Worte: „Das ist schon Extraklasse.“
Doch nach der Pause leisteten sich die Münchner wie schon in Cluj und Mönchengladbach mal wieder eine schwer erklärliche Schwächephase. Wenig überraschend kamen die Römer lebhafter aus der Pause - und prompt brannte es im Bayern-Strafraum. Vier Minuten nach Wiederanpfiff gelang Marco Borriello nach einer Münchner Fehlerkette der Anschlusstreffer. In der 60. Minute musste Kraft mit zwei fabelhaften Paraden wieder sein Können beweisen. Nach 80 Minuten war er machtlos, als di Rossi einen schönen Spielzug der Römer zum 2:2 abschloss.
Es kam noch schlimmer: Zwei Minuten später verwandelte der eingewechselte Francesco Totti einen von Kraft verursachten Foulelfmeter zum 2:3 – Bayerns erste Niederlage seit Anfang Oktober.
tbc/fil