Zwei prominente Schicksale beim FC Bayern zeigen, was für Thomas Tuchel nun möglich ist

Thomas Tuchels Zeit beim FC Bayern wird (spätestens) am Saisonende vorbei sein, das steht fest. Welche Auswirkungen dieser Fakt haben kann, zeigen die Schicksale von Louis van Gaal und Jupp Heynckes.
Patrick Strasser |
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Der damalige Mainz-Trainer Thomas Tuchel (l.) mit dem früheren FC-Bayern-Coach Louis van Gaal (Archivbild vom 30.01.2010).
Der damalige Mainz-Trainer Thomas Tuchel (l.) mit dem früheren FC-Bayern-Coach Louis van Gaal (Archivbild vom 30.01.2010). © imago sportfotodienst

München - Das Torverhältnis beträgt 2737:889, die Ergebnis-Bilanz lautet: 743 Siege, 166 Unentschieden und 90 Niederlagen. Die mit dem Duell gegen RB Leipzig am Samstag (18.30 Uhr/ Sky) beginnende Abschiedstournee von Trainer Thomas Tuchel ist zugleich das 1000. Heimspiel des FC Bayern in seiner Bundesliga-Historie. Von den 90 Dahoam-Pleiten hat Tuchel lediglich – oder muss man in Anbetracht der bisher elfmonatigen Amtszeit sagen: immerhin? – zwei zu verantworten: das 0:1 gegen Werder Bremen im Januar und das 1:3 gegen die Leipziger am 33. Spieltag der vergangenen Saison.

Thomas Tuchel will "kein Prozent nachlassen" – doch wie endet sein Engagement beim FC Bayern?

Nach der am Mittwoch bekanntgegebenen Trennung von Tuchel zum Saisonende stellt sich die Frage, welche Auswirkung die Ankündigung hat. Nimmt dieser Schritt der Mannschaft nun die Verkrampfung, ja das "Verkopfte" im Spiel, wie es Thomas Müller nannte? Kann man sich trotz der sportlichen Misere und der atmosphärischen Störungen für rund drei Monate zusammenreißen?

Oder wird aus Tuchel, der auch am Freitag versprach, er werde mit seinem Trainerteam "kein Prozent nachlassen" und keinesfalls "persönlich enttäuscht von seinen Spielern" sein, eine "lame duck", eine lahme Ente? Sprich ein Entscheider, dessen Einfluss und Autorität schwindet? Tanzen die Spieler ihrem scheidenden Trainer nun (endgültig) auf der Nase herum, weil er bald ohnehin weg ist?

Beispiel Louis van Gaal – der "Lame Duck"-Effekt

Nachfolgend zwei Beispiele aus Bayerns Vergangenheit als man eine Trennung vom Cheftrainer um eine Saison vorgezogen hatte:

Die Louis-Lähmung: Seit seinem Amtsantritt im Sommer 2009 hatte der innovative und zugleich beratungsresistente Louis van Gaal den Verein umgekrempelt und ins Champions-League-Finale 2010 geführt, das Bayern mit 0:2 gegen Inter Mailand verlor. Mehr und mehr verlor der exzentrische Holländer in seiner zweiten Saison den Rückhalt der Bosse, insbesondere mit Alphatier Uli Hoeneß gab es Zoff. Auch die Ergebnisse stimmten nicht mehr. Am 7. März tagte der Vorstand um dessen Chef Karl-Heinz Rummenigge und entschied, den Vertrag des Trainers, ursprünglich bis 2012 datiert, um ein Jahr zu verkürzen – angeblich einvernehmlich.

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Die Parallelen zum aktuellen Fall Tuchel sind kurios: Auch damals sahen die Bosse nach der dritten Niederlage innerhalb einer Woche (!) von einer sofortigen Trennung ab, diskutiert wurden taktische Aufstellungsfehler und eine umstrittene Personalpolitik – kommt einem bekannt vor. Van Gaal erhielt die Chance, sich zu beweisen, vor allem in der Champions League nach dem 1:0-Hinspielsieg im Achtelfinale bei Inter Mailand. Doch Bayern vergeigte das Rückspiel zu Hause – 2:3. Auch sonst stimmte nichts mehr. Nach einem 1:1 in Nürnberg feuerte man van Gaal am 10. April. Es übernahm Assistent Andries Jonker, der in fünf Liga-Partien zumindest noch das Ticket für die Königsklasse sichern konnte. Bei der Nachfolger-Suche baggerten die Bayern am aktuellen Leverkusen-Trainer (!) jener Saison und bekamen ihn: Jupp Heynckes.

Beispiel Jupp Heynckes – die "Jetzt erst recht"-Entfesselung beim FC Bayern

Der Heynckes-Schub: Nach dem historischen Vize-Triple in der Saison 2011/12 – inklusive des grausamen "Finale dahoam" gegen den FC Chelsea – wollte Chefcoach Jupp Heynckes noch mal richtig angreifen bei seinem bereits dritten Engagement an der Säbener Straße. Den Rückhalt der Mannschaft um Kapitän Phillip Lahm, Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller & Co. hatte Heynckes, doch die Bosse – selbst Kumpel Uli Hoeneß – zweifelten. Im Winter verpflichtete man in einer Geheimoperation Welttrainer Pep Guardiola, der nach einer erfolgreichen Ära beim FC Barcelona ein Sabbatjahr einlegte, als Heilsbringer für die folgende Saison. Damit wurde Heynckes in den – wie sich bei seiner erneuten Rückkehr 2017 herausstellte – vorzeitigen Ruhestand getrieben.

Der gebürtige Mönchengladbacher, an der Ehre gepackt, coachte das Team zum Triple 2013. Das Verhältnis von Menschenfänger Jupp und dem überaus loyalen, dankbaren Team, das ihm "den perfekten Abschied bereiten wollte" (Schweinsteiger) stimmte. Heynckes Zieldurchfahrt war also nicht im klappernden Citroën, sondern in einem Flitzer vom Vereinssponsor. Im TT, und nicht in einer Ente, würde sich auch Tuchel gerne verabschieden.

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  • zOTTEL am 24.02.2024 01:48 Uhr / Bewertung:

    Always the same:
    Coach hired: " You´re the one - new players? ...we´ll se...hähä"
    no players -small success...
    Mother Teresa looks like a plum pudding on the stands..
    Coach fired
    Mother Teresa doesn´t get damaged...

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