Zwanziger: Hoeneß soll nach Wembley abtreten
Theo Zwanziger bei "Sky90" über...
...die Steueraffäre Uli Hoeneß: "Es gibt Fehlverhalten auf dem Platz – das ahnden die Schiedsrichter. Und es gibt Fehlverhalten außerhalb des Platzes – da muss eine angemessene Antwort drauf gegeben werden. Ich würde mich unmenschlich verhalten, wenn ich kein Mitgefühl hätte, was über Uli Hoeneß hereinbricht. Es ist eine extreme Entwicklung: sportlich riesiger Erfolg, auf der anderen Seite holt ihn diese Steuergeschichte ein. Ich habe mit Uli Hoeneß gute Zeiten verlebt. Aber in meinem Buch habe ich ihn so geschildert, wie ich ihn anders erlebt habe. Es gab auch kritische Momente mit ihm. Ich kann das nachfühlen und wünsche von ganzem Herzen, dass er da gut rauskommt."
…Hoeneß’ zwischen Erfolg und Steuerbetrug: "Es ist tragisch. Man kommt aus dieser Sache auch nicht richtig raus. Wenn ich selbst in einer solchen Situation wäre, würde ich mir wünschen, dass sich die Leute daran erinnern, was ich Gutes geleistet habe, aber auch nicht wegwischen, was passiert ist. Es ist eine Schweinerei, dass diese Selbstanzeige öffentlich wird. Ich war selbst mal Steuerinspektor und weiß, was das Steuergeheimnis für eine Rolle spielt. Wenn es zugelassen wird, dass Personen, die eingesehen haben, dass es falsch war, was sie gemacht haben und das wieder in Ordnung bringen wollen, anschließend an den Pranger gestellt werden, ist nicht in Ordnung."
...einen schwarzen Schatten auf Hoeneß' Verdiensten: "Niemand wird Uli Hoeneß in Abrede stellen, was er Großartiges geleistet hat. Er hat aber auch viele Menschen, die sich ihm verbunden fühlen, enttäuscht. Das ist ein Verhalten, das man nicht bagatellisieren darf. Es ist nicht nur ein Fehler, es ist schon eine kriminelle Handlung, die dort begangenen worden ist. Ich hoffe und wünsche ihm, dass er auch die Einsichtsfähigkeit hat, dass das nicht gepasst hat. Er hat viele positive Spuren in diesem Land hinterlassen, die nicht vergessen werden dürfen."
...Auswirkungen auf Hoeneß' Karriere: "Uli Hoeneß muss einsehen: Ich bin nicht unfehlbar. Ich habe einen Fehler gemacht, ich habe einen gravierenden Fehler gemacht, wo der Rechtsstaat eingreifen muss. Wenn er sich dem verantwortlich stellt und ein Stück Einsicht zeigt, dass dieses Fehlverhalten unentschuldbar ist, dann bin ich absolut sicher, dass wir Uli Hoeneß auch weiterhin in verantwortlicher Position im deutschen Fußball sehen werden. Ich habe überhaupt keine Häme, sondern hoffe, dass er gut beraten glimpflich aus der Sache rauskommt."
…einen möglichen Rücktritt: "Es wäre schade, wenn Uli Hoeneß vor dem Champions-League-Finale (im Londoner Wembley-Stadion, d. Red.) sein Präsidentenamt ruhen lassen würde. Das ist ein Stück Krönung seines Lebenswerkes. Bei allem, was er privat falsch gemacht hat: Bis zum Endspiel oder dem Empfang am nächsten Tag (das wäre dann der 26. Mai, d. Red.) sollte er Bayern-Präsident bleiben. Auf die paar Wochen kommt es auch nicht an. Dann sollte er klug sein und ein Stück an die anderen denken."
…die deutschen Erfolge in der Champions League: "Diese Explosion im Klubfußball konnte man auf Grund der guten Nachwuchsförderung in den vergangenen Jahren erwarten. Wenn beide Klubs ins Finale kommen, ist es ein historisches Ereignis."